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          < Metronidazol >

Metronidazol

Antibiotika / Antiinfektiva

      

Wirkmechanismus

Bakterizid wirkendes Antibiotikum durch DNA-Strangbrüche bei Anaerobiern; weiterhin wirksam gegen Protozoen wie z. B. Trichomonaden und Amoeben

Anwendung

Infektionen durch Anaerobier

Eine antibiotische Therapie wird immer dann notwendig, wenn ein Krankheitserreger in den menschlichen Organismus eindringt und sich entsprechend dort vermehrt. Zum Einen kommt es lokal zu einer Gewebsdestruktion, zum Anderen können die beteiligten Krankheitserreger oder Überreste dieser lokal oder systemisch toxisch wirken. Im schlimmsten Fall kann es zu einer systemischen Ausbreitung des Erregers kommen, was zum septischen Schock und oft damit einhergehend zum Tod führen kann.

Die Substanz ist prinzipiell bei allen Erregern einsetzbar, die gegen diese Substanz empfindlich sind. Dies bedeutet, dass die im Organismus erreichbaren Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration bzw. minimalen bakteriziden Konzentration liegen.

Anwendungsgebiete von Metronidazol laut Fachinformation sind Infektionen mit Anaerobiern:
  • Infektionen der oberen Atemwege
  • Infektionen des Zahn-, Mund- und Kieferbereiches
  • Infektionen des Magen-Darm-Traktes
  • Haut- und Weichteil-, Knochen- und Gelenkinfektionen
  • Infektionen des Genitaltraktes
  • Endokarditis
  • Sepsis

Die offiziellen Leitlinien zur angemessenen Anwendung von Antibiotika sind zu beachten.

Als Mittel der 2. Wahl ist Metronidazol auch in der Eradikationstherapie gegen Helicobacter pylori zugelassen ("Italienische Tripletherapie").

Infektionen mit Protozoen

Metronidazol ist zur Behandlung verschiedener parasitärer Erkrankungen zugelassen:
  • Darminfektionen mit Lamblien und Balantiden
  • Trichomoniasis
  • Amöbiasis (Amöbenuhr; Infektion mit Entamoeba histolytika-Arten)

Infektionsprophylaxe bei Operationen

Bei der prophylaktischen Gabe von Antiinfektiva ist eine strenge Indikationsstellung vorzunehmen, da eine Chemoprophylaxe u. a. zur Entstehung von Resistenzen beitragen kann.

Metronidazol wird zur Infektionsprophylaxe bei Operationen im Magen-Darm- bzw. weiblichen Genitaltrakt eingesetzt.

Pseudomembranöse Colitis

Bei schweren und anhaltenden Durchfällen nach Antibiotikagabe kann eine pseudomembranöse Enterokolitis die Ursache sein. Hierbei handelt es sich um eine Darmentzündung, welche durch die Zerstörung der normalen Darmflora bedingt ist. In diesem Falle können sich ungehindert Clostridioides difficile Keime vermehren, welche eine massive Entzündung des Darmendothels verursachen können.

Zur Therapie dieser Infektion wird standardmäßig Vancomycin eingesetzt. Nur wenn Vancomycin nicht angewendet werden kann, ist Metronidazol indiziert.

Dosierung

Erwachsene:
2-3 x täglich 250-1000 mg peroral oder
2-3 x täglich 500 mg intravenös

Kinder > 6 Jahre:
20-30 mg pro kg Körpergewicht am Tag verteilt auf 2-3 Einzeldosen.

Patientenhinweis

Die Tabletten sollten zu oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden.
Eine Therapie darf im Normalfall eine Dauer von 10 Tagen nicht überschreiten!
Der Urin kann dunkel verfärbt sein, was unbedenklich ist.
Es sollte kein Alkohol getrunken werden.

Nebenwirkungen

  Gastrointestinale Störungen

Da Antibiotika nicht nur pathologische Mikroorganismen bekämpfen, sondern auch solche, die zur physiologischen Darmflora des Menschen zählen, treten Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen sehr häufig auf. Nach Beendigung der Therapie klingen diese meist leicht ausgeprägten Beschwerden wieder ab.

