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          < Loperamid >

Loperamid

  

Wirkmechanismus

Agonist an peripheren Opioidrezeptoren: Hemmung der Darmperistaltik

Anwendung

Diarrhoe

Von Diarrhoe spricht man bei mehr als 3 Entleerungen flüssiger oder breiiger Stühle am Tag. Sie kann mehrere Ursachen haben:
  • Sekretorische Diarrhoe: Elektrolyte und Wasser werden nicht oder nicht ausreichend resorbiert, so dass größere Mengen von wasserhaltigem Stuhl entstehen. Gründe können Bakterien, Viren, Protozoen oder Medikamente sein. Auch bei Fasten bleibt die Diarrhoe bestehen.
  • Osmotische oder malassimilatorische Diarrhoe: Aufgrund von Malabsorption (Absorptionsstörung) oder Maldigestion (Verdauungsstörung) wirken die unverdauten Nahrungsbestandteile osmotisch und verflüssigen den Stuhl. Auch osmotisch wirksame Stoffe wie Osmolaxantien und Zuckerersatzstoffe wirken so. Bei Fasten ebbt die Diarrhoe ab oder endet.
  • Funktionelle Diarrhoe: Die Darmmotorik wird durch eine Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems gestört. Meist sind psychische Auslöser der Grund.

Diarrhoe ist keine eigene Krankheit, sondern kann ein Symptom verschiedener Krankheiten sein.
Sie muss nicht zwangsläufig behandelt werden. Die wichtigste Maßnahme, die in jedem Fall ergriffen werden sollte, ist der Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich.
Bei Durchfall, der durch toxinproduzierende Bakterien hervorgerufen wird, sollte Loperamid nicht eingesetzt werden, weil die Toxinproduktion dadurch nicht vermindert wird, jedoch die Toxinausscheidung. Es wird hauptsächlich bei Diarrhoen infolge von Motilitätsstörungen oder Reisediarrhoen eingesetzt.

Dosierung

Erwachsene bei akuten Durchfällen:
Initial 4 mg peroral, nach jedem weiteren ungeformten Stuhl 2 mg peroral bis 16 mg/d

Kinder über 8 Jahre bei akuten Durchfällen:
Initial und nach jedem weiteren Stuhlgang 2 mg peroral bis 8 mg/d

Kinder zwischen 2 und 8 Jahren bei akuten Durchfällen:
0,04 mg/kg KG täglich

Bei chronischen Durchfällen:
2 mg/d bei Kindern bzw. 4 mg/d bei Erwachsenen

Patientenhinweis

Bei Durchfall immer Elektrolyte und Wasser zuführen!
Möglichst normal weiteressen!
Bei anhaltenden Beschwerden den Arzt aufsuchen!

Nebenwirkungen

  Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel

  Bauchkrämpfe, Übelkeit, Mundtrockenheit

  Schwere arzneimittelinduzierte Hautreaktionen (EN)

Die schweren arzneimittelinduzierten Hautreaktionen haben viele unterschiedliche Bezeichnungen, die, wie auch die einzelnen Erkrankungen, schwer gegeneinander abzugrenzen sind und je nach Quelle auch teilweise synonym verwendet werden. In der Leitlinie zur epidermalen Nekrolyse (09/2024) findet man eine tabellarische Auflistung der Differentialdiagnosen mit Beschreibung der klinischen Symptome und histologischen Merkmale zu den einzelnen Erkrankungen.

Zu den schweren arzneimittelinduzierten Hautreaktionen gehören:
Epidermale Nekrolyse (EN)
  • Steven-Johnson-Syndrom (SJS)
  • Toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN)
Erythema exsudativum multiforme majus (EEMM)
Drug reaction with eosinophila systematic syndrom (DRESS)

Lyell-Syndrom
  • medikamentös induziertes Lyell-Syndrom (Toxisch epidermaler Nekrolyse, TEN)
  • [Staphylogenes Lyell-Syndrom (Staphylococcal scalded skin syndrome, SSSS)]

