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          < Levetiracetam >

Levetiracetam

     

Wirkmechanismus

Antiepileptikum:
Blockade von Calciumkanälen sowie Blockade der Freisetzung von Calcium aus intrazellulären Speichern

Anwendung

Epilepsie

Unter einem epileptischen Anfall versteht man das vorrübergehende Auftreten von objektiven und/oder subjektiven Zeichen einer exzessiven oder synchronisierten Hirnaktivität, die auf einer gesteigerten Erregbarkeit zentraler Neurone beruht. Hierdurch wird die Krampfschwelle des Gehirns oder der betroffenen Hirnareale gesenkt. Dies kann sich sowohl in motorischen Symptomen wie tonischen und/oder klonischen Krämpfen, Zuckungen oder Stereotypien als auch in Bewusstseinsveränderungen bis hin zur Bewusstlosigkeit oder in seltenen Fällen auch bis zum Tode führen (SUDEP = sudden unexpected death in epilepsie). Zu Beginn eines epileptischen Anfalls kommt es durch Schrittmacherzellen initiiert zu starken, synchronen Entladungen, sodass eine Dysbalance zwischen erregenden und hemmenden Prozessen im Hirn entsteht, welches sich über benachbarte Regionen fortsetzt und somit zum Anfall führt.

Die Prävalenz für Epilepsie liegt in Deutschland bei etwa 0,05 %, so dass es derzeit etwa 500.000 bis 600.000 Betroffene gibt. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen, aber die Inzidenz für das Auftreten von Anfällen ist im frühen Kindesalter und jenseits des 65. Lebensjahres deutlich erhöht (U-förmiger Verlauf).

Man nimmt in der Anfallsklassifikation eine Unterscheidung zwischen fokalem Beginn (in einer Hirnhemisphäre) oder generalisiertem Beginn (in Netzwerkstrukturen beider Hirnhemisphären) vor. Beim fokalen Beginn wird wiederum zwischen dem bewusst erlebten und dem nicht bewusst erlebten Anfall unterschieden. Ein fokal beginnender Anfall kann sich im Verlauf auf beide Hirnhälften ausbreiten und in bilateral tonisch-klonische Anfälle übergehen. Diese werden aber trotzdem weiterhin als fokale Anfälle bezeichnet. Bei beiden Anfallsarten unterscheidet man weiterhin zwischen motorischem Beginn und nichtmotorischem Beginn. Wenn der erste Anfall unbeobachtet war oder der Patient sich nicht daran erinnern kann, spricht man von unbekanntem Beginn.
Die Ursachen für eine Epilepsie sind recht vielfältig. Sie können strukturell, genetisch, infektiös, metabolisch, immunvermittelt oder unbekannt sein.
Therapieziel ist eine Anfallsfreiheit oder bestmögliche Anfallskontrolle bei minimalen unerwünschten Wirkungen. Mit Hilfe der Pharmakotherapie kann eine Anfallsfreiheit bei zwei Drittel der Patienten erreicht werden. Bei der eingesetzten Arzneimittelgruppe spricht man heutzutage nicht mehr von Antiepileptikum oder Antikonvulsivum, sondern von Anfallssuppressivum.
Patienten, bei denen man mit zwei Anfallssuppressiva in ausreichend hoher Dosierung keine Anfallsfreiheit erreicht, gelten als pharmakoresistent. In solchen Fällen kann die Entfernung des Anfallsfokus durch Resektion, Diskonnektion oder Laserablation erwogen werden. Sie ist bei etwa 60 % der Patienten erfolgreich. Führen auch diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Therapieerfolg, besteht die Möglichkeit eine Neurostimulation (Vagusnervstimulation, Tiefe Hirnstimulation oder transkranielle Gleichstromstimulation) durchzuführen oder ketogene Diäten zu testen. Beide Optionen führen jedoch nicht zur Anfallsfreiheit, sondern können nur die Anzahl und Schwere der Anfälle reduzieren.
Bei an Epilepsie erkrankten Personen kommen psychiatrische Erkrankungen als Komorbiditäten 2-5mal häufiger vor als in der allgemeinen Bevölkerung und gehen oft mit kognitiven Einbußen einher, die auch erst durch die Anfallssuppressiva ausgelöst werden können. Bei der Auswahl der eingesetzten Medikamente sollten Komorbiditäten eingezogen werden.

Pharmakotherapie

Fokale Anfälle:
Mittel der Wahl ist Lamotrigin als Monotherapie. Kommt Lamotrigin nicht in Frage, kann Lacosamid oder Levetirazetam eingesetzt werden. Wenn auch diese Medikamente ungeeignet sind, kann als Monotherapie der Einsatz von Eslicarbazepin, Oxcarbazepin (retardiert) oder Zonisamid erwogen werden.

