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Phenprocoumon

   

Wirkmechanismus

Antikoagulans:
Kompetitiver Inhibitor der Vitamin-K-Epoxid-Reduktase; dadurch Hemmung der Bildung funktionsfähiger Gerinnungsfaktoren (Faktoren II,VII, IX und X)

Anwendung

Thrombose, Embolie

Vitamin-K-Antagonisten werden zur Therapie und Prophylaxe eingesetzt. Sie eignen sich jedoch nicht zur Auflösung vorhandener Blutgerinnsel und zur schnellen Antikoagulation.

Thromben sind Blutgerinnsel, die in Blutgefäßen (= intravasal) entstehen. Man unterscheidet Abscheidungsthromben (= Plättchen- oder weiße Thromben) und Gerinnungsthromben (= rote Thromben). Abscheidungsthromben entstehen vor allem in Arterien nach Thrombozytenaggregation und Einlagerung von Fibrinfäden. Gerinnungsthromben entstehen eher in venösen Gefäßen mit stagnierendem Blutstrom (z. B. in varikösen Venen der unteren Extremität). Das eigentlich weiße thrombozytäre Material wird durch sehr viele enthaltene Erythrozyten in den Gerinnungsthromben rot eingefärbt. Diese Unterscheidung kann man nur bei frischen Verschlüssen vornehmen. Im weiteren Verlauf werden auch arterielle Thromben rot eingefärbt.
Risikofaktoren für Thrombenbildung sind langsamer Blutstrom, z. B. bei längerer Bettruhe, Gefäßwandschädigung und Hyperkoagulabilität (= erhöhte Gerinnbarkeit des Blutes). Diese beschleunigte Gerinnung tritt vor allem bei Thrombozytosen (= erhöhte Anzahl von Thrombozyten im Blut), nach Operationen, bei Infekten, während der Schwangerschaft sowie bei Einnahme oraler Kontrazeptiva auf.

Reißt ein Thrombus von der Gefäßwand ab und bewegt sich durch die Blutbahn, nennt man ihn Embolus. Embolien sind immer akute, häufig sogar lebensbedrohliche Krankheitsbilder. Häufig treten Thromboembolien nach einer Thrombose der tiefen Beinvenen (TBVT) auf. Bei der Lungenembolie wandert der Emolus über die rechte Herzkammer in eine Lungenarterie und verschießt sie akut. Arterielle Embolien entstehen durch Thromben im linken Vorhof des Herzen (z. B. bei Vorhofflimmern). Der Embolus kann Herzkranzgefäße mit den Zeichen eines Herzinfarkts oder Hirngefäße mit den Zeichen eines Schlaganfalls verschließen. Andere arteriell embolische Verschlüsse betreffen die großen Beinarterien oder Darmarterien (Mesenterialinfarkt). Erwähnt sei noch, dass es neben Thromboembolien auch Fettembolien gibt, die z. B. nach offenen Knochenbrüchen auftreten können.

Nachbehandlung von Herzinfarkten

Der Nutzen einer Langzeitantikoagulation ist sorgfältig abzuwägen gegenüber dem Blutungsrisiko. Meist wird für diese Indikation eher Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel eingesetzt.