Bei schweren und anhaltenden Durchfällen kann eine pseudomembranöse Enterokolitis die Ursache sein, eine Darmentzündung, die bakteriell bedingt ist, und umgehend mit Vancomycin therapiert werden muss.

  Geschmacksstörungen

Sehr häufig berichten Patienenten nach der Einnahme  von Metronidazol über einen metallischen Geschmack.

  Überempfindlichkeitsreaktionen

Leichte Überempfindlichkeitserscheinungen, meist durch ein Exanthem (Ausschlag) erkennbar, treten bei den Behandelten häufig auf.
Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock (möglicherweise lebensbedrohlich!) treten meistens schon nach der ersten Einnahme auf und müssen sofort mit entsprechenden Notfallmaßnahmen behandelt werden. Die Therapie ist sofort abzubrechen.

  Störungen des Blutbildes

Gelegentlich tritt als Nebenwirkung Leukopenie und Granulozytopenie auf. Sehr selten kann es außerdem zu Thrombozytopenie und Agranulozytose kommen.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  ZNS-Reaktionen

Dazu gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Verwirrtheit und Krampfanfälle. Wegen dieser Nebenwirkungen ist die Verkehrstüchtigkeit während der Therapie eingeschränkt.

Selten kann es zu einer Enzephalopathie kommen. Daher sollte das Medikament beim auftreten von neurologischen Symptomen abgesetzt werden.

  Dunkelfärbung des Urins

Ein Abbauprodukt von Metronidazol kann den Urin dunkel bis rot färben. Dies hat keine Bedeutung.

  Candidainfektionen

Vor allem im Genitalbereich kann es zu Candidainfektionen kommen, weil durch das Antibiotikum auch die physiologische Bakterienflora angegriffen wird und dadurch Pilze vermehrt wachsen können.

  Periphere Neuropathie

  Mutagenes und cancerogenes Potential

Da die Substanz im Tierversuch ein mutagenes und cancerogenes Potential gezeigt hat, ist dieses beim Menschen nicht auszuschließen. Aus diesem Grund sollte die Behandlung so kurz wie möglich erfolgen.

Kontraindikationen

Störungen der Blutbildung

Da Metronidazol selbst gelegentlich zu Blutbildungsstörungen führen kann, darf der Einsatz bei bestehender Blutbildanomalie nur unter strenger Nutzen/Risiko-Abwägung erfolgen.

Schwere Leberfunktionsstörung

Die Leber stellt das wichtigste Organ für die Biotransformation von Arzneistoffen dar. Häufig wird durch die Verstoffwechselung von Arzneistoffen deren Ausscheidung erst ermöglicht: Arzneistoffe mit Molekulargewicht über 500 können über Leber und Galle ausgeschieden werden, wohingegen man leichtere Arzneistoffe häufiger im Urin findet.

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, kann dies für die Arzneimitteltherapie insofern von Bedeutung sein, als dass Arzneistoffe länger im Organismus verbleiben, da die vor der Ausscheidung notwendige Biotransformation mehr Zeit beansprucht. In vielen Fällen wird daher eine Herabsetzung der Dosis oder des Dosierintervalles sowie eine Überwachung der Wirkstoffspiegel angezeigt sein, ggf. ist die Gabe des betreffenden Arzneistoffes sogar kontraindiziert. Möglich ist jedoch auch der Fall, dass ein unwirksames Prodrug durch die Leber nur verzögert oder gar nicht in die aktive Wirkform überführt werden kann.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz ist im 1. Trimenon kontraindiziert (außer bei schweren, lebensbedrohlichen Infektionen), im 2. und 3. Trimenon muss eine strenge Indikationsstellung erfolgen, da keine ausreichenden Daten zur Anwendung beim Menschen vorliegen.
Im Tierversuch ergaben sich zwar Hinweise auf eine embryotoxische oder teratogene Wirkung, die für den Menschen aber irrelevant zu sein scheint.

Die Substanz geht in die Muttermilch über. Für die Anwendung in der Stillzeit liegen nur unzureichende Daten vor.

