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          < Verapamil >

Verapamil

       

Wirkmechanismus

Calciumkanalblocker aus der Gruppe der Phenylalkylamine und Klasse IV-Antiarrhythmikum
Blutdrucksenkend durch Blockade des L-Typ Calciumkanals und durch Dilatation koronarer und peripherer Blutgefäße; negativ chronotrop am Sinusknoten, negativ dromotrop am AV-Knoten

Anwendung

Essentielle Hypertonie

Aus Studienergebnissen ist bekannt, dass die Calciumantagonisten zur 1. Wahl bei der Hypertoniebehandlung zählen, vor allem wenn es sich um langwirksame Substanzen wie Amlodipin, Lacidipin und Lercanidipin oder um retardierte Zubereitungen handelt (WHO-Empfehlung). Die Eignung besteht ebenfalls für die Blutdrucksenkung bei Patienten mit stabiler Angina pectoris, bei hypertonen Diabetikern, jedoch nicht bei Herzinsuffizienz (Ausnahme Amlodipin, Felodipin) oder instabiler Angina pectoris. Kombinationstherapien mit anderen Pharmaka liefern gute Ergebnisse, z. B. mit Sartanen oder ACE-Hemmern zur Schlaganfallprophylaxe bei Bluthochdruck.

Hypertonie
Die arterielle Hypertonie ist ein Krankheitsbild, bei dem der Blutdruck chronisch erhöht ist. In Deutschland beträgt die Prävalenz für Frauen etwa 30 % und liegt bei Männern mit etwa 33 % etwas höher. In der Altersgruppe 65 Jahre und älter sind etwa 64 % der Frauen und 65 % der Männer betroffen.
Man kann bei der Hypertonie zwischen primärer oder essenzieller und sekundärer Hypertonie unterscheiden. Für die essenzielle Hypertonie lassen sich keine exakten pathomechanistischen Erklärungen finden, auch wenn metabolische Veränderungen am Gefäßendothel diskutiert werden. Die sekundäre Hypertonie ist dahingehend gut zu greifen, da die Hypertonie Folge einer primären Grunderkrankung ist und den Hypertonus bedingt. Ursachen können:
  • Nierenerkrankungen (z. B. Nierenarterienstenose)
  • endokrine Erkrankungen (z. B. Hyperaldosteronismus oder Hypercortisolismus)
  • oder auch psychiatrische Grunderkrankungen (z. B. Angststörungen) sein.
Die Hypertonie ist meist kein alleinstehendes Krankheitsbild, sondern steht in Beziehung zu weiteren kardiovaskulären Ereignissen wie Koronarer Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, peripherer arterieller Verschlusskrankheit und Niereninsuffizienz. Um diese (Folge-) Erkrankungen zu behandeln und ihnen vorzubeugen, werden Antihypertonika auch eingesetzt.

Klassifikation
Die Klassifizierung, ab wann von arterieller Hypertonie gesprochen wird und diese behandlungsbedürftig ist, hängt vom individuellen kardiovaskulären Risiko des Patienten ab. In der folgenden Tabelle ist eine Klassifikation der Deutschen Hochdruckliga für die arterielle Hypertonie angegeben, bei der die Grenzen aber als flexible Richtwerte angesehen werden sollen.

Kategorie
Systolisch (mmHg)
Diastolisch (mmHg)
Optimal
< 120
< 80
Grad 1
140-159
90-99
Grad 2
160-179
100-109
Grad 3
> 180
> 110
Isolierte systolische Hypertonie
> 140
< 90

Die Therapiebedürftigkeit eines Patienten richtet sich nicht ausschließlich nach den reinen Blutdruckwerten, sondern vielmehr nach dem kardiovaskulären Gesamtrisiko, in welches Begleiterkrankungen oder weitere Risikofaktoren, bzw. Lebensgewohnheiten einfließen. Risikofaktoren sind z. B. männliches Geschlecht, Alter, Rauchen, Hyperlipidämie, Adipositas oder Diabetes mellitus.
Interessant und beim Vergleich von Blutdruckmesswerten stets zu berücksichtigen ist, wie die Messung erfolgt ist. Bei Messung in der Praxis sind die Werte meist höher als bei häuslicher Messung oder Messung ohne anwesendes medizinisches Personal (sogenannter „Weißkittel-Hochdruck“). Die Werte können sich hier um bis zu 5 bis 20 mm Hg unterscheiden.


Zielwerte
Laut deutscher Leitlinie zur Hypertonie (2023) wird ein systolischer Blutdruck von unter 140 mmHg angestrebt, wobei individuelle Gründe bestehen können, um von diesem Zielwert abzuweichen. Im Verlauf der Therpaie sollte die Therapiestrategie regelmäßig neu evaluiert werden, da sich die individuellen Situationen im Laufe der Zeit verschieben können.
Grund für all diese Maßnahmen ist, dass die arterielle Hypertonie ein wichtiger Risikofaktor u. a. für die Entstehung der koronaren Herzkrankheit, der chronischen Herzinsuffizienz und des chronischen Nierenversagens ist.

