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Wirkmechanismus

Immunsuppressivum aus der Klasse der Aminosalicylate (azokonjugiert):
Mesalazin (5-Aminosalicylsäure, 5-ASA) hemmt den Arachidonsäurestoffwechsel sowie die Synthese entzündungsfördernder Zytokine wie TNFα, IL-1, IL-2 und des Transkriptionsfaktors NF-κB

Anwendung

Zur Therapie und Rezidivprophylaxe bei Colitis ulcerosa

Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die in der Regel im Rektum beginnt und sich von dort aus kontinuierlich bis maximal in den Dickdarm (Kolon) ausbreitet. Dabei bleibt die Entzündung auf die Dickdarmschleimhaut mit Mucosa und Submucosa beschränkt. Die Prävalenz (Häufigkeit) der Erkrankung liegt in Deutschland bei etwa 160-250 Patienten pro 100.000 Einwohner. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen 16 und 25 Jahren. Der Verlauf ist chronisch-rezidivierend mit zwischenzeitlichen Phasen der Remission (temporäres oder dauerhaftes Nachlassen der Krankheitssymptome ohne Erreichen der Genesung). Eine sinnvolle Klassifikation der Colitis ulcerosa wird nach der Ausdehnung der Erkrankung vorgenommen. Danach unterscheidet man die Proktitis (Entzündung des Rektums), die Linksseitenkolitis und die schwere Kolitis mit  Ausdehnung über die linksseitige Flexur (Biegung) des Dickdarms. Diese Einteilung hat Auswirkung auf die Art der Therapie (lokal/systemisch) und auf den Beginn eines Karzinomüberwachungsprogramms. Zahlreiche Faktoren spielen bei der Entstehung der Colitis ulcerosa eine Rolle. Aufgrund des guten Ansprechens auf Immunsuppressiva und Immunmodulatoren wird sie zu den Autoimmunerkrankungen gezählt, ohne den genauen Entstehungsmechanismus, bei dem am Ende eine TH-2-gesteuerte Immunantwort (TH = T-Lmphozyt-Helferzelle) überwiegt, zu kennen. Daneben scheinen Genmutationen wie z. B. im IL17REL-Gen eine wichtige Rolle zu spielen. Weiterhin werden eine krankhaft gesteigerte Immunreaktion gegen die Darmflora, Umwelteinflüsse und eine möglicherweise übertriebene Hygiene beim Patienten diskutiert. Die Ernährung und psychische Faktoren spielen bei der Entstehung keine Rolle, auch wenn im Verlauf der Erkrankung eben diese Faktoren gegebenenfalls in den Vordergrund rücken (müssen).

Der Beginn der Erkrankung kann schleichend mit Abgeschlagenheit und einem allgemeinen Krankheitsgefühl oder aber auch akut sein. Hauptsymptom sind schwere, rezidivierende Durchfälle 10-20 /Tag). Der Stuhl kann durch oberflächliche Schleimhautblutungen blutig sein. Weiterhin haben die Patienten häufig schmerzhafte Koliken. Die Lebensqualität wird durch Stuhlinkontinenz mit imperativem (= zwanghaftem) Stuhldrang erheblich eingeschränkt. Schwere Flatulenzen deuten auf bestehende Zuckerunverträglichkeiten (Sorbit, Fructose, Lactose) während eines Schubs hin. Im weiteren Krankheitsverlauf kann es zu extraintestinalen Manifestationen kommen, die die Lebensqualität darüber hinaus weiter einschränken. Besonders erwähnt seien hier Arthritiden, Augenmanifestationen (z. B. Skleritis = Entzündung der Lederhaut oder Uveitis = Regenbogenhautentzündung), Hauterkrankungen (z. B. Erythema nodosum) und Osteopenie bis hin zur manifesten Osteoporose. Eine Sonderstellung nimmt noch die primär sklerosierende Cholangitis (PSC, eine chronische Entzündung der Gallengänge) ein, da sie wegen der schnellen Progression zu einer Leberzirrhose einen erheblichen Einfluss auf die Therapie und die Prognose hat. Wichtige Komplikationen der Colitis ulcerosa sind das toxische Megacolon, einem akut lebensbedrohlichen Krankheitszustand mit starker Erweiterung des Dickdarm und Sepsis, sowie das kolorektale Karzinom, das die o. a. Vorsorgeuntersuchungen notwendig macht.

