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          < Valproinsäure >

Valproinsäure

Antiepileptika

     

Wirkmechanismus

Antiepileptikum:
Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle und Erhöhung der synaptischen GABA-Konzentration

Anwendung

Epilepsie

Valproinsäure darf nur dann bei Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter angewendet werden, wenn andere Behandlungen nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden.

Unter einem epileptischen Anfall versteht man das vorrübergehende Auftreten von objektiven und/oder subjektiven Zeichen einer exzessiven oder synchronisierten Hirnaktivität, die auf einer gesteigerten Erregbarkeit zentraler Neurone beruht. Hierdurch wird die Krampfschwelle des Gehirns oder der betroffenen Hirnareale gesenkt. Dies kann sich sowohl in motorischen Symptomen wie tonischen und/oder klonischen Krämpfen, Zuckungen oder Stereotypien als auch in Bewusstseinsveränderungen bis hin zur Bewusstlosigkeit oder in seltenen Fällen auch bis zum Tode führen (SUDEP = sudden unexpected death in epilepsie). Zu Beginn eines epileptischen Anfalls kommt es durch Schrittmacherzellen initiiert zu starken, synchronen Entladungen, sodass eine Dysbalance zwischen erregenden und hemmenden Prozessen im Hirn entsteht, welches sich über benachbarte Regionen fortsetzt und somit zum Anfall führt.

Die Prävalenz für Epilepsie liegt in Deutschland bei etwa 0,05 %, so dass es derzeit etwa 500.000 bis 600.000 Betroffene gibt. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen, aber die Inzidenz für das Auftreten von Anfällen ist im frühen Kindesalter und jenseits des 65. Lebensjahres deutlich erhöht (U-förmiger Verlauf).

Man nimmt in der Anfallsklassifikation eine Unterscheidung zwischen fokalem Beginn (in einer Hirnhemisphäre) oder generalisiertem Beginn (in Netzwerkstrukturen beider Hirnhemisphären) vor. Beim fokalen Beginn wird wiederum zwischen dem bewusst erlebten und dem nicht bewusst erlebten Anfall unterschieden. Ein fokal beginnender Anfall kann sich im Verlauf auf beide Hirnhälften ausbreiten und in bilateral tonisch-klonische Anfälle übergehen. Diese werden aber trotzdem weiterhin als fokale Anfälle bezeichnet. Bei beiden Anfallsarten unterscheidet man weiterhin zwischen motorischem Beginn und nichtmotorischem Beginn. Wenn der erste Anfall unbeobachtet war oder der Patient sich nicht daran erinnern kann, spricht man von unbekanntem Beginn.
Die Ursachen für eine Epilepsie sind recht vielfältig. Sie können strukturell, genetisch, infektiös, metabolisch, immunvermittelt oder unbekannt sein.
Therapieziel ist eine Anfallsfreiheit oder bestmögliche Anfallskontrolle bei minimalen unerwünschten Wirkungen. Mit Hilfe der Pharmakotherapie kann eine Anfallsfreiheit bei zwei Drittel der Patienten erreicht werden. Bei der eingesetzten Arzneimittelgruppe spricht man heutzutage nicht mehr von Antiepileptikum oder Antikonvulsivum, sondern von Anfallssuppressivum.
Patienten, bei denen man mit zwei Anfallssuppressiva in ausreichend hoher Dosierung keine Anfallsfreiheit erreicht, gelten als pharmakoresistent. In solchen Fällen kann die Entfernung des Anfallsfokus durch Resektion, Diskonnektion oder Laserablation erwogen werden. Sie ist bei etwa 60 % der Patienten erfolgreich. Führen auch diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Therapieerfolg, besteht die Möglichkeit eine Neurostimulation (Vagusnervstimulation, Tiefe Hirnstimulation oder transkranielle Gleichstromstimulation) durchzuführen oder ketogene Diäten zu testen. Beide Optionen führen jedoch nicht zur Anfallsfreiheit, sondern können nur die Anzahl und Schwere der Anfälle reduzieren.
Bei an Epilepsie erkrankten Personen kommen psychiatrische Erkrankungen als Komorbiditäten 2-5mal häufiger vor als in der allgemeinen Bevölkerung und gehen oft mit kognitiven Einbußen einher, die auch erst durch die Anfallssuppressiva ausgelöst werden können. Bei der Auswahl der eingesetzten Medikamente sollten Komorbiditäten eingezogen werden.