Epidermale Nekrolyse (EN)
Es handelt sich um eine immunologische, arzneimittelinduzierte und akut lebensbedrohliche Erkrankung von Haut- und Schleimhäuten, bei der es zu epidermalen und epithelialen Nekrosen mit schweren Begleiterscheinungen kommt. Charakteristisch kommt es zu einem ausgedehnten Exanthem aus Makulae und/oder schießscheibenartigen Einzeleffloreszenzen mit atypischen Kokarden, Blasen und Erosionen der Epidermis und Schleimhäute, die im Gegensatz zum EEMM eher stammbetont oder generalisiert vorkommen. Meist entwickelt sie sich innerhalb von bis zu 2 Wochen nach Arzneimittel-Einnahme und schreitet dann sehr schnell voran. Um einen Progress handelt es sich nur, wenn sich die betroffenen geröteten Exantheme ausweiten (Fotodokumentation sinnvoll), aber ein Fortschreiten über meist etwa 4-5 Tage mit anschließender Blasenbildung und Hautablösung an den nächsten 5-7 Tagen an den bereits betroffenen Stellen, wird nicht als Progress definiert.
Vom Steven-Johnson-Syndrom (SJS) spricht man bei Hautablösungen < 10 % Körperoberfläche (KOF) und von toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN) bei Hautablösungen > 30 % KOF. Zwischen 10 und 30 % wird von SJS/TEN-Übergangsformen gesprochen.
Das Lyell-Syndrom wird als Maximalform des SJS beschrieben, wobei man das SSSS (Staphylococcal scalded skin syndrom) aufgrund der Staphylokokken-Beteiligung davon abgrenzen kann.

Therapie
Supportive Maßnahmen stehen bei der Behandlung dieser Erkrankung im Vordergrund. Eine mechanische Wundbehandlung und Wundversorgung sollte am besten durch spezialisierte Pflegekräfte auf Verbrennungsstationen erfolgen. Scherkräfte sollten aufgrund des fragilen Hautzustandes vermieden werden und eine mikrobiologische Kolonisierung sollte verhindert werden. Geringflächige Exantheme sollte man zunächst beobachten und Blasen können durch Punktion entlastet werden. Topische Kortikoide sollten nur auf nicht erodierten Arealen eingesetzt werden. Erodierte Stellen können mit Aluminium-bedampften Vliesstoffen verbunden, oder mit nicht-haftenden Silikondistanzgittern oder fetthaltiger Netzgaze abgedeckt werden.
Da zu Beginn der Erkrankung der zu erwartende Schweregrad nicht abgeschätzt werden kann, sollte man bei der Entscheidung für eine systemische Behandlung davon ausgehen, dass sich eine TEN entwickelt. Bei der Auswahl der eingesetzten Wirkstoffe sollte die Vormedikation und der Gesundheitszustand der Patient: innen mit einbezogen werden. Wenn in den letzten 24h kein Progress mehr stattgefunden hat, sollte eine Nutzenbewertung einer neuen systemischen Therapie erfolgen. Eine systemische immunmodulierende/immunsupressive Therapie kann mit Kortikosteroiden, intravenösen Immunglobulinen, Ciclosporin A oder Etanercept als Mono- oder Kombitherapie erfolgen. Thalidomid sollte nicht mehr eingesetzt werden.


Erythema exsudativum multiforme majus (EEMM)
Hierbei handelt sich eine Differentialdiagnose zu SJS und TEN. Die Läsionen kommen vorwiegend im Hand- und Fußbereich oder extremitätenbezogen vor und konfluieren nicht, wodurch es nicht zu großflächiger Blasenbildung kommt. Häufigste Auslöser sind Infektionen, in seltenen Fällen können aber auch Arzneistoffe der Auslöser sein.

Drug reaction with eosinophila systematic syndrom (DRESS)
Das DRESS wird auch Hypersensitivitätssyndrom genannt. Die Immunreaktion wird unterstützt durch ethnische Prädisposition, genetisch determinierten Enzymmangel und eine Reaktivierung von Herpesviren. Es tritt in der Regel etwas langsamer auf (1-8 Wochen nach Einnahme) als die EN.

Lyell-Syndrom
Der Begriff Lyell-Syndrom wird im Zusammenhang mit den beiden unterschiedlichen Krankheiten TEN (medikamentös induziertes Lyell-Syndrom) und SSSS (Staphylogenes Lyell-Syndrom) verwendet. Da es zu Verwechslungen kommen kann, sollte man besser die Begriffe TEN und SSSS verwenden.


Kontraindikationen

Zustände, bei denen die Darmmotilität nicht verlangsamt werden sollte

Hierzu gehören z. B. starke Blähungen, Obstipation oder Ileus (Darmverschluss).

Blutige oder fiebrige Durchfälle

Colitis ulcerosa

Colitis ulcerosa ist eine chronische entzündliche Darmerkrankung. Betroffen ist der Dickdarm, die Entzündung kann sich dort verschieden weit ausbreiten. Es treten Hyperämie, Schwellungen und Ulzerationen auf, dabei sind die Darmschleimhaut und auch das darunter liegende Gewebe betroffen. Die Erkrankung tritt schubweise auf, kann aber auch kontinuierliche Beschwerden verursachen.

