Migräne zählt zu den häufigsten Kopfschmerzformen. 6-8 % der Männer und 12-14 % der Frauen sind betroffen, aber auch viele Kinder und Jugendliche leiden bereits unter dieser Erkrankung. Zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr tritt Migräne am häufigsten auf, in dieser Lebensphase sind Frauen dreimal häufiger betroffen als Männer. Erstere leiden meist auch unter längeren und intensiveren Attacken. Nach dem 45. Lebensjahr nehmen Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken bei vielen Patienten ab.
Symptome:
Bei der Migräne kommt es anfallsartig zu heftigen, häufig einseitigen, pulsierenden Kopfschmerzen. Körperliche Aktivität verstärkt den Kopfschmerz. Die Attacken können von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen begleitet sein und dauern in der Regel 4-72 Stunden. Bei 10-15 % der Patienten geht der eigentlichen Kopfschmerzphase eine so genannte Aura voraus. Die Aura äußert sich durch Sehstörungen, die Wahrnehmung von Lichtblitzen und gezackten Linien, Taubheitsgefühle, Sprachstörungen, Schwindel oder Lähmungen. Diese Symptome entwickeln sich über einen Zeitraum von 10-20 Minuten und bilden sich dann langsam wieder zurück.
Die Ursache ist nicht bekannt. In 60-70 % der Fälle lässt sich eine familäre Belastung nachweisen.
Therapeutische Maßnahmen zur Migräneprophylaxe:
Eine Migräneprophylaxe ist angezeigt, wenn:
- Mehr als drei schwere Migräneattacken pro Monat vorliegen.
- Migräneattacken mit einer Dauer von mehr als 72 Stunden vorliegen.
- Migräneattacken vorliegen, die nicht hinreichend auf eine Akuttherapie (inkl. Triptane) ansprechen.
- Migräneattacken so auftreten, dass die Einnahme von Analgetika an mehr als 10 Tagen pro Monat notwendig wäre.
Dazu sind eine gründliche Anamnese und therapiebegleitende Maßnahmen für die Auswahl der geeigneten Medikation notwendig. In jedem Fall sollten als therapiebegleitende Maßnahmen (Kopfschmerztagebuch) aerober Ausdauersport, Entspannungsverfahren, psychologische Schmerztherapie und kognitive Verhaltenstherapie mit einer geeigneten Prophylaxe kombiniert werden.
Im Rahmen der medikamentösen Prophylaxe haben Betablocker, Flunarizin, Antikonvulsiva wie Valproinsäure oder Topiramat, Amitriptyllin und Onabotulismustoxin A eine gute Evidenzlage, wobei auf bestehende Komorbiditäten bei der Auswahl Rücksicht genommen werden sollte.
Das bedeutet bei Vorliegen einer Depression wäre das Mittel der Wahl Amitriptyllin, bei Epilepsie beispielsweise das Antikonvulsivum Topiramat und auf Valproinsäure sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter verzichtet werden.
Nach 6 bis 12 Monaten sollte die prophylaktische Gabe kritisch beurteilt werden und zunächst eine Dosisreduktion und dann ein Absetzen der Medikation erwogen werden. Bei erneuten Migräneattacken kann eine weitere Prophylaxetherapie begonnen werden.
Additiv oder alternativ können Akupunktur (bei nicht schweren Attacken vergleichbar mit Sumatriptan), nicht invasive bzw. invasive Neuromodulation oder okzipitale Blockade zum Einsatz kommen.