Genetisch generalisierte Epilepsie:
Für Männer und Frauen, bei denen eine Konzeption ausgeschlossen werden kann, ist Valproinsäure Mittel der Wahl. Danach können Lamotrigin oder Levetirazetam zum Einsatz kommen. Ethosuximid ist Mittel der Wahl, wenn ausschließlich Absencen vorkommen und bei Frauen eine Konzeption ausgeschlossen werden kann.

Unklassifizierte Epilepsie:
Mittel der ersten Wahl sind Lamotrigin und Levetirazetam sowie Valproinsäure (wenn eine Konzeption ausgeschlossen werden kann).

Frauen, bei denen eine Konzeption nicht ausgeschlossen werden kann, sollten nach Möglichkeit nur monotherapeutisch und in der niedrigsten möglichen Dosierung therapiert werden. Wenn Lamotrigin und Levetirazetam als Mittel der Wahl nicht in Frage kommen, kann Oxcarbazepin eingesetzt werden. Wenn auch das nicht in Frage kommt, stehen noch Eslicarbazepinacetat, Lacosamid oder Zonisamid zur Verfügung. Wenn Valproinsäure eingesetzt werden muss, weil andere therapeutische Maßnahmen nicht zielführend sind, darf es aufgrund der teratogenen Eigenschaften bis maximal 650 mg und am besten verteilt auf 3-4 Einzelgaben zum Einsatz kommen.

Da es sich bei der Epilepsie um eine chronische Erkrankung mit erheblichen sozioökonomischen und psychosozialen Auswirkungen handelt, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkt und Gefahren und Risiken in Freizeit und Beruf mit sich bringt, ist es schwer den Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Um so wichtiger ist eine multiprofessionelle Therapieentscheidung, bei der der Patient und seine Lebensumstände unbedingt eingebunden werden sollten.

Dosierung

Erwachsene:
  • initial: 2 x täglich 250 mg peroral oder intravenös
  • Erhaltungsdosis: 2 x täglich 500-1500 mg peroral oder intravenös

Säuglinge ab 6 Monaten, Kinder und Jugendliche < 50kg Körpergewicht:
  • initial: 2 x täglich 10 mg/kg Körpergewicht peroral oder intravenös
  • Erhaltungsdosis: 2 x täglich 30 mg/kg Körpergewicht peroral oder intravenös (Maximaldosis)

Säuglinge >1 Monat <6 Monate:
  • initial: 2 x täglich 7 mg/kg Körpergewicht peroral oder intravenös
  • Erhaltungsdosis: 2 x täglich 21 mg/kg Körpergewicht peroral oder intravenös(Maximaldosis)

Patientenhinweis

Tritt eine Schwangerschaft ein, soll sofort der Arzt konsultiert werden, um gegebenenfalls das Therapieschema zu ändern.
Gerade zu Beginn der Behandlung sollte die Möglichkeit eines eingeschränkten Reaktionsvermögens beachtet werden.
Die Einnahme des Arzneimittels kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Ausschleichen.

Nebenwirkungen

  Zentralnervöse Störungen

Es treten sehr häufig Schläfrigkeit, Schwäche, Kopfschmerzen und Müdigkeit auf. Häufig kommt es zu Verwirrtheit, Reizbarkeit, Aggression, Angst, Schlafstörungen, Koordinationsstörungen, Wut, Persönlichkeitsstörungen, Selbstmordgedanken und gelegentlich zu Suizidalität.

  Krampfanfälle

Dieses Antikonvulsivum kann auch zu einer Zunahme von Krampfanfällen führen.

  Sehstörungen

Doppeltsehen und verschwommenes Sehen können auftreten.

  Störungen des Blutbildes

Sehr selten tritt als Nebenwirkung Leukopenie, Thrombozytopenie, Anämie und Neutropenie auf.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Infektanfälligkeit, Husten

  Exanthem, Pruritus

  Gewichtszunahme, Anorexie

Bei der gleichzeitigen Gabe mit dem Antiepileptikum Topiramat besteht ein höheres Risiko für die Ausbildung einer Anorexie.

  Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe

  Elektrolytstörungen

Es besteht der Verdacht, dass es durch Levetiracetam zu Hypokaliämie kommen kann.

Kontraindikationen

Kinder unter 4 Jahren

Schwangerschaft und Stillzeit

Levetiracetam kann während der Schwangerschaft angewendet werden, wenn dies nach sorgfältiger Abwägung für klinisch erforderlich erachtet wird. Es wird in diesem Fall empfohlen, die Behandlung mit der geringstmöglichen wirksamen Dosis durchzuführen.

Levetiracetam wird in die Muttermilch ausgeschieden. Daher wird das Stillen nicht empfohlen.  Sollte jedoch eine Behandlung mit Levetiracetam während der Stillzeit erforderlich sein, müssen Nutzen und Risiko einer Behandlung, unter Berücksichtigung der Bedeutung des Stillens für den Säugling, gegeneinander abgewogen werden.