Wechselwirkungen

  Orale Antikoagulantien

Metronidazol kann die Wirkung von oralen Antikoagulantien wie Phenprocoumon oder Warfarin erhöhen. Dadurch steigt die Blutungsneigung. Bei gleichzeitiger Gabe sollten die Gerinnungsparameter sorgfältig überwacht werden.
Diskutiert wird, dass diese Wirkung eher auf den Infektions- und Entzündungszustand der Patienten zurückzuführen ist und weniger auf die Therapie mit dem Antibiotikum.

Orale Antikoagulantien anzeigen

  Barbiturate

Barbiturate und Phenytoin beschleunigen die Elimination von Metronidazol.

Zu Phenobarbital wechseln

  Lithium


Zu Lithium wechseln

  Phenytoin

Barbiturate und Phenytoin beschleunigen die Elimination von Metronidazol.

Zu Phenytoin wechseln

  Disulfiram

Die gleichzeitige Gabe kann zu Psychosen und Verwirrtheitszuständen führen. Disulfiram hemmt wie Metronidazol die Aldehyddehydrogenase, so dass Acetaldehyd kumuliert.

  Cimetidin

Cimetidin verlangsamt über eine Enzymhemmung die Elimination von Metronidazol.

  Alkohol

Metronidazol hemmt die Aldehydoxidase (= Aldehyddehydrogenase), so dass bei Alkoholgenuss Acetaldehyd kumuliert. Es kommt zu Unverträglichkeitsreaktionen ähnlich wie nach Disulfiramgabe: Übelkeit, Erbrechen, Hautrötungen, Kopfschmerzen, Schwindel.

Strukturformel

Strukturformel

Kommentar

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss in unserer Hilfe.

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Wirkmechanismus

Zur antiinfektiven Therapie können solche Substanzen herangezogen werden, die eine Toxizität gegen den pathologischen Mikroorganismus, nicht jedoch gegen den Makroorganismus, den zu behandelnden Patienten, besitzen. Dieses Prinzip der selektiven Toxizität ist bei der Stoffgruppe der Nitroimidazole dahingehend verwirklicht, als dass nur unter sauerstoffarmen Bedingungen reaktive Produkte entstehen.
Nitroimidazole penetrieren in die Zellen, wo unter sauerstoffarmen Bedingungen die Nitrogruppe reduziert wird, wobei reaktive Zwischenprodukte entstehen. Diese Zwischenprodukte schädigen essentielle Zellbestandteile und können zu DNA-Strangbrüchen führen (bakterizide Wirkung).
Die Anwesenheit von Sauerstoff würde zu einer Reoxidation führen und so die Zellen schützen.
Aus diesem Mechanismus wird deutlich, warum Nitroimidazole neben einigen Protozoen nur gegen obligat anaerobe Bakterien wirksam sind.
Ebenfalls aus dem Wirkmechanismus ergibt sich ein potentiell mutagener Effekt, der in Humanzellen aufgrund ihrer guten Sauerstoffversorgung und ihrer zusätzlichen Membran um den Zellkern allerdings deutlich schwächer ausgeprägt ist als in Bakterien.
Es bestehen keine Kreuzresistenzen gegenüber anderen Antibiotikagruppen.
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Patientenhinweis

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Dosierung

Kinder unter 12 Jahren werden abweichend mit einer Tagesdosis von 20-30 mg pro kg Körpergewicht aufgeteilt auf 2-3 Einzeldosen therapiert.

Die Dosis und die Therapiedauer richten sich nach der jeweiligen Indikation (peroral):
  • Trichomoniasis und bakterielle Vaginosis: Täglich 1 g, 7 Tage, oder Einmalgabe von 2 g
  • Infektionsprophylaxe: Einmalgabe von 0,6-2 g
  • Sonst: Täglich 0,25-2 g, 7 Tage oder bei unkomplizierten Infektionen täglich 1-2 g, 1-3 Tage

Bei schweren Infektionen sollte initial mit einer intravenösen Applikation gestartet werden. Die Dosis sollte 1,5-2 g betragen und die darauf folgenden Tage mit einer Erhaltungsdosis von 1 g für 7 Tage fortgeführt werden.

Vaginale Anwendung: Die Therapie sollte über etwa 6 Tage durchgeführt werden.

Intravenöse Anwendung: Die Therapie sollte über etwa 6 Tage durchgeführt werden.

Für alle Anwendungen gilt die maximale Therapiedauer von 10 Tagen.

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Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

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