In der SPRINT-Studie (2015) stellte sich ein (mit intensivierter Therapie erreichter) systolischer Blutdruck von unter 120 mm Hg als vorteilhaft heraus, die Messungen erfolgten allerdings ohne medizinisches Personal, daher sind die Werte nicht ohne weiteres zu übernehmen. Auch im Hinblick auf Langzeitfolgen der intensivierten Therapie mit mehreren Antihypertonika (Nierenschäden, kognitive Probleme) und für besondere Patientengruppen (z. B. Diabetiker) sind noch Fragen offen.

Nichtmedikamentöse Maßnahmen
Bei einem Patienten mit einem leichten Hypertonus ohne weitere Risikofaktoren wird zunächst versucht werden, mittels "Lifestyle-Interventionen", also einer Beeinflussung der Lebensgewohnheiten, eine Senkung des Blutdrucks zu erreichen. Hierbei haben sich als sehr effektive Maßnahmen Gewichtsreduktion, regelmäßiger Ausdauersport sowie die Reduktion der Kochsalz- und Alkoholzufuhr erwiesen. Aber auch das Aufgeben des Rauchens und die Umstellung der Ernährung scheinen einen positiven Effekt auf einen bestehenden Hypertonus zu haben. Erst wenn diese Maßnahmen keinen adäquaten Effekt zeigen oder wenn weitere Risikofaktoren vorliegen, ist eine medikamentöse Therapie indiziert.

Medikamentöse Therapie
In der Therapie werden neben der Änderung des Lebensstils die folgenden Arzneimittel als Mittel der ersten Wahl eingesetzt: ACE-Hemmer, Angiotensinrezeptorantagonisten (ARB), Calciumkanalblocker, thiazidartige Diuretika oder Thiazide.
Betablocker gehören zur ersten Wahl bei kardialer Indikation (KHK, HI) oder Schwangerschaft bzw. Schwangerschaftsplanung.
Für alle genannten Arzneimittelgruppen der ersten Wahl wurde der Nachweis erbracht, dass sie die Sterblichkeit senken. In der deutschen Leitlinie zur Hypertonie wird aufgeschlüsselt, unter welchen Bedingungen welches Antihypertensivum empfohlen wird.
Bei der Auswahl des am besten geeigneten Antihypertonikums sollten unter anderem auch die unterschiedlichen Nebenwirkungsspektren der verschiedenen Arzneimittel und der unterschiedliche Einfluss auf vorhandene Begleiterkrankungen beachtet werden. Eine Monotherapie sollte nur bei Hypertonie Grad 1 und geringem kardiovaskulärem Risiko bzw. Gebrechlichkeit angewendet werden. Bei hohem kardiovaskulärem Risiko sollte auch bei Grad 1 direkt mit einer Kombinationstherapie begonnen werden. Dies gilt auch für Grad 2 und 3. Hierbei muss neben den eben genannten Punkten auch auf die Effizienz und die Verträglichkeit einer Kombination geachtet werden. Fixkombinationen sind zu bevorzugen, da sie die Compliance der Patienten verbessern.

Für Komorbidität gelten folgende Empfehlungen:
  • Nach Schlaganfall: bevorzugt Calciumkanablocker oder ACE-Hemmer; thiazidartige Diuretika
  • Bei Herzinsuffizienz: bevorzugt ACE-Hemmer/ARB, Betablocker (symptomatisch Diuretika)
  • KHK: bevorzugt Betablocker, ACE-Hemmer/ARB, Calciumkanalblocker
  • Diabetes: bevorzugt ACE-Hemmer/ARB, Calciumkanalblocker
  • Niereninsuffizienz: bevorzugt ACE-Hemmer/ARB, dann Schleifendiuretikum

Folgende Kombinationen werden nicht empfohlen:
  • ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptorantagonist (Hyperkaliämiegefahr)
  • Nicht-Dihydropyrimidin-Calciumkanalblocker und ARB (Bradykardiefahr)
  • Diuretikum und Betablocker bei metabolischem Syndrom

Alle anderen Kombinationen sind möglich, aber weniger gut untersucht.
Trotz der guten therapeutischen Möglichkeiten wird bei einem großen Teil der Hypertoniker durch inadäquate Dosierung oder Dosierintervalle der Blutdruck unzureichend eingestellt. Daneben gibt es viele Hypertonie-Erkrankte, bei denen der Therapiebedarf sogar unerkannt bleibt. Dies zeigt, dass die pharmazeutische Betreuung bei Patienten mit Bluthochdruck besonders wichtig ist.