Pharmakotherapie

Fokale Anfälle:
Mittel der Wahl ist Lamotrigin als Monotherapie. Kommt Lamotrigin nicht in Frage, kann Lacosamid oder Levetirazetam eingesetzt werden. Wenn auch diese Medikamente ungeeignet sind, kann als Monotherapie der Einsatz von Eslicarbazepin, Oxcarbazepin (retardiert) oder Zonisamid erwogen werden.

Genetisch generalisierte Epilepsie:
Für Männer und Frauen, bei denen eine Konzeption ausgeschlossen werden kann, ist Valproinsäure Mittel der Wahl. Danach können Lamotrigin oder Levetirazetam zum Einsatz kommen. Ethosuximid ist Mittel der Wahl, wenn ausschließlich Absencen vorkommen und bei Frauen eine Konzeption ausgeschlossen werden kann.

Unklassifizierte Epilepsie:
Mittel der ersten Wahl sind Lamotrigin und Levetirazetam sowie Valproinsäure (wenn eine Konzeption ausgeschlossen werden kann).

Frauen, bei denen eine Konzeption nicht ausgeschlossen werden kann, sollten nach Möglichkeit nur monotherapeutisch und in der niedrigsten möglichen Dosierung therapiert werden. Wenn Lamotrigin und Levetirazetam als Mittel der Wahl nicht in Frage kommen, kann Oxcarbazepin eingesetzt werden. Wenn auch das nicht in Frage kommt, stehen noch Eslicarbazepinacetat, Lacosamid oder Zonisamid zur Verfügung. Wenn Valproinsäure eingesetzt werden muss, weil andere therapeutische Maßnahmen nicht zielführend sind, darf es aufgrund der teratogenen Eigenschaften bis maximal 650 mg und am besten verteilt auf 3-4 Einzelgaben zum Einsatz kommen.

Da es sich bei der Epilepsie um eine chronische Erkrankung mit erheblichen sozioökonomischen und psychosozialen Auswirkungen handelt, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkt und Gefahren und Risiken in Freizeit und Beruf mit sich bringt, ist es schwer den Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Um so wichtiger ist eine multiprofessionelle Therapieentscheidung, bei der der Patient und seine Lebensumstände unbedingt eingebunden werden sollten.

Manische Phasen einer bipolaren Störung

Valproinsäure ist bei Patienten indiziert, bei denen der Gebrauch von Lithiumsalzen kontraindiziert ist oder diese nicht vertragen werden.

Valproat darf nur dann bei Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter angewendet werden, wenn andere Behandlungen nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden.

Bei manischen Episoden handelt es sich um phasenweise auftretende affektive Störungen, die mit einem gesteigerten Antrieb einhergehen.
Die betroffenen Personen sind in unangemessener Weise in gehobener, heiterer Stimmung, unruhig und rastlos physisch, wie auch psychisch aktiv. Es kann zu ungehemmtem, unkritischem Verhalten, starkem Rededrang und dem Fehlen der Sensibilität für die Bedürfnisse anderer Menschen kommen.
Häufig wechseln sich manische und depressiven Episoden in manisch-depressiven Krankheitsverläufen ab.

