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          < Topiramat >

Topiramat

Antiepileptika

   

Wirkmechanismus

Antiepileptikum:
Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle, Erhöhung der GABA-Aktivität an GABAA-Rezeptoren, sowie Hemmung der glutamatergen Transmission

Anwendung

Epilepsie

Topiramat ist indiziert zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern ab 6 Jahren mit fokalen Anfällen mit und ohne sekundäre Generalisierung und primer generalisierten tonisch-klonischen Anfällen.
Zusätzlich ist Topiramat indiziert zur Behandlung von Patienten ab 2 Jahren mit fokalen Anfällen mit und ohne sekundäre Generalisierung, primer generalisierten tonisch-klonischen Anfällen und mit Anfällen, die mit dem Lennox-Gastaut Syndrom assoziiert sind.
Das Lennox-Gastaut Syndrom beruht auf einer hirnorganischen Störung. Es beschreibt eine Form der Epilepsie mit häufigen Anfällen verschiedener Typen, die meist im Alter zwischen 2 und 6 Jahren auftritt.

Unter einem epileptischen Anfall versteht man das vorrübergehende Auftreten von objektiven und/oder subjektiven Zeichen einer exzessiven oder synchronisierten Hirnaktivität, die auf einer gesteigerten Erregbarkeit zentraler Neurone beruht. Hierdurch wird die Krampfschwelle des Gehirns oder der betroffenen Hirnareale gesenkt. Dies kann sich sowohl in motorischen Symptomen wie tonischen und/oder klonischen Krämpfen, Zuckungen oder Stereotypien als auch in Bewusstseinsveränderungen bis hin zur Bewusstlosigkeit oder in seltenen Fällen auch bis zum Tode führen (SUDEP = sudden unexpected death in epilepsie). Zu Beginn eines epileptischen Anfalls kommt es durch Schrittmacherzellen initiiert zu starken, synchronen Entladungen, sodass eine Dysbalance zwischen erregenden und hemmenden Prozessen im Hirn entsteht, welches sich über benachbarte Regionen fortsetzt und somit zum Anfall führt.

Die Prävalenz für Epilepsie liegt in Deutschland bei etwa 0,05 %, so dass es derzeit etwa 500.000 bis 600.000 Betroffene gibt. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen, aber die Inzidenz für das Auftreten von Anfällen ist im frühen Kindesalter und jenseits des 65. Lebensjahres deutlich erhöht (U-förmiger Verlauf).

Man nimmt in der Anfallsklassifikation eine Unterscheidung zwischen fokalem Beginn (in einer Hirnhemisphäre) oder generalisiertem Beginn (in Netzwerkstrukturen beider Hirnhemisphären) vor. Beim fokalen Beginn wird wiederum zwischen dem bewusst erlebten und dem nicht bewusst erlebten Anfall unterschieden. Ein fokal beginnender Anfall kann sich im Verlauf auf beide Hirnhälften ausbreiten und in bilateral tonisch-klonische Anfälle übergehen. Diese werden aber trotzdem weiterhin als fokale Anfälle bezeichnet. Bei beiden Anfallsarten unterscheidet man weiterhin zwischen motorischem Beginn und nichtmotorischem Beginn. Wenn der erste Anfall unbeobachtet war oder der Patient sich nicht daran erinnern kann, spricht man von unbekanntem Beginn.
Die Ursachen für eine Epilepsie sind recht vielfältig. Sie können strukturell, genetisch, infektiös, metabolisch, immunvermittelt oder unbekannt sein.
Therapieziel ist eine Anfallsfreiheit oder bestmögliche Anfallskontrolle bei minimalen unerwünschten Wirkungen. Mit Hilfe der Pharmakotherapie kann eine Anfallsfreiheit bei zwei Drittel der Patienten erreicht werden. Bei der eingesetzten Arzneimittelgruppe spricht man heutzutage nicht mehr von Antiepileptikum oder Antikonvulsivum, sondern von Anfallssuppressivum.
Patienten, bei denen man mit zwei Anfallssuppressiva in ausreichend hoher Dosierung keine Anfallsfreiheit erreicht, gelten als pharmakoresistent. In solchen Fällen kann die Entfernung des Anfallsfokus durch Resektion, Diskonnektion oder Laserablation erwogen werden. Sie ist bei etwa 60 % der Patienten erfolgreich. Führen auch diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Therapieerfolg, besteht die Möglichkeit eine Neurostimulation (Vagusnervstimulation, Tiefe Hirnstimulation oder transkranielle Gleichstromstimulation) durchzuführen oder ketogene Diäten zu testen. Beide Optionen führen jedoch nicht zur Anfallsfreiheit, sondern können nur die Anzahl und Schwere der Anfälle reduzieren.
Bei an Epilepsie erkrankten Personen kommen psychiatrische Erkrankungen als Komorbiditäten 2-5mal häufiger vor als in der allgemeinen Bevölkerung und gehen oft mit kognitiven Einbußen einher, die auch erst durch die Anfallssuppressiva ausgelöst werden können. Bei der Auswahl der eingesetzten Medikamente sollten Komorbiditäten eingezogen werden.

