Bei der Mukoviszidose (= Cystische Fibrose, CF) handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung. Dabei ist das Gen für einen Chlorid-Transporter, das sog. CFTR-Gen (Cystic Fibrosis Transmembrane Regulator) auf dem Chromosom 7 mutiert. Dem Erbgang entsprechend sind nur homozygote Träger von der Krankheit betroffen. In Deutschland gibt es bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:3300 Neugeborenen zurzeit etwa 8000 Patienten. Unter den zahlreichen und verschiedenen Mutationen ist die häufigste Mutation (ca. 70 %) das Fehlen der Aminosäure Phenylalanin an Position 508 (= δ508-Mutation). Das Ausmaß der jeweiligen Krankheitssymptome wird von der vorliegenden Mutation und dem daraus resultierenden Ausmaß der Funktionsstörung des Chloridkanals bestimmt. Daher gibt es leichte Krankheitsverläufe, bei denen nur das Pankreas (Bauchspeicheldrüse) in Mitleidenschaft gezogen wird, und schwere Verläufe mit Multiorganbeteiligung. Die Lebenserwartung der Patienten war früher durch frühzeitig auftretende Lungenkomplikationen deutlich limitiert. Das Erwachsenenalter wurde selten erreicht. Durch eine deutlich verbesserte Therapie der Lungensymptomatik beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung heute etwa 40 Jahre.
Die jeweiligen Symptome ergeben sich aus den Folgen des beeinträchtigten Chloridkanals. Wasser kann nicht im erforderlichen Maß durch Osmose in das umliegende Gewebe gelangen. Die Sekrete von exokrinen Drüsen insbesondere in Bronchien, Pankreas, Leber, Dünndarm, Geschlechtsorganen bzw. den akzessorischen Geschlechtsdrüsen und an der Haut werden dickflüssig, so dass die einzelnen Funktionen dieser Sekrete stark beeinträchtigt werden. Das Bronchialsekret kann nicht ausreichend reinigen und der zähe Schleim wird schlecht abgehustet mit der Folge von bronchopulmonalen Infekten und pulmonaler Hypertonie. Das zähe Pankreassekret stört die Verdauungsfunktion und führt im Verlauf zu exokriner Pankreasinsuffizienz und Diabetes. In der Leber kann sich durch die gestörte Gallesekretion eine cholestatischen Leberzirrhose entwickeln. Die o. a. Multiorganbeteiligung führt zu weiteren Komplikationen wie z. B. Fertilitätsstörungen und Osteoporose.
Da der Gendefekt nicht heilbar ist, zielt die Therapie darauf ab, die entsprechenden Sekrete dünnflüssiger zu machen. Gegen den zähen Bronchialschleim werden Sekretolytika wie z. B. Acetylcystein eingesetzt. Zusätzlich steht seit einigen Jahren die Desoxyribonuklease (= DNase) Dornase alfa zur Inhalation zur Verfügung. Oft muss auch eine konsequente Antibiotika-Prophylaxe gegen rezidivierende Atemwegsinfektionen durchgeführt werden.
Eine orale Gabe von Pankreasenzymen wird bei einer Störung der Pankreasfunktion notwendig.
Die eingedickte Gallenflüssigkeit kann zu Obstruktion bis zu Verschlüssen in den Gallenwegen führen. Ein länger bestehender Gallenstau in der Leber führt zur Leberzirrhose. Bei nachgewiesener Cholestase (= Stau in den Gallenwegen) führt die Gabe von der hydrophilen und untoxischen Ursodesoxycholsäure zu einer Verbesserung der biliären Sekretion (vesica biliaris = Gallenblase). Darüber hinaus wird die Gallengangsproliferation und Progression histologischer Schäden aufgehalten.
Langfristig werden die betroffenen Organe irreversibel geschädigt. Dann helfen nur noch Transplantationen der irreversibel geschädigten Organe wie z. B. der Lunge oder der Leber.