Dosierung

Erwachsene:
  • initial: 5-10 mg/kg Körpergewicht peroral verteilt auf 1-4 Einzeldosen
  • mittlere Erhaltungsdosis: 20 mg/kg Körpergewicht peroral verteilt auf 1-4 Einzeldosen

Jugendliche > 14 Jahre:
  • initial: 5-10 mg/kg Körpergewicht peroral verteilt auf 1-4 Einzeldosen
  • mittlere Erhaltungsdosis: 25 mg/kg Körpergewicht peroral verteilt auf 1-4 Einzeldosen

Kinder < 14 Jahre:
  • initial: 5-10 mg/kg Körpergewicht peroral verteilt auf 1-4 Einzeldosen
  • mittlere Erhaltungsdosis: 30 mg/kg Körpergewicht peroral verteilt auf 1-4 Einzeldosen

Patientenhinweis

Eine Schwangerschaft ist vor Therapiebeginn auszuschließen (siehe auch Kontraindikationen).
Zuverlässige Empfängnisverhütung auch für männliche Patienten.
Bei Auftreten von grippeähnlichen Symptomen sofort den Arzt aufsuchen (mögliche Blutbildveränderung)!
Eltern von Kleinkindern, die Valproinsäure erhalten, sollten auf die Anzeichen einer Leberschädigung hingewiesen werden.
Die Einnahme sollte nicht zusammen mit sauren Getränken oder eisgekühlten Speisen erfolgen.
Über sehr lange Zeit (1-2 Jahre) ausschleichen!

Nebenwirkungen

  Zentralnervöse Störungen

Es treten sehr häufig Schläfrigkeit, Schlafstörungen, Schwindel, Nervosität, Schwäche und Tremor auf. Gelegentlich werden Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Verwirrtheit beobachtet. Zudem werden unwillkürliche Bewegungen beobachtet wie Ticks, sowie Störungen der Augenmotorik.
Sehr selten treten psychische Veränderungen und Sprachstörungen auf.
Bei einigen Medikamenten zur Therapie von Anfallsleiden kann es zur Häufung bestimmter Anfälle kommen, vor allem Absencen können verstärkt auftreten.

  Störungen des Blutbildes

Sehr häufig tritt als Nebenwirkung Thrmobzytopenie auf. Häufig wird Leukopenie und sehr selten Neutropenie, Anämie oder Panzytopenie beobachtet.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Pankreatitis

Es kann teilweise zu tödlichen Verläufen kommen.

  Leberschädigung

Bei Kindern unter 3 Jahren ist gelegentlich eine schwere Leberschädigung aufgetreten, teilweise mit tödlichem Ausgang. Besonders betroffen sind Kleinkinder, die an schwerer Epilepsie leiden und weitere Erkrankungen wie Hirnschäden oder Stoffwechselstörungen haben.
Diese Leberschäden treten fast nur in den ersten 6 Monaten der Therapie auf. Eltern sollten auf Anzeichen für Leberschäden hingewiesen werden:
  • Appetitverlust, Übelkeit, Bauchschmerzen
  • Müdigkeit, Schlappheit
  • Abneigung gegen Valproinsäure
  • Zunahme von Häufigkeit und Schwere der Anfälle
  • Hämatome
  • Ödeme

  Hyperammonämie

Ein Anstieg des Serumammoniakspiegels kann harmlos sein und muss die Therapie nicht in Frage stellen. Bei zu starkem Anstieg kommt es jedoch zu Apathie, Somnolenz, Erbrechen, Hypotonie sowie häufigeren Anfällen. Wird dies beobachtet, sollte der Arzt konsultiert werden, um gegebenenfalls die Dosis zu reduzieren. Auch auf diese Symptome sollten Eltern hingewiesen werden.

  Alopezie

Diese Nebenwirkung ist dosisabhängig und reversibel.

  Gewichtszu- oder -abnahme

  Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe

  Störungen der Harn- und Geschlechtsorgane

Häufig kommt es unter der Einnahme von Valproinsäure zu Harninkontinenz und Dysmenorrhö, gelegentlich auch zu Amenorrhö und Nierenversagen.

