Die gastroösophageale Refluxkrankheit (gastroesophageal reflux disease, GERD) beschreibt ein Krankheitsbild, bei dem der Reflux (Zurückfließen) von Mageninhalt in den Ösophagus (Speiseröhre) störende Symptome und/oder Komplikationen verursacht. Der Reflux kann dabei sauer oder schwach sauer, aber auch basisch sein. Diese Definition geht auf die derzeit gültige Montreal Klassifikation zurück und fasst symptomatische und asymptomatische Patienten mit durchaus unterschiedlichen Krankheitsbildern zusammen. Dazu gehören
- die erosive Refluxösophagitis (erosive reflux disease, ERD),
- die nicht-erosive Refluxösophagitis (non-erosive reflux disease, NERD),
- Patienten mit Komplikationen der gastroösophagealen Refluxkrankheit wie z. B. Stenosen,
- Patienten mit hypersensitivem Ösophagus, bei denen die Refluxereignisse objektiv der Norm entsprechen, aber subjektiv als Sodbrennen empfunden werden,
- Patienten mit funktionellen Refluxbeschwerden ohne erkennbaren Zusammenhang,
- Patienten mit Barrett-Ösophagus, eine im Rahmen des GERD als Komplikation stattfindende Metaplasie des mehrschichtigen Plattenepithels in Zylinderepithel, die eine Präkanzerose für ein Adenokarzinom ist.
Die Prävalenz der gastroösophagealen Refluxkrankheit beträgt in westlichen Industrienationen etwa 15 % mit zunehmender Inzidenz.
Normalerweise wird ein ösophagealer Reflux durch den relativ hohen Ruhetonus des unteren Ösophagus-Sphinkter (Schließmuskel, 18-24 mmHg) verhindert. Weiterhin liegt der untere Teil des Ösophagus unter dem Zwerchfell im Bauchraum, so dass dort die gleichen Druckverhältnisse wie im Bauchraum bestehen. Auch der relativ spitze Winkel, in dem der Ösophagus in den Magen mündet, wirkt einem Reflux entgegen. Verschiedene Ursachen können allerdings zu einem Reflux führen. Große Mahlzeiten vor dem Schlafengehen oder das Tragen von zu engen Hosen oder engen Gürteln, die den intraabdominellen Druck (Druck im Bauchraum) erhöhen, gehören zu den vermeidbaren Ursachen. Eine weitere Ursache ist die Hiatushernie, bei der durch einen Bruch im Zwerchfell Magenanteile in den Brustkorb übertreten können und der dort herrschende Unterdruck einen Reflux erleichtert. Weiterhin sollte bei nachgewiesener Diagnose einer gastroösophagealen Refluxkrankheit auch an eine Infektion mit Helicobacter pylori gedacht werden. Wichtig sind aber auch bestimmte Substanzen, die den Tonus des unteren Ösophagus-Sphinkter senken. Hier sind insbesondere Alkohol und Nikotin zu nennen, aber auch Arzneistoffe wie Anticholinergika, Calciumantagonisten und Nitrate oder Nahrungsbestandteile wie Triglyceride und Fettsäuren.
Leitsymptom bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit ist das Sodbrennen, ein brennendes Gefühl hinter dem Brustbein. Patienten schildern Refluxsymptome häufig auch als ein Brennen im Rachen, ein saures oder nicht-saures Aufstoßen oder einen Reflux von Mageninhalt, was von ihnen manchmal als „Erbrechen“ gewertet wird. Daneben kann eine Dysphagie (Schluckerschwernis) auftreten. Auch retrosternale Schmerzen (Schmerzen hinter dem Brustbein) werden oft genannt. Die Refluxkrankheit ist die häufigste Ursache für den nicht-herzbedingten Brustschmerz (noncardiac chestpain, NCCP). Sie sind von ischämisch bedingten Herzschmerzen nicht zu unterscheiden und müssen dann gegebenenfalls kardiologisch abgeklärt werden. Extraösophageale Manifestationen betreffen häufig die Atemwege. Reizhusten, morgendliches Räuspern, Heiserkeit und sogar Asthmaanfälle können dabei vorkommen. Als Komplikation kann es zu Blutungen aus den Erosionen kommen. Bei entsprechend chronischem Verlauf kann sich daraus eine Anämie entwickeln. Weiterhin kann es zu einer Refluxösophagitis (Entzündung der Speiseröhre), Stenosen der Speiseröhre und bei langen chronischen Verläufen zum o. g. Barrett-Ösophagus als Präkanzerose kommen.
Bei der Diagnostik steht zunächst die ausführliche Anamnese im Vordergrund. Wird aufgrund typischer Refluxsymptome, die mindestens ein- bis zweimal Woche auftreten müssen, eine gastroösophageale Refluxkrankheit angenommen und es liegen keine Alarmsymptome wie z. B. Blutung, Anämie, deutliche Schluckbeschwerden oder deutliche Gewichtsabnahme vor, kann bei Erwachsenen zunächst eine empirische Therapie mit einem Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol) ohne weitere Diagnostik erfolgen. Bei unklarer Symptomatik bzw. o. a. Alarmsymptomen sollte eine weitere Diagnostik mittels gastroösophagealer Endoskopie und pH-Metrie erfolgen. Bei der Endoskopie können Veränderungen an der Ösophagus-Schleimhaut erkannt und nach Schweregrad aufsteigend in die Stadien A-D (Los-Angeles-Klassifikation) eingeteilt werden. Weiterhin können Gewebeproben zum Ausschluss eines Barrett-Ösophagus entnommen und eine eventuelle Insuffizienz des unteren Ösophagus-Sphinkters festgestellt werden.
Erkennbare Auslöser einer Reflux Symptomatik sollten in jedem Fall gemieden werden. Die Therapie erfolgt in jedem Stadium mit Protonenpumpenhemmer wie z. B. Omeprazol. Eine Therapie mit Antacida wie z. B. Hydrotalcit oder H2-Antihistaminika wie z. B. Ranitidin sollte nur bei gelegentlichem Sodbrennen oder säurebedingten Magenbeschwerden erfolgen. In späteren Stadien mit zirkulär konfluierenden Läsionen und bei Komplikationen wie Stenosen oder einem Barrett-Ösophagus müssen chirurgische Interventionen in Betracht gezogen werden. Bei schwerer Insuffizienz des unteren Ösophagus-Sphinkters erfolgt die Anlage einer Fundusmanschette, bei der der Magenfundus (ein Abschnitt des oberen Magens) um den unteren Ösophagus gelegt wird.