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Ibuprofen

Schmerz und Entzündung

    

Wirkmechanismus

NSAR: Hemmung der Prostaglandin-Biosynthese durch Hemmung von COX-1 und COX-2

Anwendung

Leichte bis mäßig starke Schmerzen

Ibuprofen kommt neben der Anwendung bei Kopf-, Zahn- und Regelschmerzen auch bei Schmerzen der Muskeln und des Bewegungsapparates, akutem Gichtanfall, HNO-Entzündungen, Erfrierung und Sonnenbrand zum Einsatz.

Schmerz zählt zu den häufigsten Symptomen einer lokalen Gewebeschädigung, die auch von einer Erkrankung hervorgerufen werden kann. Schmerz, speziell akuter Schmerz, übt eine nützliche Schutz- und Warnfunktion aus und hilft dem Arzt bei der Diagnosefindung. Es wird dem Gehirn vermittelt, dass es an der schmerzenden Stelle zu einer Schädigung des Organismus gekommen ist. Prinzipiell lässt sich der Schmerz in Oberflächen-, Viszeral (Eingeweide)-, und Neuropathieschmerz unterteilen. Er kann aber, gerade wenn er chronisch wird, ohne Nutzen und quälend sein. Man unterscheidet zwischen akutem und chronischem Schmerz. Der akute Schmerz ist von begrenzter Dauer und klingt nach Beseitigung der auslösenden Schädigung schnell ab. In der Regel ist er gut lokalisierbar und abhängig von der Reizintensität. Diese Schmerzform hat eine eindeutige Warnfunktion. Der chronische Schmerz äußert sich entweder als Dauerschmerz (z. B. Rückenschmerzen, Tumorschmerzen) oder als ständig wiederkehrender Schmerz, wie es z. B. bei Migränekopfschmerzen oder Herzschmerzen bei Angina pectoris der Fall ist. Als chronisch wird ein Schmerz bezeichnet, wenn er länger als drei Monate besteht. Chronische Schmerzen können sich im Laufe der Zeit auch zu einem eigenständigen Krankheitssyndrom entwickeln.

Je nach Schmerzstärke werden Analgetika unterschiedlicher Wirkstärke verordnet mit dem Ziel, eine adäquate Analgesie zu erreichen und unter Umständen auch einer Chronifizierung des Schmerzes entgegenzutreten.


Fieber

Fieber ist eine häufige Begleiterscheinung von Infektionen jeglicher Genese. Dieses Phänomen begründet sich auf eine Sollwertverstellung im hypothalamischen Thermoregulationszentrum. Durch die Freisetzung von exogenen Pyrogenen (z. B. Lipopolysaccharide aus der Bakterienwand) werden Makrophagen dazu veranlasst, endogene Pyrogene freizusetzen. Diese binden im Thermoregulationszentrum an bestimmten Rezeptoren, welches zur vermehrten Bildung von Prostaglandinen (vorrangig PGE2) führt. Dieses führt dazu, dass der Sollwert der Körpertemperatur nach oben verschoben wird. Der Patient bemerkt dieses dadurch, dass ihm kalt ist und unter Umständen Schüttelfrost bekommt. Umgekehrt ist dem Patienten heiß, wenn nach durchstandener Infektion der Sollwert für die Körpertemperatur wieder herunter geregelt wird, und seine Temperatur oberhalb des Sollwertes liegt.
Auch wenn hohes Fieber für den Patienten potentiell gefährlich ist, handelt es sich um einen körpereigenen Abwehrmechanismus, da die Abwehrzellen des Immunsystems unter höheren Temperaturen besser arbeiten. Deswegen sollten erhöhte Körpertemperaturen bis zu einem gewissen Grad auch untherapiert belassen werden.

Ibuprofen ist bei der Therapie des kindlichen Fiebers neben Paracetamol das Standardtherapeutikum.