  Nagel- und Nagelbetterkrankungen

Kontraindikationen

Porphyrie

Es handelt sich um eine Hämsynthesestörung, wodurch größere Mengen von Porphyrinen im Urin ausgeschieden werden oder sich im Gewebe ablagern.

Lebererkrankungen in der Familie

Bei Kindern unter 3 Jahren ist gelegentlich eine schwere Leberschädigung aufgetreten, teilweise mit tödlichem Ausgang. Besonders betroffen sind Kleinkinder, die an schwerer Epilepsie leiden und weitere Erkrankungen wie Hirnschäden oder Stoffwechselstörungen haben.

Schwere Leberfunktionsstörung

Die Leber stellt das wichtigste Organ für die Biotransformation von Arzneistoffen dar. Häufig wird durch die Verstoffwechselung von Arzneistoffen deren Ausscheidung erst ermöglicht: Arzneistoffe mit Molekulargewicht über 500 können über Leber und Galle ausgeschieden werden, wohingegen man leichtere Arzneistoffe häufiger im Urin findet.

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, kann dies für die Arzneimitteltherapie insofern von Bedeutung sein, als dass Arzneistoffe länger im Organismus verbleiben, da die vor der Ausscheidung notwendige Biotransformation mehr Zeit beansprucht. In vielen Fällen wird daher eine Herabsetzung der Dosis oder des Dosierintervalles sowie eine Überwachung der Wirkstoffspiegel angezeigt sein, ggf. ist die Gabe des betreffenden Arzneistoffes sogar kontraindiziert. Möglich ist jedoch auch der Fall, dass ein unwirksames Prodrug durch die Leber nur verzögert oder gar nicht in die aktive Wirkform überführt werden kann.

Bei Kindern unter 3 Jahren ist unter Valproinsäuretherapie gelegentlich eine schwere Leberschädigung aufgetreten, teilweise mit tödlichem Ausgang. Besonders betroffen sind Kleinkinder, die an schwerer Epilepsie leiden und weitere Erkrankungen wie Hirnschäden oder Stoffwechselstörungen haben.

Mitochondriale Erkrankungen

Bei Patienten mit Mutationen in der mitochondrialen DNA oder im kerncodierten POLG-Gen (Polymerase Gamma-Gen, einem Reparaturgen für mitochondriale DNA), kann die Gabe von Valproinsäure zur Auslösung oder Verstärkung mitochondrialer Erkrankungen führen (z. B. Alpers-Huttenlocher-Syndrom) und in dem Zuge zu akutem Leberversagen und leberbedingten Todesfällen. Daher ist Valproinsäure in diesem Fall kontraindiziert.

Eine Mutation des POLG-Gens sollte bei familiärer Prädisposition oder bei Symptomen, die auf eine solche Mutation hinweisen, wie nicht geklärter Enzephalopathie, refraktärer Epilepsie, Status epilepticus bei Vorstellung, Entwiklungsverzögerung, psychomotorischer Regression, axonaler sensomotorischer Neuropathie, Myopathie, zerebraler Ataxie, Ophtahlomoplegie oder komplizierter Migräne mit okzipitaler Aura, nach derzeitiger klinischer Praxis abgeklärt werden.

Blutgerinnungsstörungen

Vor chirurgischen oder zahnärztlichen Eingriffen sollte der Gerinnungsstatus geprüft werden.
Außerdem sollte bei Patienten, die gleichzeitig mit Vitamin-K-Antagonisten behandelt werden eine engmaschige Kontrolle des Quick-Wertes erfolgen.
Ebenso sollten Patienten mit vorrausgegangener Knochenmarkschädigung streng überwacht werden.

Frauen im gebärfähigen Alter

Valproat ist bei Frauen im gebärfähigen Alter kontraindiziert, es sei denn, die Bedingungen des Schwangerschaftsverhütungsprogramms werden eingehalten.