Bei der Diagnostik spielen Anamnese, das klinische Erscheinungsbild, Laboruntersuchungen sowie bildgebende Verfahren eine Rolle. Bei der Blutuntersuchung schaut man auf Entzündungsparameter (CRP =C-reaktive Protein, BSG = Blutkörperchensenkgeschwindigkeit), immunologische Marker (perinukleärer antineutrophiler cytoplasmatischer Antikörper = p-ANCA eher positiv, Anti-Saccharomyces-cerevisiae-Antikörper = ASCA negativ), Eisenwerte (Anämie bei chronischen Blutungen) und Transaminasen (Hinweis auf PSC mit Cholestase).  Bei den bildgebenden Verfahren ist neben Röntgenkontrastmitteluntersuchungen und der Sonographie (Ultraschall) besonders die Endoskopie durch den Anus (Koloskopie) wichtig. Hierbei können Biopsien entnommen und der Grad der Entzündung sowie verdächtige Areale auf Präkanzerosen hin beurteilt werden. In der Histologie zeigen sich typischerweise sog. „Kryptenabszesse“ am Grund der Dickdarmschleimhaut. Differentialdiagnostisch müssen andere Kolitiserkrankungen, wie pseudomembranöse Kolitis (z. B. nach Antibiotika), infektiös bedingte Kolitis, ischämisch bedingte Kolitis oder Divertikel-bedingte Kolitis, ausgeschlossen werden. In manchen Fällen kann trotz der aufwändigen Diagnostik eine Abgrenzung zum Morbus Crohn schwierig sein.

Ziele einer Therapie sind eine Verringerung der Entzündungsaktivität, eine deutliche Linderung der Symptome und ein möglichst langfristiger Erhalt der Darmfunktion. Weiterhin gilt es, bei ausgedehnter Colitis ulcerosa frühzeitig mit einem Karzinomüberwachungsprogramm zu beginnen. All diese Ziele tragen zu einer Verbesserung der Lebensqualität und Lebenszeit des Patienten bei. Eine Heilung ist nicht möglich. Die Auswahl der möglichen Arzneistoffe richtet sich nach der Krankheitsaktivität, dem Befallsmuster im Verdauungstrakt, dem Vorhandensein von extraintestinalen Manifestationen, dem bisherigen Ansprechen auf vorhergehende Behandlungen sowie Begleiterkrankungen und potentieller unerwünschter Wirkungen der Arzneistoffe. Bei der Therapie muss man zwischen der Akuttherapie und der remissionserhaltenden Langzeittherapie unterscheiden. Die Akuttherapie richtet sich nach der Lokalisation der aktuellen Entzündung. Die Proktitis wird rektal mit 5- Aminosalicylaten (5-ASA) wie Mesalazin oder Sulfasalazin als Suppositorien, Schäume oder Einläufe behandelt. Bei Versagen kommen topisch anzuwendende Glucocorticoide wie Budesonid oder oral verabreichtes Mesalazin hinzu. Die Linksseitenkolitis sollte mit einer Kombination von rektal anzuwendenden 5-ASA-Präparaten (Einläufe, Schäume) und oral verabreichten 5-ASA-Präparaten behandelt werden. Dabei können Dosierungen >3 g/Tag notwendig werden. Persistieren blutige Durchfälle länger als 14 Tage, muss eine systemische Behandlung mit Glucocorticoiden wie Prednison oder Prednisolon in Betracht gezogen werden. Eine schwere Kolitis wird zunächst genauso wie die Linksseitenkolitis behandelt. Jedoch sollte die Behandlung bei schweren Diarrhoen, Fieber, Tachykardie, Anämie und sehr hohen Entzündungsparametern stationär durchgeführt werden. Eine unter Steroiden fortbestehende hohe Krankheitsaktivität spricht für einen steroidrefraktären Verlauf. Hier kommen dann starke Immunsuppressiva wie Ciclosporin A, Infliximab bzw. Alemtuzumab oder Tacrolimus zum Einsatz. Nach einem eventuellen Ansprechen wird dann auf Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin umgestellt. Das unter den Umständen einer oft mehrjährigen immunsuppressiven Therapie deutlich erhöhte Infektionsrisiko sollte dem Patienten bewusst sein. Bei Nichtansprechen muss eine chirurgische Resektion des betroffenen Areals vorgenommen werden. Eine Entfernung des gesamten Dickdarms ist dann mit der Anlage eines Anus praeter (künstlicher Darmausgang) verbunden. Die remissionserhaltende Langzeittherapie wird  mit 5-Aminosalicylaten wie Mesalazin für mindestens 2 Jahre durchgeführt. Bei einem erneuten Schub unter der remissionserhaltenden Therapie muss die nächste remissionserhaltende Therapie erweitert werden. Hier bieten sich eine Erhöhung der ursprünglichen 5-ASA-Dosis, eine Kombination mit Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin oder eine Kombination mit Infliximab bzw. Alemtuzumab an. Eine symptomatische Schmerztherapie ist jederzeit mit Metamizol oder auch gegebenenfalls mit Opioiden möglich.