Rheumatische Erkrankungen

Bei den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises liegt kausal ein autoimmunologisches Phänomen zugrunde, welches zusätzlich einer gewissen genetischen Prädisposition bedarf. Wie bei anderen autoimmunologisch bedingten Erkrankungen auch, ist der auslösende Trigger oftmals unbekannt. Es kommt jedenfalls zu einer Aktivierung des Immunsystems, dessen Zellen in den betroffenen Gelenken oder Organen Entzündungsmediatoren (Zytokine) freisetzen und damit eine Entzündungsreaktion in Gang setzt. Dieses äußert sich in den klassischen Entzündungsanzeichen Rötung, Schwellung, Hitze, Schmerz und Funktionsbeeinträchtigung, wobei Prostaglandine und andere Gewebshormone eine tragende Rolle spielen. Bei Nichttherapie dieses Geschehens erfolgt langfristig eine Zerstörung der entsprechenden Gewebsstrukturen, was bei Erkrankungen von Gelenken eine Versteifung des entsprechenden Gelenks zur Folge hat.

COX-Hemmer wie Diclofenac, Ibuprofen etc. bewirken dahingehend eine Eindämmung dieses Entzündungsprozesses, sind allerdings nur eine symptomatische und keine kausale Therapie.
Bei schwerwiegenden Verläufen kann eine Zusatztherapie in Form einer Immunmodulation mittels Glucocorticoiden, Immunsuppressiva oder monoklonaler Antikörper erfolgen.

Akuter Migränekopfschmerz mit und ohne Aura

Migräne zählt zu den häufigsten Kopfschmerzformen. 6-8 % der Männer und 12-14 % der Frauen sind betroffen, aber auch viele Kinder und Jugendliche leiden bereits unter dieser Erkrankung. Zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr tritt Migräne am häufigsten auf, in dieser Lebensphase sind Frauen dreimal häufiger betroffen als Männer. Erstere leiden meist auch unter längeren und intensiveren Attacken. Nach dem 45. Lebensjahr nehmen Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken bei vielen Patienten ab.

Symptome:

Bei der Migräne kommt es anfallsartig zu heftigen, häufig einseitigen, pulsierenden Kopfschmerzen. Körperliche Aktivität verstärkt den Kopfschmerz. Die Attacken können von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen begleitet sein und dauern in der Regel 4-72 Stunden. Bei 10-15 % der Patienten geht der eigentlichen Kopfschmerzphase eine so genannte Aura voraus. Die Aura äußert sich durch Sehstörungen, die Wahrnehmung von Lichtblitzen und gezackten Linien, Taubheitsgefühle, Sprachstörungen, Schwindel oder Lähmungen. Diese Symptome entwickeln sich über einen Zeitraum von 10-20 Minuten und bilden sich dann langsam wieder zurück.

Die Ursache ist nicht bekannt. In 60-70 % der Fälle lässt sich eine familiäre Belastung nachweisen.

Akuttherapie der Migräne:
In der Akuttherapie der Migräne kommen zunächst Analgetika und ggf. Antiemetika zum Einsatz, wobei bei fehlendem Ansprechen oder schwereren Fällen als Mittel der Wahl Triptane angewendet werden. Diese können in schweren Fällen oder bei wiederkehrenden Beschwerden (zweite Einnahme nach frühestens 2 h) mit NSAR kombiniert werden (z. B. Sumatriptan plus Naproxen).
Triptane gelten gegenüber den Mutterkornalkaloiden und NSAR überlegen, wobei die Kombination eines Triptans mit einem NSAR der Monotherapie mit den Einzelsubstanzen überlegen ist.
In der Regel sollte so früh wie möglich mit der Therapie begonnen werden, aber bei mehr als 10 Migränetagen im Monat sollte die Einnahme von Medikamenten gegen einen Medikamentenübergebrauch abgewogen werden.

Die Triptane können nach Wirkungseintritt und -dauer eingeteilt werden:

Schneller Wirkeintritt:
  • Sumatriptan 6 mg s.c.
  • Eletriptan 20-80 mg p.o.
  • Rizatriptan 5-10 mg p.o.
  • Zolmitriptan 5 mg nasal

Mittelschneller Wirkeintritt und längere Wirkung:
  • Sumatriptan 50-100 mg p.o.
  • Zolmitriptan 2,5-5 mg p.o.
  • Almotriptan 12,5 mg p.o.