Nebenwirkungen/Compliance
Entscheidend ist in diesem Indikationsfeld die Verbesserung der Therapietreue, der so genannten Compliance, weswegen eine partizipative Therapieentscheidung getroffen werden sollte. Die Compliance ist besonders gefährdet, da Hypertoniker einen geringen Leidensdruck haben. Sie fühlen sich gesund, und gerade durch die wirksame Therapie mit z. B. Betablockern nimmt ihr subjektives Leistungsvermögen ab. Die Therapieeinsicht muss also verbessert werden, da die Folgeerkrankungen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen, für den Patienten existenziell bedrohlich ausfallen können. Gerade das Wissen um diese Folgeerkrankungen kann aber zu einer Verdrängung durch den Patienten führen, die mit einer Nichteinnahme der Medikamente einhergeht. Das bedeutet natürlich nicht, dass dem Patienten die Folgeerkrankungen verschwiegen werden sollten.
Neben der Nichteinsicht der Therapienotwendigkeit ist die Angst vor oder das tatsächliche Auftreten von Nebenwirkungen eine wichtige Ursache für die Non-Compliance. Daher sollte ein Patient bei der Erstverordnung eines Blutdruckmittels über die häufigsten Nebenwirkungen und über die Tatsache, dass diese meist nur zu Beginn der Therapie auftreten, informiert sein. Darüber hinaus sollten Schilderungen von Nebenwirkungen auf jeden Fall ernst genommen werden, da es sonst zu einem unkontrollierten Absetzen des Arzneimittels durch den Patienten kommen kann. Auch hier sollte der Patient dahingehend informiert werden, dass ein abruptes Absetzen bei bestimmten Antihypertensiva wie Betablocker, Antisympathotonika (Clonidin und Verwandte) oder Calciumkanalblocker durch entsprechende Reboundeffekte zum Teil lebensbedrohlich sein kann. Vielmehr sollte bei Unverträglichkeiten, sofern nicht lebensbedrohlich, immer ausschleichend abgesetzt werden. Ferner sollten die Ziele einer sinnvollen pharmazeutischen Betreuung darin bestehen, die Einnahme der Medikamente zu überwachen, mit dem Patienten gemeinsam Therapieziele aufzustellen, und ihn zu befähigen, seinen Therapieerfolg selbst durch Blutdruckmessungen zu kontrollieren.

Eine weitere Problemstellung ergibt sich durch den Patienten selbst. Bei vielen Hypertonikern handelt es sich um ältere Personen, welche häufig an weiteren Erkrankungen leiden. Auch diese werden zum Teil medikamentös therapiert, so dass die Einnahme von 8 oder mehr Präparaten pro Tag keine Seltenheit ist. Kombipräparate sind hier zu bevorzugen, da sie die Compliance verbessern. Eine solche Polypharmakotherapie birgt aber massive Gefahren in sich, denn die unterschiedlichen Wirkstoffe können auf verschiedenste Art und Weise miteinander interagieren.
Daher stellt das Erkennen von Nebenwirkungen und Wechselwirkungen, zusammen mit der ärztlichen Auswahl eines gut verträglichen Therapieregimes, einen weiteren wichtigen Teil der pharmazeutischen Betreuung dar.

Koronare Herzkrankheit mit chronisch stabiler, instabiler und vasospastischer Angina pectoris

Calciumantagonisten werden zur Behandlung der Koronaren Herzkrankheit (KHK) eingesetzt.

Das Hauptsymptom der KHK ist die Angina pectoris, die durch Koronarsklerose, also Verengung der Herzarterien, hervorgerufen wird. Distal dieser Engstelle kommt es zu einer Hypoxie (Sauerstoffmangel) des Herzmuskelgewebes, welches sich in den klassischen Symptomen der Angina pectoris wie Druckgefühl auf der Brust, stärkste Schmerzen u. U. mit Ausstrahlungen in den linken Arm, Magen, Unterkiefer und Rücken, Kaltschweißigkeit und Übelkeit äußert. Dabei sind bei der Angina pectoris vorrangig die Endokard-nahen Schichten des Herzmuskels betroffen, während bei einem Herzinfarkt in der Regel die gesamte Herzwand betroffen ist. Dieses liegt an den Besonderheiten der Myokardperfusion.
Die Durchblutung des Herzmuskels wird nämlich entscheidend durch den Strömungswiderstand beeinflusst, der in den Koronargefäßen herrscht. Dieser wiederum setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:
  • Systolische Wandspannung: Während der Systole ist der Druck im Myokard größer als der Druck in der Koronarie, sodass ein Blutfluss unter diesen Bedingungen nicht möglich ist. Diese Größe ist von der Nachlast des Herzens abhängig.
  • Diastolische Wandspannung: Die Vorlast des Herzens bestimmt den Druck, der während der Diastole auf den Koronargefäßen liegt. Er steigt bei zunehmender Füllung des Herzventrikels.
Im Falle der Angina pectoris ist es so, dass der diastolische Wanddruck in den Endokard-nahen Schichten des Myokards höher ist als der Perfusionsdruck. Dadurch kommt es hier zur Ischämie (Mangeldurchblutung) mit den oben genannten klinischen Symptomen. Die Angina pectoris wird in zwei Untergruppen unterteilt: Stabile und instabile Angina pectoris. Bei der stabilen Form treten Beschwerden belastungsabhängig auf, bei der instabilen Form unabhängig von Belastungen bzw. bei wechselndem Maß an Belastung. Besonders gefährlich hierbei ist die sogenannte Crescendo-Angina, bei der die Anfälle immer häufiger und mit abnehmender Belastung auftreten. Sie tritt häufig kurz vor Auftreten eines Herzinfarktes, also dem völligen Verschluss einer Koronararterie auf.