Beim Herzinfarkt handelt es sich um ein akutes Krankheitsbild, welches durch einen Verschluss einer Koronararterie verursacht wird. Ursächlich ist meistens eine Ruptur (Aufreißen) eines atherosklerotischen Plaques in der Gefäßwand der Koronarie.
Aufgrund dieses Verschlusses kommt es zu einer Ischämie (Minderdurchblutung) der distal liegenden Myokardabschnitte, welches zunächst zu einer Hypoxie des entsprechenden Gewebes und bei nicht erfolgender Rekanalisierung mittels Herzkatheteruntersuchung oder Thrombolyse zur Herzmuskelnekrose führt. Die klassischen Infarktsymptome gleichen denen der Angina pectoris (Druckgefühl im Thorax, stärkste Schmerzen mit möglichen Ausstrahlungen in den linken Arm, Schulter, Unterkiefer, Rücken und Oberbauch, sowie Übelkeit und Erbrechen). Dabei dauern die Symptome im Vergleich zur Angina pectoris länger an (>20 Minuten) und sind im Gegensatz zur Angina pectoris in der Regel nicht durch die Gabe von Nitratpräparaten zu beseitigen. Daher dient Nitrospray in der Notfallmedizin auch als, wenn auch nicht absolut aussagekräftiges, Differentialdiagnostikum.
Prinzipiell kann man diagnostisch (mittels EKG) unterscheiden zwischen einem Vorder- und Hinterwandinfarkt. Aufgrund der leicht verdrehten Herzachse sind bei einem Vorderwandinfarkt vorrangig Abschnitte des rechten Ventrikels betroffen, wohingegen der Hinterwandinfarkt in der Regel einen Verschluss der Koronarien des linken Ventrikels betrifft. Dieses äußert sich dementsprechend auch in der Begleitsymtomatik des Patienten. So kann es in beiden Fällen zu einem akuten Pumpversagen des betroffenen Myokards kommen, was sich beim Hinterwandinfarkt in einem sich entwickelnden akuten Lungenödems zeigt, während es beim Versagen des rechten Ventrikels zur Entwicklung peripherer Ödeme kommen kann.
Wesentlich bedrohlicher und häufigste Ursache für den Herzsekundentod im Rahmen des Herzinfarktes ist das Entwickeln schwerwiegender Herzrhythmusstörungen in Form von Kammerflattern oder -flimmern. Diese entstehen dadurch, dass durch die mangelnde Sauerstoffversorgung die betroffenen Zellen nicht mehr den Ionengradienten aufrecht erhalten können, es also zu Elektrolytverschiebungen im betroffenen Gewebe kommt und dadurch elektrische Autonomien entstehen, welche das Herz aus dem Takt bringen können.

Spätkomplikationen eines Herzinfarktes können eine dauerhafte Herzinsuffiziens mit kompensatorischer Herzmuskelhypertrophie, aber auch die Entwicklung von Thromben in den nicht mehr kontraktilen Kammerabschnitten sein, sodass Herzinfarktpatienten auch immer eine aggregationshemmende Medikation erhalten sollten.
Eine tödliche Spätkomplikation eines Herzinfarktes kann eine Herzwandruptur sein. Da durch die Mangelversorgung des infarzierten Gewebes eine Nekrose entsteht, kann das dortige Gewebe "brüchig" werden und unter Umständen einreißen. Dieses führt zur Herzbeuteltamponade, welche dazu führt, dass das Herz nicht mehr pumpen kann und somit zum Stillstand kommt.

Dosierung

Individuelle Einstellung!
1 x täglich 1,5-9 mg peroral

Patientenhinweis

Mindestens alle 3-4 Wochen sollte der Gerinnungsstatus überprüft werden!
Patientinnen im gebärfähigen Alter müssen eine Schwangerschaft sicher verhüten.
Patienten sollten stets einen entsprechenden Ausweis mit sich führen, auf dem der Arzt die Antikoagulantientherapie einträgt.

Nebenwirkungen

  Blutungen, Hämatome

Blutungen können in Nase und Rachen, den Magen-Darm-Trakt, das Auge, das ZNS und vielen anderen Bereichen auftreten.

Ein erhötes Risiko besteht bei Patienten über 60 Jaren, Diabetikern, Patienten mit Bluthochdruck und bei Nichtbeachtung der Kontraindikationen.

Treten Blutungen auf, sollte die Gerinnungszeit gemessen werden und gegebenenfalls die Dosierung neu eingestellt werden.

  Lebensbedrohliche Blutungen

Lebensbedrohliche Blutungen z. B. in Rückenmark, Gehirn, Bauchspeicheldrüse, Nebenniere, Herzbeutel oder Darmwand kommen gelegentlich vor.
Treten Blutungen auf, sollte die Gerinnungszeit gemessen werden und gegebenenfalls die Dosierung neu eingestellt werden.

  Hämaturie

  Anämie

Selten führen Blutungen zu posthämorrhagischen Anämien.