Pharmakotherapie

Fokale Anfälle:
Mittel der Wahl ist Lamotrigin als Monotherapie. Kommt Lamotrigin nicht in Frage, kann Lacosamid oder Levetirazetam eingesetzt werden. Wenn auch diese Medikamente ungeeignet sind, kann als Monotherapie der Einsatz von Eslicarbazepin, Oxcarbazepin (retardiert) oder Zonisamid erwogen werden.

Genetisch generalisierte Epilepsie:
Für Männer und Frauen, bei denen eine Konzeption ausgeschlossen werden kann, ist Valproinsäure Mittel der Wahl. Danach können Lamotrigin oder Levetirazetam zum Einsatz kommen. Ethosuximid ist Mittel der Wahl, wenn ausschließlich Absencen vorkommen und bei Frauen eine Konzeption ausgeschlossen werden kann.

Unklassifizierte Epilepsie:
Mittel der ersten Wahl sind Lamotrigin und Levetirazetam sowie Valproinsäure (wenn eine Konzeption ausgeschlossen werden kann).

Frauen, bei denen eine Konzeption nicht ausgeschlossen werden kann, sollten nach Möglichkeit nur monotherapeutisch und in der niedrigsten möglichen Dosierung therapiert werden. Wenn Lamotrigin und Levetirazetam als Mittel der Wahl nicht in Frage kommen, kann Oxcarbazepin eingesetzt werden. Wenn auch das nicht in Frage kommt, stehen noch Eslicarbazepinacetat, Lacosamid oder Zonisamid zur Verfügung. Wenn Valproinsäure eingesetzt werden muss, weil andere therapeutische Maßnahmen nicht zielführend sind, darf es aufgrund der teratogenen Eigenschaften bis maximal 650 mg und am besten verteilt auf 3-4 Einzelgaben zum Einsatz kommen.

Da es sich bei der Epilepsie um eine chronische Erkrankung mit erheblichen sozioökonomischen und psychosozialen Auswirkungen handelt, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkt und Gefahren und Risiken in Freizeit und Beruf mit sich bringt, ist es schwer den Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Um so wichtiger ist eine multiprofessionelle Therapieentscheidung, bei der der Patient und seine Lebensumstände unbedingt eingebunden werden sollten.