Koronarspasmen sind eine Sonderform der Angina pectoris und werden nach ihrem Entdecker als Prinzmetal-Angina bezeichnet. Hierbei kommt es zu einer Verkrampfung eines oder mehrerer Herzkranzgefäße. Neben Koronarmitteln wie Glyceroltrinitrat finden hier Calciumantagonisten wie Nifedipin ihre Anwendung, welche bei der instabilen Angina sonst kontraindiziert sind.

Bei der Angina pectoris handelt es sich um das typische Symptom einer Manifestation der koronaren Herzerkrankung (KHK), die mit einem erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verbunden ist.
Die weitere medikamentöse Behandlung der KHK richtet sich individuell nach den Risikofaktoren und der Verträglichkeit der Therapie aufgrund bestehender Begleiterkrankungen oder nicht tolerablen Nebenwirkungen. Generell wird versucht die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern.
  • Dazu ist niedrigdosiertes ASS Mittel der Wahl (off-label) wobei ggf. ein Protonenpumpenhemmer indiziert sein kann. Bei Unverträglichkeit gegen ASS kommen auch Clopidogrel oder Vitamin K-Antagonisten zum Einsatz. In seltenen Fällen kann auch eine Dualtherapie oder Triple-Therapie in Betracht gezogen werden.
  • Parallel wird empfohlen Lipidsenker einzusetzen, wobei das Mittel der Wahl hier die Statine sind. Alternativ oder additiv kann mit Cholestrinresorptionshemmern (z. B. Ezetinib), PCSK9-Inhibitoren (z. B. Evolocumab), Fibraten (z. B. Fenofibrat) und Anionenaustauschern (z. B. Cholestyramin) therapiert werden. Bei diesen Therapien kann je nach Compliance des Patienten entweder die Strategie der festen Dosis (einfacher für den Patienten) oder eine Zielwertstrategie (aufwendiger aufgrund von Kontrollen und Veränderungen der Therapie) verfolgt werden. Ein anzustrebender LDL-Cholesterinwert ist < 70 mg/dl.
  • Um den Druck auf die Gefäße zu senken können zudem Betablocker eingesetzt werden. Mittel der Wahl ist hier nach Myokardinfarkt Metoprolol, bei Herzinsuffizienz Bisoprolol oder Carvedilol.
  • Unter Calciumkanalblockern im Rahmen einer antianginösen Therapie traten Angina pectoris-Anfälle geringfügig seltener auf, als unter Betablockern, aber dieser Effekt wurde nicht als klinisch relevant eingestuft.
ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten und Aldosteronantagonisten sollten nicht ohne eigenständige Indikation eingesetzt werden, da kein Zusatznutzen belegt ist.

Initialbehandlung bei instabiler Angina pectoris

Bei instabiler Angina pectoris wenn Nitrate und/oder β-Blocker nicht angezeigt sind, kann Verapamil zur Initialbehandlung als Injektionslösung angewendet werden.
Die Angina pectoris ist ein Stadium der koronaren Herzkrankheit (KHK), die durch Koronarsklerose, also Verengung der Herzarterien, hervorgerufen wird. Distal dieser Engstelle kommt es zu einer Hypoxie (Sauerstoffmangel) des Herzmuskelgewebes, welches sich in den klassischen Symptomen der Angina pectoris wie Druckgefühl auf der Brust, stärkste Schmerzen u. U. mit Ausstrahlungen in den linken Arm, Magen, Unterkiefer und Rücken, Kaltschweißigkeit und Übelkeit äußert. Dabei sind bei der Angina pectoris vorrangig die Endokard-nahen Schichten des Herzmuskels betroffen, während bei einem Herzinfarkt in der Regel die gesamte Herzwand betroffen ist. Dieses liegt an den Besonderheiten der Myokardperfusion.
Die Durchblutung des Herzmuskels wird nämlich entscheidend durch den Strömungswiderstand beeinflusst, der in den Koronargefäßen herrscht. Dieser wiederum setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:
  • Systolische Wandspannung: Während der Systole ist der Druck im Myokard größer als der Druck in der Koronarie, sodass ein Blutfluss unter diesen Bedingungen nicht möglich ist. Diese Größe ist von der Nachlast des Herzens abhängig.
  • Diastolische Wandspannung: Die Vorlast des Herzens bestimmt den Druck, der während der Diastole auf den Koronargefäßen liegt. Er steigt bei zunehmender Füllung des Herzventrikels.
Im Falle der Angina pectoris ist es so, dass der diastolische Wanddruck in den Endokard-nahen Schichten des Myokards höher ist als der Perfusionsdruck. Dadurch kommt es hier zur Ischämie (Mangeldurchblutung) mit den oben genannten klinischen Symptomen. Die Angina pectoris wird in zwei Untergruppen unterteilt: Stabile und instabile Angina pectoris. Bei der stabilen Form treten Beschwerden belastungsabhängig auf, bei der instabilen Form unabhängig von Belastungen bzw. bei wechselndem Maß an Belastung. Besonders gefährlich hierbei ist die sogenannte Crescendo-Angina, bei der die Anfälle immer häufiger und mit abnehmender Belastung auftreten. Sie tritt häufig kurz vor Auftreten eines Herzinfarktes, also dem völligen Verschluss einer Koronararterie auf.