Der oft lange Verlauf und die starken Nebenwirkungen der Arzneistoffe führen oft zu einer umfangreichen Begleitmedikation. Weiterhin muss bei starker Krankheitsaktivität an Mangelzustände bzw. Mangelerscheinungen gedacht werden. Besonderes Augenmerk verdienen bei rezidivierenden Durchfällen der Wasserhaushalt, Natrium und Kalium. Bei blutigen Durchfällen müssen die Eisenwerte kontrolliert werden. Dabei kann ein Ersatz durch Eisenpräparate wegen deren schleimhautreizender Wirkung schwierig sein. Folsäuremängel entstehen bei der Langzeitgabe von Sulfasalazin. Das Serum-Calcium und die Knochendichte sollten bei langer Glucocorticoidtherapie kontrolliert werden.



Zur Akutbehandlung bei Morbus Crohn

Der Morbus Crohn (benannt nach dem amerikanischen Gastroenterologen Bernhard Crohn) ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Sie kann im gesamten Magen-Darm-Takt auftreten, am häufigsten sind aber der terminale Dünndarm (daher der ältere Name „Ileitis terminalis“) und das Kolon betroffen. Neben der Lokalisation sind der diskontinulierliche Verlauf, d. h. das Abwechseln von kranken und gesunden Abschnitten im Verdauungstrakt, und der transmurale Charakter der Entzündung (d. h. alle Schichten der Darmwand sind betroffen) typisch. Die Prävalenz (Häufigkeit) der Erkrankung liegt in Deutschland bei etwa 120-200 Patienten pro 100.000 Einwohner. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 15. und 34. Lebensjahr. Der Verlauf ist chronisch-rezidivierend mit zwischenzeitlichen Phasen der Remission (temporäres oder dauerhaftes Nachlassen der Kranheitssymptome ohne Erreichen der Genesung). Zahlreiche Faktoren spielen bei der Entstehung des Morbus Crohn eine Rolle. Aufgrund des guten Ansprechens auf Immunsuppressiva und Immunmodulatoren wird er zu den Autoimmunerkrankungen gezählt, ohne den genauen Entstehungsmechanismus, bei dem am Ende eine TH-1-gesteuerte Immunantwort (TH = T-Lmphozyt-Helferzelle) überwiegt, zu kennen. Daneben spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle. Genannt seien an dieser Stelle Mutationen von NOD2 und Polymorphismen von Genen, die für sog. Defensine codieren, die eine Barrierefunktion zur Abwehr von in die Darmwand eindringenden Bakterien haben. Diese Barriere der Darmschleimhaut ist weiterhin häufig durch eine verminderte Anzahl von tight junctions (abdichtende Verbindungen) zwischen den Epithelzellen gestört. Daher können Bakterien oder andere Umweltfaktoren diese Barriere leichter überwinden. Insbesondere das Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) kann bei Morbus-Crohn-Patienten häufig nachgewiesen werden. Andere Risikofaktoren wie eine übertriebene Hygiene in der Kindheit, Rauchen sowie Detergentien, Weichmacher und Emulgatoren werden diskutiert. Psychische Faktoren spielen bei der Entstehung der Erkrankung keine Rolle. Dennoch hat der chronische Krankheitsverlauf einen erheblichen Einfluss auf die Psyche des Patienten.