  Hautreaktionen

Gelegentlich kommt es zu Urtikaria (Nesselsucht), Exanthem (Hautausschlag), Pruritus (Juckreiz) und Dermatitis (entzündliche Hauterscheinung).

Eine seltene, aber charakteristische Nebenwirkung ist die sog. „Marcumar-Nekrose“. Wenige Tage nach Therapiebeginn kann es zu druckempfindlichen Hautveränderungen mit blutigen Hautbläschen kommen. Diese werden im weiteren Verlauf schwarz, es kommt zu einer Hautnekrose. Eine intensive Wundbehandlung mit Abtragen von nekrotischem Material wird dadurch notwendig. Später müssen Hauttransplantationen oder sogar Amputationen erfolgen.

  Osteoporose

Zu dieser Nebenwirkung kann es nach längerer Einnahme (Monate) kommen.

  Hepatitis

Diese Nebenwirkung kann mit oder ohne Ikterus (Gelbsucht) auftreten.

Kontraindikationen

Erkrankungen mit erhöhter Blutungsneigung

Dazu gehören hämorrhagische Diathesen (Sammelbegriff für Krankheitszustände mit erhöhter Blutungsneigung oder spontanen schweren Blutungen), schwere Leberparenchymerkrankungen, manifeste Niereninsuffizienz und schwere Thrombozytopenie. Außerdem ausgedehnte offne Wunden, z. B. nach chirurgischen Eingriffen.

Erkrankungen mit Verdacht auf Gefäßsystemläsionen

Phenprocoumon ist kontraindiziert bei Erkrankungen, bei denen der Verdacht auf eine Läsion des Gefäßsystems besteht, z.B.:
  • bei frischem apoplektischem Insult
  • bei Endocarditis
  • bei Perikarditis
  • bei Hirnarterienaneurysma
  • bei disseziierendem Aortenaneurysma
  • bei Ulzera im Magen-Darm-Trakt
  • bei einer Operation am Auge
  • bei Retinopathien mit Blutungsrisiko
  • bei Traumen oder chirurgischen Eingriffen am Zentralnervensystem
  • bei fortgeschrittener Arteriosklerose

Fixierte und behandlungsrefraktäre Hypertonie

Bei Hypertonie über 200/105 mmHg besteht die Gefahr, dass Gefäße beschädigt sind. Daher sind hier Stoffe, die die Blutungsneigung erhöhen, kontraindiziert.

Kavernöse Lungentuberkulose

Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft dürfen Vitamin-K-Antagonisten nicht angewendet werden, außer bei lebensbedrohlicher Heparin-Unverträglichkeit. Hier sind sie zur Antikoagulation absolut indiziert.
Werden Vitamin-K-Antagonisten in der Schwangerschaft angewendet, besteht ein erhöhtes Risiko für fetale Missbildungen. Während der Therapie und 3 Monate nach Beendigung der Therapie muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden.

Bei stillenden Müttern gelangt der Wirkstoff in die Muttermilch, allerdings in so geringen Mengen, dass keine Nebenwirkungen beim Säugling zuerwarten sind. Vorsichtshalber wird jedoch eine Prophylaxe durch Verabreichung von Vitamin K1 an das Kind empfohlen.

Wechselwirkungen

  Weitere Arzneistoffe

Vitamin-K-Antagonisten haben eine Vielzahl von Wechselwirkungen mit anderen Stoffen. Da sie nur eine geringe therapeutische Breite besitzen, sollten Patienten bei allen Medikamenten, die sie zusätzlich einnehmen oder absetzen, Rücksprache mit dem Arzt halten und die Kontrolle des Gerinnungsstatus häufiger durchführen lassen.

  Stoffe mit Einfluss auf die Gerinnungsfaktorensynthese

Durch die Hemmung der Thrombozytenaggregation durch Acetylsalicylsäure (COX-1-vermittelt) wird die Blutungsneigung verstärkt. Bei gleichzeitiger Therapie mit gerinnungshemmenden Wirkstoffen (Cumarinen) kann es zu vermehrtem Bluten, wie Nasenbluten oder Hautbluten, bis hin zu inneren Blutungen kommen.
Zur Schmerz- und Fiebersenkung kann alternativ z. B. Paracetamol angewendet werden.