Koronarspasmen sind eine Sonderform der Angina pectoris und werden nach ihrem Entdecker als Prinzmetal-Angina bezeichnet. Hierbei kommt es zu einer Verkrampfung eines oder mehrerer Herzkranzgefäße. Neben Koronarmitteln wie Glyceroltrinitrat finden hier Calciumantagonisten wie Nifedipin ihre Anwendung, welche bei der instabilen Angina sonst kontraindiziert sind.



Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien, Vorhofflattern/-flimmern

Supraventrikuläre paroxysmale Tachykardie bezeichnen anfallsweises Herzrasen mit einer Frequenz von 150-220 Schlägen/min. Durch die hohe Schalgfrequenz sind Diastole und Systole meist so verkürzt, dass die Förderleistung des Herzens abnimmt.
Ursache sind oftmals kreisende Erregungen, die dadurch hervorgerufen werden, dass über AV-Bahnen retrograd eine erneute Depolarisation der Vorhöfe ausgelöst wird.
Supraventrikuläre paroxysmale Tachykardien entstehen meist durch Hypokaliämie, Sauerstoffmangel, Entzündungen des Myokards und durch Herzinsuffizienz bedingte Vorhofstauungen.

Beim Vorhofflattern mit einer Frequenz von 200-300 Schlägen/min wird nur ein Teil der Vorhoferregungen auf die Kammer übertragen, bedingt durch partielle AV-Blockierung aufgrund der Refraktärzeit des Ventrikels.
Ursache des Vorhofflatterns ist fast immer eine Herzerkrankung (z. B. Koronarsklerose) oder ein vorangegangener Herzinfarkt.

Beim Vorhofflimmern kontrahiert das Myokard mit einer Frequenz von 350-600 Schlägen/min. Die Erregungen gehen von verschiedenen Stellen aus, eine wirksame Vorhofkontraktion ist vollkommen aufgehoben (dadurch Gefahr einer Thrombenbildung). Kammerkontraktionen sind aufgrund wechselhafter Überleitungsblockierungen völlig unregelmäßig.
Ursache des Vorhofflimmerns ist meist ein linksseitiger Klappenfehler. Durch die verengte Herzklappe erhöht sich der Druck im Vorhof, der eine Erregungsbildungsstörung hervorrufen kann.

Durch Hemmung des spannungsabhängigen Calciumkanals sind Calciumantagonisten wie Diltiazem und Verapamil in der Lage, die Depolarisationsgeschwindigkeit im AV-Knoten zu verlangsamen und die Überleitung auf die Ventrikel zu verlängern. Durch Erhöhung der Refraktärzeit unterdrücken sie ebenfalls Nachpotentiale, die zu Herzrhythmusstörungen führen.

Dosierung

Täglich 240-360 mg peroral retardiert oder unretardiert in 2-4 Einzeldosen
Initial 5 mg intravenös, ggf. nach 5-10 min wiederholen, anschließend ggf. 5-10 mg/Stunde als Dauertropfinfusion, max. 100 mg/Tag parenteral

Patientenhinweis

Zum oder unmittelbar nach dem Essen einnehmen!
Nicht im Liegen einnehmen, Retardtabletten unzerkaut einnehmen!
Ein- und ausschleichend dosieren!

Nebenwirkungen

  Periphere Ödeme

Die gefäßerweiternde Eigenschaften der Calciumantagonisten führen zu einem erhöhten Filtrationsdruck in den peripheren Geweben, wodurch der Ausstrom von Flüssigkeit ins Gewebe zunimmt. Da aber die Resorptionskapazität unverändert bleibt, kommt es zur Bildung von Ödemen. Diese führen zu Knöchelschwellungen, welche dosisabhängig auftreten und nach Absetzen der Medikation reversibel sind.
Diese Nebenwirkung ist der häufigste Grund für das Abbrechen der Therapie.

  Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Flush

Die beschriebenen Nebenwirkungen sind klassisch für eine Substanz, die Blutgefäße erweitert. So kommt es durch Weitstellung der Meningealgefäße zu Kopfschmerzen und zu einem Flush durch die gesteigerte Durchblutung der Haut. Der Schwindel kommt durch den gesenkten peripheren Widerstand und dem damit einhergehenden Versacken von Blut in der Peripherie zustande. Vor allem zu Behandlungsbeginn oder bei Dosiserhöhung kann es durch die Vasodilatation gelegentlich zu diesen unerwünschten Arzneimittelwirkungen kommen.