Die Erkrankung beginnt meist mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtsverlust und Bauchschmerzen, die häufig im rechten Unterbauch angegeben werden. Das wichtigste Symptom sind dann die sehr häufigen (10-20 /Tag), meist unblutigen Durchfälle. Ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber und Anorexie (Appetitmangel) sind weitere Begleitsymptome. Im weiteren Verlauf kommt es oft zu weiteren, schweren Symptomen. Durch die häufigen Durchfälle, Appetitmangel und zur Therapie eingesetzte Arzneistoffe (z. B. Corticoide) kann es zu schwerwiegenden Mangelerscheinungen kommen, auf die geachtet werden muss. Besonders unangenehm sind Fistelbildungen: Die alle Wandschichten betreffende Entzündung kann auf einen gesunden Darmabschnitt übergreifen und eine Verbindung zwischen weit voneinander entfernt liegenden Darmabschnitten schaffen oder sich einen Weg an die Hautoberfläche bahnen (z. B. bei Analfisteln). Als weitere Komplikation können diese Fisteln auch zu intra- und retroperitonealen (innerhalb und hinter dem Bauchfell gelegenen) Abszessen führen. Andere Komplikationen sind ein mechanischer Ileus (Darmverschluss) durch entzündungsbedingte Stenosen und intestinale Blutungen. Der Morbus Crohn kann bei seinem chronischen Verlauf auch extraintestinale Manifestationen zeigen, die vom Patienten häufig gar nicht damit in Zusammenhang gebracht werden. Häufig betroffen sind Haut (z. B. Erytheme, Aphthen), Gelenke (z. B. Arthritis), Augen (z. B. Uveitis = Regenbogenhautentzündung, Keratitis = Hornhautentzündung), Gefäße (z. B. Vaskulitis, Thrombosen) und die Niere (z. B. Glomerulonephritis).

Die Anamnese des Patienten ist für die Diagnostik wegweisend. Bildgebende Verfahren wie Gastroskopie, Koloskopie, Röntgenkontrastmitteluntersuchung und Sonographie lassen die segmentalen Entzündungsherde erkennen. Dabei stellen sich die fleckförmigen Entzündungsherde als „Pflastersteinrelief“ dar. Laboruntersuchungen geben Hinweise auf die Entzündungsaktivität (Blutsenkungsgeschwindigkeit = BSG und C-reaktives Protein = CRP). Zur besseren Abgrenzung zur Colitis ulcerosa werden Antikörpertests auf den perinukleären antineutrophilen cytoplasmatischen Antikörper (p-ANCA) und den Anti-Saccharomyces-cerevisiae-Antikörper (ASCA) durchgeführt, wobei der Morbus Crohn eher p-ANCA-negativ und ASCA-positiv ist.

Ziele einer Therapie sind eine Verringerung der Entzündungsaktivität, eine deutliche Linderung der Symptome und ein möglichst langfristiger Erhalt der Darmfunktion. All diese Ziele tragen zu einer Verbesserung der Lebensqualität des Patienten bei. Eine Heilung ist nicht möglich. Die Auswahl der möglichen Arzneistoffe richtet sich nach der Krankheitsaktivität, dem Befallsmuster im Verdauungstrakt, dem Vorhandensein von extraintestinalen Manifestationen, dem bisherigen Ansprechen auf vorhergehende Behandlungen sowie nach Begleiterkrankungen und potentiellen unerwünschten Wirkungen der Arzneistoffe. Bei der Therapie muss man zwischen der Akuttherapie und der remissionserhaltenden Langzeittherapie unterscheiden. Akute Schübe werden mit Glucocorticoiden behandelt, da Mesalazin oft nur mäßig wirkt. Dabei wird bei leichteren Verläufen zunächst eine perorale Therapie mit Budesonid angestrebt, da es bei hoher lokaler Wirksamkeit einem hohen First-pass-Effekt unterliegt und daher wenig systemische Nebenwirkungen verursacht. Bei schwereren Verläufen muss auf eine systemische Gabe von z. B. Prednison (1 mg/kg KG/d) ausgewichen werden. Bei nicht ausreichendem Ansprechen auf eine Steroidbehandlung wird die Therapie mit den Immunsuppressiva Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin ergänzt. Bei Unverträglichkeit kann auf Methotrexat ausgewichen werden. Reicht auch diese Eskalationstherapie nicht aus, kommen TNF-α-Antikörper, wie Infliximab oder Alemtuzumab, zum Einsatz. Innerhalb von 6 Wochen soll eine Remission erreicht werden. Die Glucocorticoide sollen dabei schnellstmöglich ausgeschlichen werden. Ist das innerhalb von 4 Monaten nicht möglich oder tritt innerhalb von 3 Monaten erneut ein erneuter Krankheitsschub (Rezidiv) auf, spricht man von einem steroidabhängigen Verlauf. In diesem Fall muss eine dauerhafte Langzeittherapie mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin angedacht werden, da eine Langzeittherapie mit hochdosierten Glucocorticoiden nicht geeignet ist. Das unter den Umständen einer oft mehrjährigen immunsuppressiven Therapie deutlich erhöhte Infektionsrisiko sollte dem Patienten bewusst sein. Eventuelle Infektionen müssen konsequent behandelt werden. Weiterhin muss darauf geachtet werden, dass die Patienten unter der Erkrankung bzw. unter der Therapie keine Mangelerscheinungen entwickeln. Gegebenenfalls müssen Vitamine und Elektrolyte sowie Calcium, Vitamin D (bei Glucorticoidtherapie) und Eisen (bei Blutungen) ersetzt werden. Trotz der medikamentösen Therapie müssen gegebenenfalls Resektionen schwer entzündeter Abschnitte durchgeführt werden. Auch Komplikationen wie Fisteln oder Abszesse werden häufig operativ versorgt.