Langsamer Wirkeintritt mit langer Wirkdauer:
  • Naratriptan 2,5 mg p.o.
  • Frovatriptan 2,5 mg p.o.


Im Notfall werden MCP und ASS i.v. sowie Sumatriptan s.c. eingesetzt, da bei den entsprechenden Patienten meist schon eine medikamentöse Therapie mit NSAR und/oder Triptanen im häuslichen Rahmen stattgefunden hat.

Für Kinder ab 12 Jahren ist in Deutschland ein Sumatriptan Nasenspray zugelassen.

In der Schwangerschaft sind bis zum 3. Trimenon ASS und Ibuprofen Mittel der Wahl. Triptane sind aufgrund fehlender Studiendaten nicht zugelassen, aber in Ausnahmefällen möglich. Ergotamine sind kontraindiziert.

Bei der menstruellen Migräne handelt es sich um meist schwerere Attacken, die langanhaltend sind. Diese werden am effektivsten mit Triptanen plus NSAR (Naproxen) behandelt.

Dosierung

Indikation Schmerzen und Fieber: Täglich 200-1200 mg peroral oder rektal
Indikation rheumatische Erkrankungen: Täglich 400-2400 mg peroral oder rektal

Patientenhinweis

Rebound-Effekt möglich. Gewohnheitsmäßige Einnahme von Schmerzmitteln kann Kopfschmerzen verursachen!
Bei empfindlichem Magen sollte die Einnahme möglichst zu den Mahlzeiten erfolgen; ansonsten kann die Einnahme auch nach den Mahlzeiten erfolgen.
Wird die Substanz in der Dauertherapie oder bei Personen mit vorgeschädigter Magenschleimhaut eingesetzt, sollte durch den Arzt die zusätzliche Gabe eines schleimhautschützenden Arzneimittels erwogen werden.

Nebenwirkungen

  Gastrointestinale Beschwerden

Sehr häufig kann es u. a. zu Übelkeit, Abdominalschmerzen, Brechreiz und Sodbrennen kommen.
Häufig kommt es auch zu geringfügigen Magen-Darm-Blutungen, die in Ausnahmefällen eine Anämie verursachen können, Abdominalspasmen, Appetitlosigkeit, Blähungen, Magen- und Darmgeschwüren, Diarrhoe (Durchfall), Erbrechen, Obsipation (Verstopfung) und Gastritis (Magenschleimhautentzündung).
Durch die Hemmung der Magenschleimproduktion und Hemmung der Magendurchblutung (COX-1-vermittelt) kann es zu einer Schädigung der Magenschleimhaut, von  Erosionen, Blutungen bis hin zu Perforationen kommen, insbesondere bei vorgeschädigter Schleimhaut.

  Blutungen

Durch die Hemmung der Magenschleimproduktion und der Magendurchblutung (COX-1-vermittelt) kann es häufig zu einer Schädigung der Magenschleimhaut, von Erosionen, Blutungen  bis hin zu Perforationen kommen, insbesondere bei vorgeschädigter Schleimhaut.
Leichte Blutungen im Gastrointestinaltrakt treten dabei häufig auf, eine manifeste Blutarmut dadurch wird aber nur in Ausnahmefällen beobachtet.
Chronische, auch leichte Blutungen können zu schweren Blutverlusten führen. Diese können sich zum Einen durch eine Dunkelfärbung des Stuhls (Teerstuhl) sowie zum Anderen durch allgemeinen Symptomen einer Blutarmut, wie Abgeschlagenheit oder blasse Schleimhäute (gut an den Bindehäuten des Auges beurteilbar) bemerkbar machen.
Durch die Hemmung der Thrombozytenaggregation (COX-1-vermittelt) wird die Blutungsneigung verstärkt. Es kann gelegentlich zu vermehrtem Bluten, wie Nasenbluten, Zahnfleischbluten oder Hautbluten, kommen.