  Obstipation, Völlegefühl, Übelkeit

Die kontraktilitätshemmende Wirkung auf die glatte Darmmuskulatur kann zu Obstipation, die auf den unteren Ösophagus-Sphinkter zu Sodbrennen führen.

  Bradykardie, AV-Block

Diese Nebenwirkung kommt durch die negativ chronotrope und negativ dromotrope Wirkung zustande.

  Herzinsuffizienz

Es kann unter der Behandlung zur Entstehung einer Herzinsuffizienz kommen und eine schon bestehende Herzinsuffizienz kann sich verschlimmern.

  Orthostatische Regulationsstörungen, übermäßiger Blutdruckabfall

  Glukosetoleranzstörung

Diese Nebenwirkung tritt gelegentlich auf und muss gerade bei Diabetikern beachtet werden.

  Bronchospasmus, Dyspnoe

  Extrapyramidale Störungen

Symptome sind: Tremor, Steifigkeit, Speichelüberproduktion, Bewegungsstörungen. In aller Regel sind die Symptome nach Absetzen der Medikation reversibel.

  Erektionsstörungen

Kontraindikationen

Frischer Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schock

Bei der Anwendung von Calciumantagonisten bei Patienten mit akuten Koronarsyndrom (akute Angina pectoris, Herzinfarkt) kann es zu einem sogenannten Steal Phänomen kommen. Durch die Dilatation der gesunden Koronarien wird das Blut in diese Gefäße wegen des geringeren Flusswiderstandes umgeleitet. Dadurch erhalten die erkrankten Koronarien weniger Blut zugeteilt, wodurch der mögliche und vor Allem benötigte Perfusionsdruck abfällt und dadurch die poststenotischen ischämischen Areale eine zusätzliche Minderdurchblutung erfahren. Darüber hinaus kann eine zu starke Blutdrucksenkung eine reflektorische Tachykardie auslösen, welche den myokardialen Sauerstoffbedarf erhöht und dadurch die pectanginösen Beschwerden verstärken kann.

Schwere Hypotension

Liegt der systolische Blutdruck unter 90 mmHg, sollte die Substanz wegen ihrer blutdrucksenkenden Wirkung nicht verabreicht werden.

Sinusknotensyndrom

Beim Sinusknotensyndrom erfolgt keine Herzfrequenzerhöhung, wenn körperliche Belastung auftritt, d. h. es bildet sich während körperlicher Anstrengung eine relative Bradykardie aus. Wenn kein Schrittmacher eingesetzt wird, kann das Arzneimittel die Symptomatik verschlechtern.

Überleitungsstörungen

Das Arzneimittel kann die Herzfunktion zusätzlich negativ beeinflussen mit der möglichen Folge eines erhöhten Risikos kardiovaskulärer Ereignisse.

Bradykardie

Liegt die Herzfrequenz unter 60 Schlägen/Minute, sollte die Substanz nicht verabreicht werden.

WPW-Syndrom

Beim Wolff-Parkinson-White-Syndrom handelt es sich um eine im EKG erkennbare Herzrhythmusstörung. Wird Verapamil hier angewendet, besteht das Risiko, Tachykardien auszulösen.

Leberfunktionsstörung

Die Leber stellt das wichtigste Organ für die Biotransformation von Arzneistoffen dar. Häufig wird durch die Verstoffwechselung von Arzneistoffen deren Ausscheidung erst ermöglicht: Arzneistoffe mit Molekulargewicht über 500 können über Leber und Galle ausgeschieden werden, wohingegen man leichtere Arzneistoffe häufiger im Urin findet.

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, kann dies für die Arzneimitteltherapie insofern von Bedeutung sein, als dass Arzneistoffe länger im Organismus verbleiben, da die vor der Ausscheidung notwendige Biotransformation mehr Zeit beansprucht. In vielen Fällen wird daher eine Herabsetzung der Dosis oder des Dosierintervalles sowie eine Überwachung der Wirkstoffspiegel angezeigt sein, ggf. ist die Gabe des betreffenden Arzneistoffes sogar kontraindiziert. Möglich ist jedoch auch der Fall, dass ein unwirksames Prodrug durch die Leber nur verzögert oder gar nicht in die aktive Wirkform überführt werden kann.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz sollte im 3. Trimenon nur nach strenger Indikationsstellung appliziert werden, da keine ausreichenden Daten zur Anwendung beim Menschen vorliegen. Das 1. und 2. Trimenon gelten als Kontrainidkation.
In Tierversuchen haben sich embryotoxische/teratogene Wirkungen gezeigt.

Die Substanz geht in die Muttermilch über. Je nach Dosis, Art der Anwendung und Dauer der Medikation kann es vorübergehend zu Befindlichkeitsstörungen beim Säugling kommen.