Dosierung

Erwachsene und Kinder ab 6 Jahre im akuten Schub:
1,5-4,5 g täglich peroral oder 1-2 g rektal evtl. verteilt auf mehrere Einzeldosen

Erwachsene und Kinder ab 6 Jahre zur Rezidivprophylaxe:
1,5 g täglich peroral oder 0,75-1,5 g rektal

Patientenhinweis

Auch unter Langzeittherapie sollte der Patient motiviert werden, regelmäßige Blutuntersuchungen durchführen zu lassen.
Therapie nicht ohne ärztlichen Rat absetzen.
Besteht bei Frauen ein Kinderwunsch, so sollte Folsäure supplementiert werden.

Nebenwirkungen

  Kopfschmerzen, Schwindel

  Muskel- und Gelenkschmerzen

  Periphere Ödeme

  Hämorrhoiden

  Rachenentzündung, Konjunktivitis

  Gastrointestinale Beschwerden

Es können Diarrhoe, Dyspesie, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Blähungen, Obstipation, Übelkeit und Erbrechen auftreten.

  Störungen des Blutbildes

Nach der Gabe von Mesalazin kann es zu Agranulozytose, Neutro-, Leuko-, Thrombozytopenie, Panzytopenie und aplastische Anämie kommen.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Nierenfunktionsstörung

Es kann zu akuter und chronischer interstitieller Nephritis und zu Niereninsuffizienz kommen.

  Allergische Reaktionen

Es kann zu Juckreiz und Urtikaria kommen.

  Leberfunktionsstörungen

Es kann zu Erhöhung der Transaminasenwerte und Hyperbilirubinämie kommen.

Kontraindikationen

Personen mit Analgetika-Intoleranz

Aus Gründen der Vorsicht sollten Personen, die z. B. auf Analgetika aus der Stoffklasse der Salicylate mit Asthma-Syndrom oder Urtikaria reagiert haben, auch nicht mit Mesalazin behandelt werden, da Mesalazin 5-Aminosalicylsäure darstellt.

Ulcus ventriculi oder duodeni

Hämorrhagische Diathese

Dazu gehören Leberparenchymerkrankungen, Niereninsuffizienz und schwere Thrombozytopenie.
Bei Erkrankungen, bei denen möglicherweise Gefäße beschädigt sind, wie Magen-Darm-Ulzera, muss eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung stattfinden.

Leberfunktionsstörung

Die Leber stellt das wichtigste Organ für die Biotransformation von Arzneistoffen dar. Häufig wird durch die Verstoffwechselung von Arzneistoffen deren Ausscheidung erst ermöglicht: Arzneistoffe mit Molekulargewicht über 500 können über Leber und Galle ausgeschieden werden, wohingegen man leichtere Arzneistoffe häufiger im Urin findet.

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, kann dies für die Arzneimitteltherapie insofern von Bedeutung sein, als dass Arzneistoffe länger im Organismus verbleiben, da die vor der Ausscheidung notwendige Biotransformation mehr Zeit beansprucht. In vielen Fällen wird daher eine Herabsetzung der Dosis oder des Dosierintervalles sowie eine Überwachung der Wirkstoffspiegel angezeigt sein, ggf. ist die Gabe des betreffenden Arzneistoffes sogar kontraindiziert. Möglich ist jedoch auch der Fall, dass ein unwirksames Prodrug durch die Leber nur verzögert oder gar nicht in die aktive Wirkform überführt werden kann.