Dosierung

Epilepsie:
  • Erwachsene: 2 x täglich 50-250 mg Topiramat peroral
  • Kinder > 6 Jahre: 2 x täglich 1 mg/kg Körpergewicht peroral

Anfälle in Assoziation mit dem Lennox-Gastaut Syndrom:
  • Erwachsene: 2 x täglich 100-200 mg Topiramat peroral
  • Kinder > 6 Jahre: 2 x täglich 2,5-4,5 mg/kg Körpergewicht peroral

Patientenhinweis

Vor dem Beginn der Behandlung mit Topiramat ist bei Frauen im gebärfähigen Alter ein Schwangerschaftstest durchzuführen.
Zum Schwangerschaftsverhütungsprogramm gibt es behördlich genehmigte
Schulungsmaterialien.
Eine adäquate Flüssigkeitszufuhr ist sehr wichtig.
Die Filmtabletten dürfen nicht geteilt oder zerkaut werden. Für Patienten, die keine Tableten schlucken können, stehen Hartkapseln zur Verfügung, deren Inhalt auf einen Löffel gegeben werden kann. Der Inhalt darf nicht gekaut werden.
Während der Therapie mit Topiramat sollte auf eine metabolische Azidose geprüft werden.

Nebenwirkungen

  Parästhesien, Schwindel, Müdigkeit, Schlaflosigkeit

  Depressionen, Verwirrtheit, Ängstlichkeit

In sehr seltenen Fällen kam es zu Suizidversuchen.

  Sprach-, Konzentrations-, Gedächtnisstörungen

  Sehstörungen, Tinnitus, Störung des Geschmackssinns

Unter der Therapie kommt es sehr häufig zu Sehstörungen (z. B. Doppeltsehen), Nystagmus (unkontrolliertes, rhythmisches Bewegen der Augen) und Störungen des Geschmacksinnes. Häufig kommt es weiterhin zu Konjunktivitis, Augenschmerzen, Hörstörungen, Tinnitus und Gleichgewichtsstörungen.
Sollte es unter der Therapie zu akuter Myopie (Kurzsichtigkeit) mit sekundärem Engwinkelglaukom kommen (oft in Kombination mit Augenschmerzen), sollte das Absetzen von Topiramat in Erwägung gezogen werden. Außerdem sollten schnellstmöglich die notwendigen Maßnahmen zur Senkung des Augeninnendrucks ergriffen werden, da es sonst zu einem dauerhaften Sehverlust kommen kann.

  Metabolische Azidose, Nephrolithiasis

Zu einer metabolischen Azidose kann es durch die Hemmung der Carboanhydrase kommen. Eine chronische Azidose begünstigt die Entstehung von Nierensteinen.

Während der Therapie mit Topiramat sollte auf eine metabolische Azidose geprüft werden.

Ein erhöhtest Risiko für eine Nierensteinbildung haben Patienten mit
  • familiärer Veranlagung,
  • früher aufgetretenen Nierensteinen,
  • Hyperkalziurie,
  • zusätzlichen Arzneimitteln, die sie Nierensteinbildung fördern.

  Gewichtsverlust, Gastrointestinale Störungen

Unter der Therapie kommt es sehr häufig zu Appetitlosikeit mit einhergehendem Gewichtsverlust, Diarrhö und Übelkeit mit Erbrechen. Häufig kommt es weiterhin zu Gastroenteriden, Refluxösophagitis, Dyspepsie und Obstipation.

  Bradykardie, Palpitation, Ödeme

  Erkrankungen der Harnwege und Geschlechtsorgane

Unter der Therapie kommt es häufig zu Amenorrhoe und Dysmenorrhoe, Vaginitis und Impotenz. Weiterhin kommt es häufig zu Harninkontinenz, Miktionsstörungen, Hämaturie, Dysurie und Pollakisurie. Gelegentlich kommt es zu Ejakulationsstörungen.

  Störungen des Blutbildes

Häufig treten als Nebenwirkung Anämie, Thrombozytopenie und Leukopenie auf. Selten kommt es zu Neutropenie.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Erkrankungen der Atemwege

Unter der Therapie kommt es sehr häufig zu Infektionen der oberen Atemwege (Rachen, Nase, Bronchien). Weiterhin kommt es häufig zu grippeähnlichen Symptomen, Husten und Nasenbluten.