Störung der Pankreasfunktion bei cystischer Fibrose:
Im Folgenden wird es nur um die Störung der Pankreasfunktion gehen: Eine Störung der exokrinen Pankreasfunktion (Pankreas = Bauchspeicheldrüse), die mit einer Maldigestion (Verdauungsstörung) einhergeht, bezeichnet man als exokrine Pankreasinsuffizienz. Dabei kommt es zu einer ungenügenden Ausschüttung von pankreatischen Verdauungsenzymen wie Amylase, Lipase, Trypsin und Chymotrypsin über den Pankreasgang in den Zwölffingerdarm. Ihr gegenübergestellt ist die endokrine Pankreasinsuffizienz, die durch eine verminderte bzw. relativ verminderte Ausschüttung der endokrinen Pankreashormone Insulin und Glucagon gekennzeichnet ist und zum Diabetes mellitus führt. Die häufigste Ursache einer exokrinen Pankreasinsuffizienz ist die chronische Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse), wobei diese zu 70-80 % durch einen chronischen Alkoholabusus hervorgerufen wird. Deutlich seltenere Ursachen für eine Pankreasinsuffizienz sind Pankreaskarzinom, Pankreasresektion (Teilentfernung z. B. bei Entfernung eines Pankreastumors) und eine akute Pankreatitis. Bei Kindern und jungen Erwachsenen muss an eine Mukoviszidose gedacht werden, die als Erbkrankheit bei längerem Verlauf neben der Lunge auch auf andere Organe, insbesondere das Pankreas, übergreift. Symptomatisch wird eine Pankreasinsuffizienz erst, wenn ca. 90 % des exokrinen Pankreasgewebes zerstört und durch Narbengewebe ersetzt sind. Neben der organischen Insuffizienz gibt es auch die funktionelle Insuffizienz des Pankreas. Dabei kommt es zwar zu den Symptomen einer Pankreasinsuffizienz, jedoch liegt eine andere Ursache vor, z. B. führen die glutensensitive Enteropathie, Morbus Crohn oder eine Gastrektomie (operative Entfernung des Magens) zu veränderten (meist verkürzten) Passagezeiten der aufgenommenen Nahrung.
Durch die Insuffizienz wird vor allem die Fettverdauung und Fettaufnahme gestört. Das Hauptsymptom ist daher eine Steatorrhoe (Fettstuhl). Die Stuhlfrequenz ist hoch, der Stuhl hell, voluminös und übelriechend. Typische Begleitsymptome sind Meteorismus (vermehrte Gasansammlung im Darm) und Flatulenz. Bei längerem Verlauf kommt es zu Gewichtsverlust bzw. bei Kindern zu einer mangelhaften Gewichtszunahme. Ebenso kann es zur verminderten Aufnahme der lipidlöslichen Vitamine E, D, K und A kommen, was vor allem zu Gerinnungsstörungen (wegen Vitamin K-Mangels) führt. Die möglichen diagnostischen Verfahren sind entweder sehr aufwändig oder teuer. Derzeit wird am ehesten bei Verdacht auf eine zumindest mittelschwere Pankreasinsuffzienz die Stuhl-Elastase bestimmt, d. h. in einer Stuhlprobe wird das Pankreasenzym Elastase gemessen. Akute und chronische Pankreatitiden als mögliche Ursache können auch im Ultraschall, CT oder MRT erkannt werden.
Eine ursächliche Therapie ist nur selten möglich (z. B. bei glutensensitiver Enteropathie die Meidung von Gluten). Eine akute Pankreatitis bedarf intensivmedizinischer Maßnahmen. Der Ersatz von Pankreasenzymen durch Arzneimittel ist rein symptomatisch. Einer drohenden Mangelernährung kann so entgegengewirkt werden. In der Regel werden Schweinepankreatin-Präparate eingesetzt. Wichtig ist dabei vor allem eine hohe Lipase-Aktivität in magensaftresistenter Form.