Nierenfunktionsstörung

Die Niere stellt das wichtigste Organ für die Ausscheidung von Arzneistoffen und deren Stoffwechselprodukten dar. Ist die Funktionsfähigkeit der Niere herabgesetzt, verbleiben Arzneistoffe und ggf. auch wirksame oder toxische Stoffwechselprodukte länger im Organismus.

Für die Arzneimitteltherapie bedeutet dies, dass bei Substanzen, die zu einem wesentlichen Teil über die Nieren aus dem Organismus entfernt werden, die Dosis des Arzneistoffes herabzusetzen und/oder die Wirkstoffspiegel genau zu überwachen sind. Gerade dann, wenn toxische Metabolite nicht mehr ausreichend über die Niere entfernt werden können, kann auch eine absolute Kontraindikation gegeben sein. Als geeignetes Maß für die Funktionstüchtigkeit der Niere hat sich die sogenannte Kreatinin-Clearance durchgesetzt.

Ob eine Dosisanpassung wegen einer Einschränkung der Nierenfunktion vorgenommen werden sollte, kann anhand folgender Faustregel abgeschätzt werden: Die Kreatinin-Clearance liegt unter 50 ml/min und der normalerweise über eine funktionstüchtige Niere ausgeschiedene Anteil der resorbierten Dosis liegt über 50-70 % (tabellierter Wert, sogenanntes Q-Null-Konzept). Verbindliche Hinweise zu dem jeweiligen Arzneistoff gibt die Fachinformation!

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz sollte nur nach strenger Indikationsstellung in der Schwangerschaft appliziert werden, da keine ausreichenden Daten zur Anwendung beim Menschen vorliegen. In den letzten 2-4 Wochen sollte die Anwendung nach Möglichkeit ganz ausgesetzt werden. Bei einigen Herstellern gilt die letzte Woche der Schwangerschaft als Kontraindikation.  
Tierversuche erbrachten weder embryotoxische noch teratogene Wirkungen.

Die Substanz geht in die Muttermilch über. Eine Schädigung des Säuglings wurde bisher nicht beobachtet.

Wechselwirkungen

  Antikoagulantien

Die gerinnungshemmende Wirkung wird möglicherweise verstärkt, da Mesalazin ähnlich wie Acetylsalicylsäure die Thrombozytenaggregation verhindern kann, wenn auch in einem geringeren Maße.

Antikoagulantien anzeigen

  Sulfonylharnstoffe


Sulfonylharnstoffe anzeigen

Strukturformel

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Wirkmechanismus

Mesalazin hemmt die Synthese proinflammatorisch wirkender Prostaglandine und Leukotriene im Arachidonsäure-Stoffwechsel. Die Immunsuppression wird vermutlich über eine Hemmung proentzündlicher Zytokine wie TNFα, Interleukin-1 und -2 vermittelt. Damit würde sich zumindest die gute Wirkung bei Erkrankungen mit erhöhten TNFα-, Interleukin-1 und -2-Werten, wie rheumatoider Arthritis oder Colitis ulcerosa erklären. Die Hemmung des regulatorischen Transkriptionsfaktors NFκB hat Einfluss die Immunantwort. Die Zellproliferation von aktivierten B- und T-Lymphozyten wird unterdrückt und führt damit auch zu einer Immunsuppression.
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Patientenhinweis

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Dosierung

Es stehen Tabletten, Granu-Stix, Zäpchen, Klysmen und Rektalschäume zur Verfügung. Über die jeweilige Dosierung und Dauer der Anwendung entscheidet der Arzt. Dosierung und Applikationsform hängen von der Schwere des Krankheitsbilds, der Lokalisation und von den Erfahrungen bei früheren Therapien ab. Zur jeweiligen Anwendung sei auf die ausführlichen Empfehlungen in den Fachinformationen verwiesen.

Kinder werden mit einer Anfangsdosis von 30-50 mg/kg KG Mesalazin behandelt. Bei der folgenden Dosisanpassung soll eine maximale Dosis von 75 mg/kg KG Mesalazin nicht überschritten werden.

Tabletten werden eine Stunde vor den Mahlzeiten, Granu-Sticks vor den Mahlzeiten eingenommen. Bei der Rezidivprophylaxe werden Rektalschäume und Klysmen abends angewendet.

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Die Wirkstoffprofile gibt es auch zum Download.

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