Wechselwirkungen

  Andere Antihypertensiva

Bei der Kombination Blutdruck-senkender Pharmaka kommt es in der Regel zu synergistischen Effekten, welche therapeutisch genutzt werden können.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Betablockern und Calciumantagonisten vom Nifedipin-Typ kann die Blutdrucksenkung jedoch besonders stark ausfallen und sogar eine Herzinsuffizienz auslösen.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Betablockern und Calciumantagonisten vom Verapamil- oder Diltiazem-Typ kann es zu Hypotension, Bradykadie oder anderen Herzrhythmusstörungen kommen. Die gleichzeitige intravenöse Gabe dieser Calciumantagonisten ist daher i. d. R. kontraindiziert.


Andere Antihypertensiva anzeigen

  Tricyclische Antidepressiva

Tricyclische Antidepressiva haben eine Vielzahl von Wirkungen, welche über die Wiederaufnahmehemmung von Noradrenalin und Serotonin hinaus gehen. So zeigt eine Vielzahl der Substanzen eine antihistaminerge Wirkung, welche als sedierende Komponente genutzt wird. Typisch für alle Substanzen ist die anticholinerge Wirkung, welche sich in Tachykardie, Mundtrockenheit etc. äußert, und der unterschiedlich ausgeprägte Antagonismus an α1-Adrenozeptoren. Hierdurch kommt es zu orthostatischen Dysregulationsphänomenen und zur Wirkverstärkung gleichzeitig applizierter Antihypertensiva.

Tricyclische Antidepressiva anzeigen

  Antiarrhythmika

Es kommt zu einer pharmakodynamischen Wirkverstärkung. Eine AV-Blockierung kann verstärkt werden.

Antiarrhythmika anzeigen

  Lithium

Die Lithiumwirkung wird abgeschwächt, die Nephrotoxizität verstärkt.

Zu Lithium wechseln

  Digoxin

Verapamil kann die Plasmaspiegel dieser Substanz erhöhen. Eine Kontrolle der Arzneistoffspiegel wird empfohlen.

Digoxin anzeigen

  CYP3A4-Substrate

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

CYP3A4-Substrate anzeigen

  CYP3A4-Inhibitoren

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

CYP3A4-Inhibitoren anzeigen

  CYP3A4-Induktoren

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

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  Grapefruitsaft

Grapefruitsaft enthält unter anderem das Bioflavonoid Naringin, welches im Darm zu Naringenin und Naringinglucuronid metabolisiert wird. Diese Metabolisierungsprodukte sind in der Lage, Cytochrom P450 Isoenzyme zu hemmen (CYP 3A4, CYP 1A2 und CYP 2A6), wodurch der präsystemische Abbau von Arzneistoffen, die über diese Isoenzyme metabolisiert werden, verringert wird. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Bioverfügbarkeit dieser Arzeistoffe.
Klinisch relevant ist dieses zum Beispiel für die Statine, Felodipin, Midazolam, Nisoldipin, Nitrendipin, Terfenadin, Triazolam, Verapamil und andere Substrate dieser Isoenzyme.
Vier Tage vor und während der kompletten Therapie mit diesen Arzneistoffen sollte aufgrund der länger andauerenden Hemmung kein Grapefruitsaft eingenommen werden.

Strukturformel

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Wirkmechanismus

Als Calcium-Kanal-Blocker bezeichnet man die Stoffgruppe der Dihydropyridine (Nifedipin, Nitrendipin, Amlodipin, Feldodipin, Isradipin, Manidipin, Nisoldipin, Nilvadipin u. a.), der Benzothiazepine (Diltiazem) sowie der Phenylalkylamine (Verapamil, Gallopamil), die in therapeutisch relevanten Dosierungen den Typ-L-Calciumkanal blockieren. Wegen der Hemmung des Calciumeinstroms wurden die Calcium-Kanal-Blocker früher auch als Calciumantagonisten bezeichnet.

Calcium wirkt intrazellulär als second messenger, es vermittelt z. B. die Kontraktion von Muskelfasern. Seine intrazelluläre Konzentration liegt im Ruhezustand bei etwa 10-8 mol/l, also 10.000-fach unterhalb der extrazellulären Konzentration; bei Öffnung der Calciumkanäle kann sich die Konzentration rasch um den Faktor 1000 erhöhen, woran neben den Calciumkanälen auch Calcium-bindende Proteine, Calciumpumpen und andere Mechanismen beteiligt sind.

Die von den Calcium-Kanal-Blockern angesprochenen L-Typ-Calciumkanäle gehören zu den spannungsabhängigen Ionenkanälen, deren α1-Untereinheit eine transmembranäre Pore darstellt, um Calcium ins Zellinnere passieren zu lassen. Die Bindung der Dihydropyridine, Benzothiazepine und Phenylalkylamine erfolgt stets an der  α1C-Untereinheit, wenn auch an unterschiedlichen Stellen. Weitere assoziierte Untereinheiten modulieren die Kanalfunktion und sorgen für die Verankerung in der Zellmembran. Verschiedene Subtypen des L-Typ-Calciumkanals befinden sich z. B. an Zellen von Skelettmuskeln, glatter Muskulatur, Gehirn, Ohr und Retina. Weiterhin existieren P/Q-, N-, R- und T-Typ-Calciumkanäle, die zur Zeit experimentell als mögliche Zielstrukturen bei anderen Indikationen in Frage kommen, z. B. die N-Typ-Calciumkanäle bei chronischen neuropathischen Schmerzen.