  Allgemeine Beschwerden (z. B. Kopfschmerzen)

Häufig kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit, Erregungszuständen, Reizbarkeit und Müdigkeit kommen.
Die durch längerer Einnahme von Analgetika oder hoher Dosierung induzierbaren Kopfschmerzen sollten nicht mit erneuter Einnahme der Analgetika behandelt werden.

  Störungen des Blutbildes

Sehr selten treten nach Ibuprofengabe als Nebenwirkung Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie, Panzytopenie und Agranulozytose auf.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Ödeme

  Analgetika-Asthma

Besonders bei Allergikern und Asthmatikern besteht die Gefahr eines sogenannten "Analgetika-Asthmas". Da die Cyclooxygenasen gehemmt werden, steht mehr Arachidonsäure zur Verfügung, die auf einem anderen Weg metabolisiert werden kann, vor allem über die Lipoxygenase. Diese bildet Leukotriene, die im Sinne einer pseudo-allergischen Reaktion einen Bronchospasmus (= spastische Verengung der Bronchien) auslösen können.

Bei einer pseudo-allergischen Reaktion löst ein Arzneistoff direkt eine Mediatorfreisetzung, Komplementaktivierung oder die Aktivierung der Arachidonsäurekaskade aus. Ein weiteres wichtiges Beispiel für eine pseudoallergische Reaktion ist das Angioödem durch eine Erhöhung der Bradykinin-Konzentration nach Gabe eines ACE-Hemmers.

  Nierenschäden

Längere Einnahme von NSAID kann zu einer Analgetika-Nephropathie führen. Auch bei kurzfristiger Einnahme kann eine Verschlechterung der Nierenfunktion auftreten, die bei vorgeschädigter Niere besonders gravierend ist. Sie kommt zustande durch eine verminderte Durchblutung der Niere aufgrund von Vasokonstriktion, die physiologisch durch Prostaglandine kompensiert wird.

  Exanthem, Pruritus

  Hörstörungen, Tinnitus

  Hautreaktionen

Sehr selten wurde über schwere Hautreaktionen wie das arzneimittelinduzierte Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und Toxische Epidermale Nekrolyse (TEN, Lyell-Syndrom) sowie Hautinfektionen berichtet.

Kontraindikationen

Blutungsneigung

Durch die Hemmung der Thrombozytenaggregation (COX-1-vermittelt) wird die Blutungsneigung verstärkt. Bei angeborener verstärkter Blutungsneigung oder bei Therapie mit gerinnungshemmenden Wirkstoffen (Cumarine) kann es zu vermehrtem Bluten, wie Nasenbluten oder Hautbluten, bis hin zu inneren Blutungen kommen.

Gastritis oder Ulcus (auch bei Verdacht)

Durch die Hemmung der Magenschleimproduktion und die Anregung der Magensäureproduktion (COX-1-vermittelt) kann es zu einer Schädigung der Magenschleimhaut, bis hin zu Erosionen, Blutungen und Perforationen kommen, insbesondere bei vorgeschädigter Schleimhaut.

Schwere Herzinsuffizienz

NSAR, vor allem Diclofenac, sind wie die Coxibe in der Lage, ein Ungleichgewicht zwischen der Thrombozytenaggregation durch Thromboxan A2 und der schützenden Funktion von Prostacyclin  herzustellen. Darüber hinaus kommt es zu einer Flüssigkeitsretention und Blutdruckerhöhung durch Verminderung der Nierendurchblutung, sodass bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz eine Verschlechterung derselbigen eintreten kann. Daher ist die Substanz hier kontraindiziert.
Auch kann es unter dauerhaftem Gebrauch zu einem erhöhten Auftreten arterieller Thrombosen (Herzinfarkt, Schlaganfall etc.) kommen, sodass die Substanz bei Patienten mit bekanntem kardio- oder cerebrovaskulären Grunderkrankungen (KHK, pAVK, Schlaganfall) genauso wie bei Patienten mit erhöhtem kardio-cerebrovaskulärem Risiko (Diabetes, Hyperlipidämie, Hypertonie und Rauchen) nur unter strenger Indikationstellung verordnet werden soll, und der Patient angemessen überwacht werden soll. Dabei sollte der Einsatz so kurz und niedrig dosiert wie möglich erfolgen.