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  Stoffe mit hoher Plasmaproteinbindung

Körperfremde Substanzen wie Arzneistoffe können unspezifisch an Plasmaproteine binden. Diese Bindung z. B. an humanes Serumalbumin ist umso stärker ausgeprägt, je höher die Affinität der betreffenden Substanz zum Plasmaprotein ist. Handelt es sich bei der Bindung um einen reversiblen Vorgang, spricht man von der Plasmaeiweißbindung.

Ein derartig gebundener Arzneistoff befindet sich nach Massenwirkungsgesetz im Gleichgewicht mit der ungebundenen Wirkstofffraktion und stellt somit ein Depot dar, aus dem er wieder freigesetzt werden kann. Die Wirkung übt jedoch nur der freie Anteil aus.

Konkurrieren nun mehrere Arzneistoffe um die begrenzte Zahl der Bindungsstellen auf den Plasmaproteinen, so kann ein Arzneistoff aus der Plasmaeiweißbindung verdrängt werden, was zur Folge hat, dass ein höherer Anteil des Wirkstoffs in ungebundener Form vorliegt. Daraus kann eine erhöhte Wirkung resultieren. Allerdings unterliegt der nun verstärkt frei vorliegende Wirkstoff auch in höherem Maße der Elimination. Eine Konkurrenz um die Bindungsstellen kann sich auch nur dann herausbilden, wenn zumindest einer der Arzneistoffe in einer solchen molaren Menge appliziert wird, dass die Bindungsstellen abgesättigt werden. Dies ist bei den moderneren, potenten Arzneistoffen kaum der Fall.

In der Summe führt dies dazu, dass nur sehr wenige Beispiele existieren, in denen die Verdängung aus der Plasmaeiweißbindung klinische Relevanz erlangt:
  • Verdrängung von oralen Antikoagulantien wie Phenprocoumon oder Warfarin durch Flupirtin oder Phenylbutazon mit der Folge einer erhöhten Blutungsneigung
  • Verdrängung von Tolbutamid durch Phenylbutazon und Salicylate mit der Folge einer erhöhten Hypoglykämiegefahr.
  • Zu beachten ist auch die Möglichkeit der Verdrängung körpereigener Substanzen, wie z. B. Bilirubin aus der Plasmaeiweißbindung, was nach Gabe von Sulfonamiden oder Salicylaten zu einem Kernikterus bei Neugeborenen führen kann.

  Antibiotika

Durch Antibiotika wird die Darmflora geschädigt. Diese Bakterien synthetisieren Vitamin K und tragen damit zur Versorgung des Organismus bei. Wird diese Vitamin-K-Quelle geschädigt, wird die Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten verstärkt.

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  CYP3A4-/CYP2C9-Induktoren

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

CYP3A4-/CYP2C9-Induktoren anzeigen

  CYP3A4-/CYP2C9-Inhibitoren

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

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  Lebensmittel

Bei Aufnahme sehr großer Mengen von Vitamin K ist die Wirksamkeit von Vitamin-K-Antagonisten abgeschwächt. Daher sollten nicht plötzlich größere Mengen stark Vitamin-K-haltiger Lebensmittel (Kohl) verzehrt werden.
Wird auf eine fettarme Kost umgestellt, wird weniger Vitamin K aus der Nahrung aufgenommen und damit die antikoagulierende Wirkung verstärkt.
Im Rahmen einer normalen gleichmäßigen Ernährung sind diese Auswirkungen aber nicht bedeutsam, eine Einschränkung der Essgewohnheiten ist nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nicht notwendig.

  Alkohol

Bei akuter Aufnahme von Alkohol wird die Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten verstärkt. Bei chronischer Alkoholaufnahme kann die Wirkung abgeschwächt, bei Leberschädigung jedoch auch verstärkt werden.