Kontraindikationen

Kinder unter 2 Jahren

Frauen im gebärfähigen Alter (siehe Kommentar)

Bei Epilepsie ist Topiramat kontraindiziert bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine hochwirksame Verhütungsmethode anwenden. Die einzige Ausnahme ist eine Frau, für die es keine geeignete Alternative gibt, die aber eine Schwangerschaft plant und die umfassend über die Risiken der Einnahme von Topiramat während der Schwangerschaft informiert worden ist.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz ist in der Schwangerschaft kontraindiziert, es sei denn, es gibt keine geeignete alternative Behandlung. Wird Topiramat bei schwangeren Frauen angewendet, kann dies möglicherweise zu einer Schädigung des Fetus und zu einer fetalen Wachstumsrestriktion (zu klein für das Gestationsalter und geringes Geburtsgewicht) führen. Die Daten deuten außerdem auf eine höhere Prävalenz für schwerwiegende kongenitale Fehlbildungen und ein erhöhtes Risiko für teratogene Effekte hin.

Frauen im gebärfähigen Alter sollten eine hochwirksame Verhütungsmethode wählen. Siehe hierzu auch Wechselwirkungen mit hormonellen Kontrazeptiva.

Die Substanz geht in die Muttermilch über, Nebenwirkungen für den Säugling sind nicht ausgeschlossen. Falls eine Behandlung zwingend erforderlich ist, muss abgestillt werden.

Wechselwirkungen

  Arzneimittel, die zu einer Nephrolithiasis prädisponieren

Zu den Arzneimitteln, die das Auftreten von Nierensteinen begünstigen können, gehören z. B. Triamteren, Vitamin C (> 2 g/Tag), Acetazolamid und Zonisamid.

  Hormonelle Kontrazeptiva

Es kann zu einer verminderten kontrazeptiven Wirksamkeit kommen. Daher sollte Patientinnen empfohlen werden, zusätzlich andere Verhütungsmethoden zu nutzen (z. B. Kondome).
Außerdem sollten Patientinnen ihrem Arzt Veränderungen des Menstruationszyklus mitteilen.

Hormonelle Kontrazeptiva anzeigen

  Digoxin

Der Digoxinspiegel sollte bei Beginn und Beendigung der Therapie mit Topiramat kontrolliert werden.

Digoxin anzeigen

  Carbamazepin


Zu Carbamazepin wechseln

  Phenytoin

Der Anstieg der Phenytoinkonzentration kommt wahrscheinlich durch eine CYP2C19-Hemmung zustande.
Falls es zu Anzeichen einer Überdosierung kommt, sollte der Phenytoinspiegel überwacht werden.

Zu Phenytoin wechseln

  Lithium

Der Lithiumspiegel sollte überwacht werden.

Zu Lithium wechseln

  Hydrochlorothiazid


Hydrochlorothiazid anzeigen

  Metformin

Der Blutzuckerspiegel sollte besonders gut überwacht werden.

Metformin anzeigen

  Glibenclamid, Pioglitazon

Der Blutzuckerspiegel sollte besonders gut überwacht werden.

  Arzneimittel mit ZNS-dämpfender Wirkung

Bei Kombination mit Arzneimitteln, die dämpfend auf das ZNS wirken (z. B. Benzodiazepine, Barbiturate und Alkohol) wird die ZNS-Dämpfung verstärkt.