Im Schwangerschaftsverhütungsprogramm müssen durch den vorordneten Arzt viele Punkte sicher gestellt werden. Hierzu gehören neben anderen,
  • dass die Patientin die Risiken hinsichtlich angeborener Missbildungen und neurologischer Entwicklungsstörungen verstanden und bestätigt hat, einschließlich des Ausmaßes dieser Risiken für Kinder, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt sind.
  • dass die Patientin die Notwendigkeit versteht, sich vor Beginn und (soweit erforderlich) während der Behandlung Schwangerschaftstests zu unterziehen.
  • dass die Patientin bezüglich Empfängnisverhütung beraten wird und dass die Patientin in der Lage ist, während der gesamten Dauer der Behandlung mit Valproat ununterbrochen zuverlässige Verhütungsmethoden anzuwenden.
  • dass die Patientin die Notwendigkeit versteht, im Falle einer Schwangerschaft unverzüglich ihren Arzt aufzusuchen.

Valproat hat ein hohes teratogenes Potenzial, und bei Kindern, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt sind, besteht ein hohes Risiko für angeborene Missbildungen und neurologische Entwicklungsstörungen.

Schwangerschaft (Kommentar beachten!)

Valproinsäure ist zur Behandlung von bipolaren Störungen während der Schwangerschaft kontraindiziert. Valproat ist zur Behandlung von Epilepsie während der Schwangerschaft kontraindiziert, es sei denn, es stehen keine geeigneten Alternativen zur Behandlung der Epilepsie zur Verfügung.

Bei Kindern, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt waren, besteht ein hohes Risiko für schwerwiegende Entwicklungsstörungen (in bis zu 30–40 % der Fälle) und angeborene Missbildungen (in ungefähr 10 % der Fälle).

Die Substanz geht in die Muttermilch über. Eine Schädigung des Säuglings wurde bisher nicht beobachtet.

Wechselwirkungen

  Zentral dämpfende Arzneimittel z. B. Diazepam

Die zentral dämpfende Wirkung von Barbituraten, Neuroleptika, Benzodiazepinen, MAO-Hemmern und anderen Antidepressiva wird verstärkt.

Zu Diazepam wechseln

  Antikoagulantien / Thrombozytenaggregationshemmer

Valproinsäure erniedrigt die Konzentration von Fibrinogen und hemmt die sekundäre Phase der Plättchenaggregation. Hierdurch kann die Blutungszeit verlängert werden. Bei Einnahme weiterer Stoffe, die die Blutgerinnung vermindern, steigt die Blutungsneigung weiter an.
Acetylsalicylsäure verdrängt zudem Valproinsäure aus der Plasmaproteinbindung.

Antikoagulantien / Thrombozytenaggregationshemmer anzeigen

  Felbamat

Dieses neue Antiepileptikum ist nur zugelassen zur Therapie bestimmter Epilepsieformen, die auf keines der gängigen Arzneimittel ansprechen.
Bei gleichzeitiger Einnahme steigt der Serumspiegel von Valproinsäure um 18 %, der Serumspiegel von Felbamat um 50 % an.

  Barbiturate

Diese Wechselwirkung äußert sich in einer verstärkten Sedierung. Bei Kombinationstherapie sollten die Patienten daher sorgfältig überwacht werden und falls nötig die Phenobarbital- bzw. Primidondosis verringert werden.

Barbiturate anzeigen

  Phenytoin

Phenytoin wird aus der Eiweißbindung verdrängt. Dadurch steigt das Risiko für Nebenwirkungen wie Hirnschäden.

Zu Phenytoin wechseln

  Carbamazepin

Die toxischen Effekte von Carbamazepin können potenziert werden.

Zu Carbamazepin wechseln

  Diazepam

Diazepam wird aus der Eiweißbindung verdrängt. Zusätzlich kann Valproinsäure den Metabolismus von Diazepam verlangsamen.

Zu Diazepam wechseln

  Methotrexat

Die Valproinsäure-Spiegel sollten überwacht werden.