Allergische Erkrankungen, Asthma

Besonders bei Allergikern und Asthmatikern besteht die Gefahr eines sogenannten "Analgetika-Asthmas". Da die Cyclooxygenasen gehemmt werden, steht mehr Arachidonsäure zur Verfügung, die auf einem anderen Weg metabolisiert werden kann, vor allem über die Lipoxygenase. Diese bildet Leukotriene, die im Sinne einer pseudo-allergischen Reaktion einen Bronchospasmus (= spastische Verengung der Bronchien) auslösen können.

Bei einer pseudo-allergischen Reaktion löst ein Arzneistoff direkt eine Mediatorfreisetzung, Komplementaktivierung oder die Aktivierung der Arachidonsäurekaskade aus. Ein weiteres wichtiges Beispiel für eine pseudoallergische Reaktion ist das Angioödem durch eine Erhöhung der Bradykinin-Konzentration nach Gabe eines ACE-Hemmers.

Ungeklärte Blutbildungsstörungen

Schwere Nieren- oder Leberfunktionsstörung

Längere Einnahme von NSAID kann zu einer Analgetika-Nephropathie führen. Auch bei kurzfristiger Einnahme kann eine Verschlechterung der Nierenfunktion auftreten, die bei vorgeschädigter Niere besonders gravierend ist. Sie kommt zustande durch eine verminderte Durchblutung der Niere aufgrund von Vasokonstriktion, die physiologisch durch Prostaglandine kompensiert wird.
In hohen Konzentrationen beeinträchtigen NSAID auch die Leberfunktion.
Bei Lanzeittherapie sollten regelmäßig die Leber- und Nierenwerte überprüft werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Substanz sollte im 1. und 2. Trimenon nur nach strenger Indikationsstellung appliziert werden, da keine ausreichenden Daten zur Anwendung beim Menschen vorliegen.
Tierversuche erbrachten weder embryotoxische noch teratogene Wirkungen.
Die Substanz ist im 3. Trimenon kontraindiziert, da durch die wehenhemmende Wirkung (COX-2-vermittelt) der Geburtstermin hinausgezögert werden kann und die Gefahr besteht, dass sich der Ductus arteriosus Botalli (Verbindung zwischen Aorta und Lungenarterie zur Umgehung des Lungekreislaufs) des Neugeborenen vorzeitig schließt. Auch kann bei der Geburt die Blutungsneigung der Mutter und des Kindes erhöht sein.

Die Substanz geht in die Muttermilch über. Eine Schädigung des Säuglings wurde bisher nicht beobachtet.

Wechselwirkungen

  Weitere NSAID

Das Risiko von gastrointestinalen Nebenwirkungen ist erhöht.

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  Antikoagulantien

Durch die Hemmung der Thrombozytenaggregation (COX-1-vermittelt) wird die Blutungsneigung verstärkt. Bei angeborener verstärkter Blutungsneigung oder bei Therapie mit gerinnungshemmenden Wirkstoffen (Cumarine) kann es zu vermehrtem Bluten, wie Nasenbluten oder Hautbluten, bis hin zu inneren Blutungen kommen.

Antikoagulantien anzeigen

  Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure

Ibuprofen kann die plättchenaggregationshemmende Wirkung von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure aufheben. Klinisch konnte für Patienten, die beide Substanzen einnehmen, eine erhöhte Mortalität gezeigt werden. Daher sollte niedrig dosierte Acetylsalicylsäure nicht mit Ibuprofen, sondern wenn möglich mit Diclofenac kombiniert werden, das diese Wechselwirkung nicht zeigt.

Alternativ kann Ibuprofen auch acht Stunden vor oder 30 min nach der Acetylsalicylsäuregabe angewendet werden. In diesem Falle kann durch Acetylsalicylsäure eine Acetylierung der thrombozytären Cyclooxigenase erfolgen, bevor Ibuprofen anflutet oder nachdem Ibuprofen eliminiert worden ist. Ansonsten ist eine Acetylierung an der mit Ibuprofen temporär besetzten Cyclooxigenase durch Acetylsalicylsäure nicht mehr möglich. In der Praxis wird diese Einnahmevorschrift jedoch nicht leicht einzuhalten sein.

Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure anzeigen

  Systemische Glucocorticoide

Das Risiko von gastrointestinalen Nebenwirkungen ist erhöht.

Systemische Glucocorticoide anzeigen

  Antihypertensiva z. B. Betablocker

NSAID, die die Prostaglandinsynthese hemmen, haben einen antidiuretischen Effekt, da Prostaglandine maßgeblich an der Durchblutungsregulation der Nieren und damit auch an der Harnproduktion beteiligt sind. Werden durch NSAIDs die Prostaglandine nicht gebildet, kommt es zu einer verminderten Harnproduktion und damit zur Flüssigkeitsretention im Körper, was den Blutdruck ansteigen lässt. Zusätzlich kann es bei verminderter Nierendurchblutung zu einer Aktivierung des RAAS kommen, wodurch ein weiterer Blutdruckanstieg möglich ist.

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  Diuretika

Bei Aldosteronantagonisten wie Spironolacton wird die aldosteronantagonistische Wirkung vermindert, bei Schleifendiuretika wie Furosemid wird ebenfalls die diuretische Wirkung vermindert.
Bei kaliumsparenden Diuretika (Spironolacton) besteht die Gefahr einer Hyperkaliämie.

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  Digoxin


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  Methotrexat

Die beiden Wirkstoffe können sich gegenseitig in ihren toxischen Wirkungen verstärken.

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  Ciclosporin

NSAID können die Nephrotoxizität von Ciclosporin erhöhen.

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  Lithium

Die Elimination von Lithium wird gehemmt.

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Wirkmechanismus

Das Enzym Cyclooxigenase ist für die Bildung von Vorstufen von Prostaglandinen, Prostacyclinen und Thromboxanen verantwortlich, welche als Gewebshormone vielfältige Wirkungen im Körper haben. Die Variante COX-1 ist dabei die physiologisch dauerhaft exprimierte Form, während COX-2 bei Schmerz- und Entzündungszuständen schnell induzierbar ist. Durch COX-1-Aktivität wird die Produktion von Magensäure vermindert sowie eine Vasokonstriktion und vermehrte Thrombozytenaggregation bewirkt. Durch COX-2-Aktivität werden Schmerz, Fieber und Entzündung, Wehentätigkeit, Vasodilatation sowie verminderte Thrombozytenaggregation bewirkt.
Mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) kann die Cyclooxigenase gehemmt werden. Dieses hat folgende Wirkungen:
Analgetisch: Durch schädigende Noxen wird die Phospholipase A2 aktiviert, welche Arachidonsäure aus Zellmembranen freisetzt. Aus dieser werden durch die Cyclooxigenase u. a. Prostaglandin E2 und Prostacyclin gebildet, welche Nozizeptoren gegenüber Schmerzmediatoren sensibilisieren. Eine Hemmung der Cyclooxigenase verhindert somit die Sensibilisierung der Nozizeptoren.
Antipyretisch: NSAR hemmen auch die Bildung von Prostaglandin E2 im Gehirn. Dadurch kann dieses nicht an Rezeptoren im Wärmeregulationszentrum im vorderen Hypothalamus binden und eine Erhöhung des Körpertemperatur-Sollwertes wird verhindert.
Antiphlogistisch: Saure, nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) liegen im Blut zu einem großen Anteil an Plasmaproteine gebunden vor. Da die Kapillaren in geschädigten Geweben leichter permeabel sind, können auch an Plasmaproteine gebundene Arzneistoffe in größeren Mengen dorthin gelangen. Da der pH-Wert in geschädigten Geweben niedriger ist als in gesunden, kommt es zu einer stärkeren Dissoziation saurer Arzneistoffe von den Plasmaproteinen. Der freie Arzneistoff kann nun in die Zellen gelangen, wo weiterhin ein physiologischer pH-Wert herrscht, weshalb er sich dort aufgrund des höheren ionisierten Anteils anreichert. So gelangen NSAR in hohen Konzentrationen in entzündete Gewebe, wo sie die Entzündungsreaktion hemmen.