Arzneimittel mit ZNS-dämpfender Wirkung anzeigen

Strukturformel

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Pharmakologisch betrachtet handelt es sich bei Topiramat um ein sogenanntes Dirty Drug, da es sich gleich an mehreren Zielstrukturen im ZNS vergreift. So führt es zum einen zu einer Hemmung spannungsabhängiger Natriumkanäle, was die Depolarisation postsynaptischer Neurone erschwert. Darüber hinaus wird dieser Effekt dadurch verstärkt, dass Topiramat zu einer Hemmung der glutamatergen (exzitatorischen) Transmission durch Hemmung von AMPA-gesteuerten Kationenkanälen führt (=Blockade der verstärkend wirkenden Glycin-Bindungsstelle).
Vervollständigt wird der inhibierende Effekt von Topiramat durch die Interaktion mit GABAergen Neuronen. So wirkt die Substanz scheinbar als allosterischer Aktivator des GABAA-Rezeptors, welches zu einem verstärkten Einstrom von Chloridionen in das Zellinnere führt und damit das betroffene Neuron hyperpolarisiert und damit weniger erregbar macht.
Interessanterweise wirkt Topiramat dabei nicht über die Bindestelle, die das Target der Benzodiazepine oder Barbiturate ist. Der Effekt von Topiramat ist nämlich nicht durch Flumazenil antagonisierbar.

Letzendlich beeinflusst Topiramat auch die Carboanhydratase der Neuronen. Dieser Effekt ist aber  nur gering ausgeprägt und von daher vermutlich nicht für die antikonvulsive Wirkung verantwortlich.
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Patientenhinweis

Vor dem Beginn der Behandlung mit Topiramat ist bei Frauen im gebärfähigen Alter ein Schwangerschaftstest durchzuführen. Darüber hinaus ist die Patientin in Hinblick auf eine hochwirksame Verhütungsmethode zu beraten. Wenn eine Frau eine Schwangerschaft plant, wird vorab eine Untersuchung zur Neubewertung der Behandlung und zur Berücksichtigung anderer therapeutischer Optionen empfohlen.

Durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann das Risiko einer Nephrolothiasis reduziert werden.
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Dosierung

Monotherapie: Epilepsie
Erwachsene: Die Therapie sollte mit einer Dosis von 25 mg abends über eine Woche begonnen werden und dann individuell für den Patienten in 1-2 wöchentlichen Intervallen in Schritten von 25 mg oder 50 mg pro Tag, verteilt auf 2 Dosen, erhöht werden.
Die maximal zulässige Tagesdosis beträgt 1000 mg.

Kinder: Die Therapie sollte mit einer Dosis von 0,5-1 mg/kg Körpergewicht abends über eine Woche begonnen werden und dann individuell für den Patienten in 1-2 wöchentlichen Intervallen in Schritten von 0,5-1 mg/kg Körpergewicht pro Tag, verteilt auf 2 Dosen, erhöht werden.
Die initiale Zieldosis beträgt 2 mg/kg Körpergewicht verteilt auf 2 Einzeldosen.

Zusatztherapie: Anfälle in Assoziation mit dem Lennox-Gastaut Syndrom
Erwachsene: Die Therapie sollte mit einer Dosis von 25-50 mg abends über eine Woche begonnen werden und dann individuell für den Patienten in 1-2 wöchentlichen Intervallen in Schritten von 25-50 mg pro Tag, verteilt auf 2 Dosen, erhöht werden.

Kinder: Die Therapie sollte mit einer Dosis von 1-3 mg/kg Körpergewicht abends über eine Woche begonnen werden und dann individuell für den Patienten in 1-2 wöchentlichen Intervallen in Schritten von 1-3 mg/kg Körpergewicht pro Tag, verteilt auf 2 Dosen, erhöht werden.
Die Zieldosis beträgt 5-9 mg/kg Körpergewicht, allerdings sind Dosen bis 30 mg/kg Körpergewicht gut verträglich.

Allgemeines:
Sollte Topiramat als Ersatztherapeutikum bei Epileptikern zum Einsatz kommen, wird empfohlen, die vorherige Substanz parallel zum Einschleichen von Topiramat auszuschleichen. Dabei sollte die Dosis des alten Medikamentes alle 2 Wochen um 1/3 reduziert werden. Wenn der Patient zuvor Phenytoin erhalten hat, kann auch eine Dosiskorrektur für Topiramat notwendig werden (Dosisreduktion).

Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Leberfunktionsstörung sollten unter Vorsicht mit Topiramat therapiert werden, da die Substanz hepatisch eliminiert wird.

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Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

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