Methotrexat anzeigen

  CYP3A4-Inhibitoren

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

CYP3A4-Inhibitoren anzeigen

  CYP3A4-Induktoren

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

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Strukturformel

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Wirkmechanismus

Stoffe wie Carbamazepin, Valproinsäure und Phenytoin blockieren spannungsabhängige Natriumkanäle. Sie hemmen damit die Entstehung und die Fortleitung wiederholter Entladungen. Die Wirkung am Kanal ist abhängig von der Öffnungswahrscheinlichkeit des Kanals, das bedeutet, dass ein häufig geöffneter Kanal eines Neurons mit hoher Erregungsfrequenz stärker blockiert wird als ein wenig geöffneter Kanal eines Neurons mit normaler Reaktion.

Valproinsäure hat eine weitere wichtige Wirkung: Es vermindert den Abbau von GABA in oder vor dem synaptischen Spalt und erhöht so GABA-vermittelte Inhibition. Der Neurotransmitter Gammaaminobuttersäure (GABA) entfaltet am GABA-Rezeptor eine reizweiterleitungshemmende Wirkung, da GABA in der Lage ist, Chloridanionen zum Einstrom in die Zelle zu verhelfen, was das postsynaptische Membranpotential entsprechend der Ladung des Chloridions weiter ins Negative laufen lässt. Es kommt damit zur Hyperpolarisation (das Membranpotential liegt im unerregten Zustand im negativen Bereich), was einer Depolarisation der Zelle und damit der Reizweiterleitung zuwiderläuft.
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Patientenhinweis

Männliche Patienten sollten über das potenzielle Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern informiert werden und es sollte mit ihnen die Notwendigkeit besprochen werden, während der Anwendung von Valproat und für drei Monate nach Beendigung der Behandlung, eine zuverlässige Empfängnisverhütung für sich und seine Partnerin, in Betracht zu ziehen.

Anzeichen für Leberschäden sind:
  • Appetitverlust, Übelkeit, Bauchschmerzen
  • Müdigkeit, Schlappheit
  • Abneigung gegen Valproinsäure
  • Zunahme von Häufigkeit und Schwere der Anfälle
  • Hämatome
  • Ödeme
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Dosierung

Die Dosierung richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung sowie nach Alter und Zustand des Patienten. Allgemein sollte einschleichend dosiert werden. Die volle Wirkung tritt oft erst nach 4-6 Wochen ein, daher sollte die Dosis nicht zu früh gesteigert werden.

Die mittlere Initialdosis beträgt 5-10 mg/kg Körpergewicht, alle 4-7 Tage kann die Dosis um 5 mg/kg Körpergewicht gesteigert werden. Die übliche Erhaltungsdosis liegt bei Erwachsenen bei 20 mg/kg KG, bei Jugendlichen bei 25 mg/kg KG und bei Kindern bei 30 mg/kg KG.
Es stehen Retardformen für Jugendliche und Erwachsene zur Verfügung sowie niedrig dosierbare Darreichungsformen, wie Saft oder Lösung, für Kinder. Die Tabletten sollten etwa 1 h vor dem Essen eingenommen werden, Lösungen zu den Mahlzeiten mit einem Glas Zuckerwasser oder Ähnlichem.
Die Tagesdosis sollte auf 1-2 Einzeldosen bei retardierten oder 3-4 Einzeldosen bei unretardierten Präparaten aufgeteilt werden.

Für Patienten, welche akut keine Peroralia zu sich nehmen können, oder Notfallpatienten im Status epileptikus stehen parenteral zu verabreichende Valproat-Präparate zur Verfügung.
Im Status epileptikus liegt die Initialdosis bei 10-20 mg/kg KG mit nachfolgender Infusion von max. 6 mg/kg KG und Stunde.

Nach zwei bis drei Jahren Anfallsfreiheit kann ein Absetzen der Medikation versucht werden. Die Dosis wird hierzu über zwei Jahre schrittweise reduziert.

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