Antibiotika-assoziierte Durchfälle

Da Antibiotika nicht nur pathologische Mikroorganismen bekämpfen, sondern auch solche, die zur physiologischen Darmflora des Menschen zählen, treten Durchfälle nach Antibiotikagabe häufig auf.
Bei schweren und anhaltenden Durchfällen kann eine pseudomembranöse Enterokolitis die Ursache sein, eine Darmentzündung, die bakteriell bedingt ist, und umgehend mit Vancomycin therapiert werden muss. Hier sollte Loperamid nicht eingesetzt werden, weil die Toxinproduktion dadurch nicht vermindert wird, jedoch die Toxinausscheidung.

Kinder unter 2 Jahren

Bei Kindern unter 2 Jahren ist mit zentralen Opioid-Effekten zu rechnen, bis hin zur Atemlähmung.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz sollte nur nach strenger Indikationsstellung in der Schwangerschaft appliziert werden, da keine ausreichenden Daten zur Anwendung beim Menschen vorliegen.

Die Substanz geht in die Muttermilch über. Eine Schädigung des Säuglings wurde bisher nicht beobachtet.

Wechselwirkungen

  Chinidin

Es besteht die Gefahr einer Atemdepression, da Loperamid ein Substrat des P-gp ist und dieses durch den genannten Stoff inhibiert wird.

  Verapamil

Es besteht die Gefahr einer Atemdepression, da Loperamid ein Substrat des P-gp ist und dieses durch den genannten Stoff inhibiert wird.

Zu Verapamil wechseln

  Ketoconazol

Es besteht die Gefahr einer Atemdepression, da Loperamid ein Substrat des P-gp ist und dieses durch den genannten Stoff inhibiert wird.

Zu Ketoconazol wechseln

  Ritonavir

Es besteht die Gefahr einer Atemdepression, da Loperamid ein Substrat des P-gp ist und dieses durch den genannten Stoff inhibiert wird.

Ritonavir anzeigen

Strukturformel

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Opioide wirken im Körper auf Opioid-Rezeptoren. Diese werden in verschiedene Gruppen unterteilt: δ-, κ- und μ-Rezeptoren.
Loperamid greift an peripheren μ-Rezeptoren an und entfaltet dort obstipative Wirkung. Allen Opioid-Rezeptoren ist ihre Wirkung gemeinsam: Bei Stimulierung werden Adenylat-Cyclasen gehemmt, an den Synapsen wird die Kalium-Permeabilität der Zellmembran erhöht sowie die Calcium-Permeabilität erniedrigt. Durch diese Hyperpolarisation wird die Erregbarkeit der Neurone vermindert und damit die Reizweiterleitung erschwert.

Loperamid ruft eine Tonussteigerung der glatten Muskulatur hervor, wodurch eine Segmentierung des Darminhaltes und damit ein intensiverer Kontakt zur Schleimhaut hervorgerufen wird. Dadurch steigt die Wasser- und Elektrolytresorption und der Darminhalt wird eingedickt. Die propulsive Darmperistaltik wird gehemmt. Loperamid hat keine zentrale opioide Wirkung, weil es aus dem ZNS sehr schnell über ABC-Transporter wieder ausgeschleust wird.
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Patientenhinweis

Als Elektrolyt- und Wasserersatzflüssigkeit wird eine Lösung aus 3,5 g Kochsalz, 2,5 g Natriumbicarbonat, 1,5 g Kaliumchlorid und 20 g Glucose in 1 l Wasser empfohlen. Es gibt entsprechende Mischungen auch als Fertigpräparate, die in Wasser aufzulösen sind, z. B. Oralpädon oder Elotrans. Geeignet sind auch verdünnte und unverdünnte Fruchtsäfte.
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Dosierung

Für die Anwendung stehen verschiedene Arzneiformen zur Verfügung. Tabletten, Kapseln und Plättchen enthalten jeweils 2 mg Loperamid. Diese Menge entspricht 10 ml der Loperamid-Lösung. Tritt nach 48 h bei akuten Durchfällen keine Besserung ein, sollte Loperamid nicht weiter eingenommen werden. Loperamid sollte bei chronischen Durchfällen ohne ärztliche Aufsicht nicht länger als 4 Wochen eingenommen werden.

Bei Kindern zwischen 2 und 8 Jahren wird nach Körpergewicht dosiert. Loperamid muss abgesetzt werden, wenn der Stuhl normal geformt ist oder 12 Stunden seit dem letzten Stuhlgang vergangen sind.

Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen darf Loperamid wegen des verminderten First-pass-Effekts nur mit Vorsicht angewendet werden.

Wussten Sie schon?

Die Wirkstoffprofile gibt es auch zum Download.

Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

Mehr erfahren Sie auf www.wirkstoffprofile.de.

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