Ibuprofen und Naproxen hemmen sowohl COX-1 als auch COX-2 nichtselektiv.
Arylpropionsäurederivate wie Ibuprofen und Naproxen besitzen ein chirales C-Atom. Die S-Enantiomere haben eine um 2-3 Zehnerpotenzen stärkere Hemmwirkung auf die Cyclooxigenasen und werden daher auch in Reinform angewendet. Die reinen Enantiomere haben aber kaum geringere Nebenwirkungen als die Razemate.
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Patientenhinweis

Die gewohnheitsmäßige Einnahme von Schmerzmitteln (NSAR) kann Kopfschmerzen verursachen. In der Regel handelt es sich um einen schädlichen Gebrauch ohne Abhängigkeit. Bedeutsam scheint dabei die Grenze von 10-15 Einnahmetagen im Monat zu sein, die nicht überschritten werden sollte. Patienten mit primären Kopfschmerzen wie Migräne oder Spannungskopfschmerz entwickeln am häufigsten durch übermäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln einen chronischen Kopfschmerz. Werden Schmerzen wie Rückenschmerzen behandelt, so entwickelt sich in der Regel auch bei Dauereinnahme kein chronischer Kopfschmerz. Die Diagnose wird klinisch gestellt (vgl. Diagnostische Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft). Als Therapie wird üblicherweise das abrupte Absetzen des Schmerzmittels gewählt, was man in diesem Fall als "Medikamentenpause" bezeichnen kann. Der Ausdruck "Entzug" eignet sich weniger, da eine physische Abhängigkeit hier nicht besteht. In der Regel wird ambulant therapiert, in schweren Fällen ist eine stationäre Aufnahme ratsam. Weitere schwerwiegende Folgen eines übermäßigen Schmerzmittelgebrauchs können (schwere) Magen- oder Nierenschäden sein.

Als Magenschleimhautschutz kann durch den Arzt die zusätzliche Therapie mit Protonenpumpenhemmern wie Omeprazol oder H2-Antihistaminika wie Famotidin angesetzt werden. Mineralische Antacida sollten nicht eingesetzt werden (auch nicht im Rahmen einer Selbstmedikation), denn diese verschlechtern die Resorption der nichtsteroidalen Antiphlogistika erheblich oder beschleunigen über die Verschiebung des Urin-pHs ins Basische die Ausscheidung der sauren Substanzen über die Nieren.
Trotz alle dem kann es unter dauerhaftem Gebrauch dieser Substanz zu Blutverlusten über den Gastrointestinaltrakt kommen, welche in eine manifeste Anämie münden können. Typische Anzeichen sind zum Beispiel Dunkelfärbung des Stuhls (Teerstuhl), Abgeschlagenheit und blasse Schleimhäute (am besten an den Bindehäuten des Auges zu beurteilen). Bei solchen Symptomen sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.

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Dosierung

Für Kinder und Säuglinge gilt wie für Erwachsene eine Einmaldosis von 10 mg Ibuprofen sowie eine Tagesmaximaldosis von 30 mg Ibuprofen jeweils pro kg Körpergewicht.
Da mit Tabletten hier schwierig zu hantieren ist, gibt es für den pädiatrische Einsatz Fiebersäfte und -zäpfchen.
Für Säuglinge stehen in diesem Falle Zäpfchen je nach Hersteller mit 60 oder 75 mg Ibuprofen bzw. Säfte mit 100 mg Ibuprofen/5ml (2 %) zur Verfügung. Zu beachten ist dabei, dass entsprechende Säfte erst bei Säuglingen zum Einsatz kommt, welche ein Körpergewicht von 5 kg erreicht haben. Somit ergibt sich als kleinste empfohlene Dosis 50 mg Ibuprofen.
Für Kleinkinder stehen dementsprechend Zäpfchen mit 125 oder 150 mg Ibuprofen sowie Säfte mit 200 mg Ibuprofen/5ml (4 %) zur Verfügung.

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