Wechselwirkungen

  Topiramat

Bei der gleichzeitigen Gabe beider Antiepileptika besteht ein höheres Risiko für die Ausbildung einer Anorexie (Essstörung mit herabgesetzter Nahrungsaufnahme).

Topiramat anzeigen

Strukturformel

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Bei Levetiracetam handelt es sich um das S-Enantiomer des nicht zugelassenen Racemates von Etiracetam. Mit anderen Antiepileptika ist es chemisch nicht verwandt.

Der Wirkmechanismus konnte bislang nicht geklärt werden; es liegen jedoch Daten aus Tierversuchen und in vitro-Tests vor, die folgende Wirkkomponenten nahelegen:

  • Beeinflussung der Calciumspiegel in den Neuronen durch geringere Calcium-Freisetzung aus Speichern und verminderten Einstrom in die Zellen über N-Typ-Calciumkanäle: Als Calciumantagonist an N-Typ-Kanälen könnte Levetiracetam eine überschießende neuronale Aktivität verringern, da der Calciumeinstrom Voraussetzung für die Ausschüttung von Neurotransmittern in den synaptischen Spalt ist, also für die Signal- bzw. Erregungsübertragung. (Klassische Calciumantagonisten wie Nifedipin interferieren mit L-Typ-Calciumkanälen z. B. am Herzen.)
  • Eingriffe in den Metabolismus von GABA (γ-Aminobuttersäure): GABAerge Neurone entfalten eine hemmende Wirkung auf die Erregungsweiterleitung. Ein Eingriff in den GABA-Metabolismus könnte die GABAergen Effekte verstärken.
  • Bindung an das synaptische Vesikelprotein 2A: Dieses wird wahrscheinlich zur Ausschüttung von Neurotransmittern benötigt, so dass eine Bindung des Arzneistoffs an diese Zielstruktur ebenfalls einer überschießenden neuronalen Aktivität entgegenwirken kann.

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Patientenhinweis

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Dosierung

Die Dosierung sollte einschleichend erfolgen und sich nach dem klinischen Ansprechen richten. Wenn eine perorale Gabe nicht möglich ist, kann eine intravenöse Gabe in Frage kommen. Da Levetiracetam peroal nahezu zu 100 % bioverfügbar ist, kann jederzeit zwischen der peroralen und der parenteralen Applikationsroute gewechselt werden, ohne die Dosis neu einstellen zu müssen. Gerade für Kinder steht auch eine flüssige perorale Zubereitung zur Verfügung.

Montherapie mit Levetiracetam:
Beginnend mit 2 x täglich 250 mg kann die Dosis alle 2 Wochen um 2 x täglich 250 mg angehoben werden, bis maximal 2 x 1500 mg erreicht sind.
Kombinationstherapie:
Beginnend mit 2 x täglich 500 mg kann die Dosis alle 2-4 Wochen um 2 x täglich 500 mg angehoben werden, bis maximal 2 x 1500 mg erreicht sind. Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit, unter entsprechender ärztlicher Kontrolle die antiepileptische Komedikation zugunsten einer Levetiracetam-Monotherapie abzusetzen.

Säuglinge > 6 Monate, Kinder und Jugendliche < 50 kg Körpergewicht erhalten initial 10 mg/kg Körpergewicht. Die maximale Tagesdosis beträgt 30 mg/kg Körpergewicht. Die Dosis darf alle 2 Wochen um maximal 10 mg/kg Körpergewicht gesteigert werden.
Säuglinge < 6 Monate erhalten initial 7 mg/kg Körpergewicht. Die maximale Tagesdosis beträgt 21 mg/kg Körpergewicht. Die Dosis darf alle 2 Wochen um maximal 7 mg/kg Körpergewicht gesteigert werden.

Da Levetiracetam bzw. dessen Abbauprodukte vorrangig renal eliminiert werden, muss bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung eine Dosisanpassung erfolgen:
  • Patienten mit leichter Nierenfunktionsstörung erhalten 2 x täglich max. 1000 mg
  • Patienten mit mittelschwerer Nierenfunktionsstörung erhalten 2 x täglich max. 750 mg
  • Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung erhalten 2 x täglich max. 500 mg
  • Dialysepflichtige Patienten erhalten 1 x täglich 500-1000 mg

Sollte ein Absetzen notwendig werden, muss ausschleichend dosiert werden! Dabei kann die Dosis alle 2 Wochen um 2 x täglich 500 mg reduziert werden. Entsprechend sollten Kinder > 6 Monate alle 2 Wochen um 10 mg/kg Körpergewicht und Säuglinge < 6 Monate um 7 mg/kg Körpergewicht reduzieren.

Wussten Sie schon?

Die Wirkstoffprofile gibt es auch zum Download.

Vorteile: Offline verfügbar, Lerntools, Fortbildungen u.v.m.

Mehr erfahren Sie auf www.wirkstoffprofile.de.

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