Bei Hemmung des Calciumeinstroms durch den L-Typ-Calciumkanal kommt es zur Aufhebung der elektromechanischen Kopplung, d. h. am Herzen wird die Aktivität der calciumabhängigen Myosin-ATPase gesenkt, so dass Energieumsatz und Sauerstoffbedarf reduziert werden und damit der koronare Gefäßwiderstand gesenkt und die Sauerstoffsättigung des koronaren Blutes erhöht wird. Auch der periphere Gefäßwiderstand sinkt, was in der Folge eine Blutdrucksenkung hervorruft und vor allem bei schnell anflutenden Arzneistoffen aus der Gruppe der Dihydropyridine zu einer reflektorischen Sympathikusgegenregulation mit Tachykardie, also erhöhter Herzschlagfrequenz, führen kann.

Übersicht über die Calcium-Kanal-Blocker:

Dihydropyridine
1. Generation: Kurz und schnell wirkend
Nifedipin
2. Generation: Schnell, jedoch länger wirkend
Felodipin, Nitrendipin, Nisoldipin, Nilvadipin
3. Generation: Langsam anflutend, lang und gleichmäßig wirkend
Amlodipin, Lercandipin
Phenylalkylamine
Verapamil
Benzothiazepine
Diltiazem

Durch die Formulierung als Retardzubereitung können auch kurzwirksame Calcium-Kanal-Blocker ähnlich langanhaltende und langsam anflutende pharmakokinetische Profile erhalten, vergleichbar mit den Dihydropyridinen der dritten Generation.

Die chemisch sehr heterogene Stoffgruppe der Calcium-Kanal-Blocker wird in die drei genannten Untergruppen mit folgenden pharmakologischen Unterscheidungsmerkmalen eingeteilt:

  • Dihydropyridine: Vorwiegend die glatte Muskulatur peripherer Blutgefäße wird dilatiert, die Effekte am Herzen sind gering, ein negativ inotroper oder chronotroper Effekt kaum messbar. Die Wirkung am Ionenkanal ist spannungsabhängig, wobei Substanzen wie Nisoldipin auch in der Lage sind, im Ruhezustand einen Kanalblock auszulösen. (Inotrop: die Herzschlagkraft betreffend, chronotrop: die Herzschlagfrequenz betreffend)
  • Phenylalkylamine: Sie hemmen frequenzabhängig den Calciumkanal, d. h. nach Übergang in den Ruhezustand können sie sich aus der Bindung lösen. In der Folge wird die Wirkung gerade dann verstärkt, wenn die Herzschlagfrequenz erhöht wird, wenn also die Wirkung vom Patienten benötigt wird. Bedeutend sind bei dieser Stoffgruppe dementsprechend die kardialen Wirkungen durch die Absenkung des Plateaus des Aktionspotentials im Myokard (negativ chronotrop, negativ dromotrop, keine Reflextachykardie); die peripheren vasodilatierenden Wirkungen sind schwächer ausgeprägt als bei den Dihydropyridinen. (Dromotrop: die Reizleitung am Herzen betreffend)
  • Benzothiazepine: Die Wirkungen und Mechanismen entsprechen im Wesentlichen denen der Phenylalkylamine, allerdings besteht die Möglichkeit einer negativ inotropen Wirkung mit Auslösung einer Bradykardie, d. h. einer Herzfrequenzverlangsamung.

Je nach Substanzeigenschaften kommen daher antianginöse Effekte durch die Wirkungen an Koronarien, antiarrhythmische Effekte durch negative dromotrope Wirkung (hier nur Phenylalkylamine, Benzothiazepine) und antihypertensive Effekte durch periphere Vasodilatation (auch in Kombination mit anderen Stoffgruppen) in Frage.
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Patientenhinweis

Nach längerer Therapie ausschleichen.
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Dosierung

Die Dosiseinstellung muss individuell und einschleichend erfolgen.
Für die Dauertherapie mit Verapamil kommen prinzipiell sowohl unretardierte als auch retardierte Darreichungsformen in Frage, wobei letztgenannte 2 x täglich appliziert werden können. Die Richtdosis beträgt 240-360 mg täglich in allen Indikationen, je nach Erfordernis kann jedoch auch mit 120-480 mg täglich therapiert werden.
Für die Akuttherapie stehen parenterale Darreichungsformen zur Verfügung.

Wussten Sie schon?

Die Wirkstoffprofile gibt es auch zum Download.

Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

Mehr erfahren Sie auf www.wirkstoffprofile.de.

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