α1-Adrenozeptorantagonisten antagonisieren kompetetiv die Noradrenalin- und die Adrenalin-Wirkung an α1-Rezeptoren.
Um die Wirksamkeit der Rezeptorantagonisten nachvollziehen zu können, muss die Frage beantwortet werden, welche Wirkungen die endogenen Agonisten auf α1-Rezeptoren besitzen: Durch die Noradrenalin- oder Adrenalin-vermittelte Aktivierung von α1-Adrenozeptoren, die G-Protein-gekoppelte Rezeptoren darstellen, kommt es zur Aktivierung der Phospholipase C, was über den second messenger Inositoltriphosphat aus dem sarkoplasmatischen Reticulum Calcium freisetzt. Ist die Sympathikusaktivität ausreichend hoch, können über die Aktivierung der α1-Rezeptoren unter anderem folgende Reaktionen ausgelöst werden: Kontraktion der Blasenmuskulatur, Kontraktion der Blutgefäße, Uteruskontraktion und Erweiterung der Pupillen.
Daher können die α1-Adrenozeptorantagonisten therapeutisch zur Blutdrucksenkung (Aufhebung der durch den Sympathikus vermittelten Gefäßkontraktion) und auch zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie eingestetzt werden. Bei dieser gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse senkt die Substanz den Widerstand der Muskulatur von Blase, Prostata und Harnröhre ab, so dass der Urin leichter abgehen kann. Günstig zu beurteilen sind hierbei Substanzen, die eine erhöhte Affinität zum α1A-Adrenozeptor-Subtyp haben. Setzt man dementsprechend Alfuzosin oder Tamsulosin anstelle von Doxazosin ein, muss keine ausgeprägte Blutdrucksenkung in Kauf genommen werden. Obwohl die α1-Adrenozeptorantagonisten dem Patienten schnelle Besserung bei benigner Prostatahyperplasie verschaffen können, muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass ohne regelmäßige ärztliche Kontrollen die Prostata unbemerkt weiter wachsen kann, bis sich möglicherweise ein Harnverhalt einstellt.
In der ALLHAT-Studie musste die Bluthochdruck-Behandlung mit dem α1-Adrenozeptorantagonisten Doxazosin abgebrochen werden, da bei anderen Antihypertensiva wie dem Diuretikum Chlortalidon die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten kardialer Komplikationen deutlich niedriger lag. Insofern wird die Bedeutung der α1-Adrenozeptorantagonisten in der Bluthochdruck-Therapie kontrovers diskutiert.
Pharmakologisch ist die Selektivität für den α1-Rezeptor ohne Affinität zum α2-Rezeptor günstig einzuschätzen: α2-Autorezeptoren befinden sich präsynaptisch und können physiologisch bei Aktivierung die Noradrenalin-Ausschüttung bremsen. Bei einer Blockade kommt es daher zu einer reflektorischen Gegenregulation mit erhöhter Sympathikusaktivität und entsprechenden Nebenwirkungen, was mit α1-selektiven Adrenozeptorantagonisten wie Doxazosin oder Urapidil vermieden werden kann.