  Grapefruitsaft

Grapefruitsaft enthält unter anderem das Bioflavonoid Naringin, welches im Darm zu Naringenin und Naringinglucuronid metabolisiert wird. Diese Metabolisierungsprodukte sind in der Lage, Cytochrom P450 Isoenzyme zu hemmen (CYP 3A4, CYP 1A2 und CYP 2A6), wodurch der präsystemische Abbau von Arzneistoffen, die über diese Isoenzyme metabolisiert werden, verringert wird. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Bioverfügbarkeit dieser Arzeistoffe.
Klinisch relevant ist dieses zum Beispiel für die Statine, Felodipin, Midazolam, Nisoldipin, Nitrendipin, Terfenadin, Triazolam, Verapamil und andere Substrate dieser Isoenzyme.
Vier Tage vor und während der kompletten Therapie mit diesen Arzneistoffen sollte aufgrund der länger andauerenden Hemmung kein Grapefruitsaft eingenommen werden.

Strukturformel

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Kommentar

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Wirkmechanismus

Vitamin-K-Antagonisten verhindern die Bildung funktionsfähiger Gerinnungsfaktoren in der Leber. Ihre Wirkung ist an die 4-Hydroxycumarin-Struktur gebunden. 4-Hydroxycumarin ist ein Stoff aus verdorbenem Süßklee, der 1941 isoliert wurde, nachdem an Weidetieren starke Blutungen beobachtet worden waren.
Für die Bildung der Faktoren VII, IX und X sowie von Prothrombin ist es nötig, dass Glutaminsäure in Vorstufen dieser Faktoren γ-carboxyliert wird. Für diese Aktivierung ist Vitamin K nötig, das durch die Reaktion zum inaktiven Vitamin-K-Epoxid oxidiert wird. Dieses wird durch die Vitamin-K-Reduktase wieder zu Vitamin K regeneriert, das somit wieder für die Carboxylierung der Gerinnungsfaktorvorstufen zur Verfügung steht.
Vitamin-K-Antagonisten hemmen die Vitamin-K-Reduktase, so dass die beschriebene Regeneration ausbleibt. Der Aufbau der Wirkung dauert 1-3 Tage, weil zunächst noch genügend Gerinnungsfaktoren vorhanden sind. So hat z. B. Prothrombin, die Vorstufe von Thrombin (= Faktor II), eine Halbwertszeit von etwa 60 h.
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Patientenhinweis

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Dosierung

Die individuelle Dosierung richtet sich nach dem Gerinnungsstatus des Patienten. Die Thromboplastinzeit ist regelmäßig zu überwachen. Auch vor Beginn der Behandlung ist eine Messung durchzuführen. Die Ergebnisse werden in INR (International Normalized Ratio) angegeben. Ein INR-Wert von 1 ist bei gesunden Personen zu finden. Ein INR-Wert von 2 bedeutet, dass die Gerinnungszeit doppelt so lang ist wie beim Gesunden. Der früher verwendete Quick-Wert wird nicht mehr verwendet, weil hier Unterschiede zwischen einzelnen Laboren sehr groß sein können.
Je nach Indikation oder Erkrankung sind verschiedene Zielwerte angegeben. Sie bewegen sich zwischen 2,0 und 3,5. Ein Wert von 4,5 sollte nicht überschritten werden.
Üblicherweise wird zunächst eine höhere Initialdosis gegeben. Am ersten Behandlungstag werden 6-9 mg gegeben, am 2. Tag 6 mg. Abhängig vom gemessenen INR-Wert wird dann die weitere Dosierung angepasst. Im Allgemeinen sind Erhaltungsdosen zwischen 1,5 und 4,5 mg täglich ausreichend.
Mindestens alle 3 bis 4 Wochen sollte der Gerinnungsstatus überprüft werden!
Bei Überdosierungen stehen mit Vitamin K und PPSB (Kombination der Gerinnungsfaktoren II, VII, X, IX) gerinnungsfördernde Substanzen zur Verfügung.

Wussten Sie schon?

Die Wirkstoffprofile gibt es auch zum Download.

Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

Mehr erfahren Sie auf www.wirkstoffprofile.de.

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