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          < Canakinumab >

Canakinumab

  

Wirkmechanismus

IL-1β-Blocker: Humaner monoklonaler Antikörper

Anwendung

Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome

Die mit Canakinumab zu behandelnden autoinflammatorischen periodischen Fiebersyndrome umfassen das Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrom (CAPS), das Tumor-Nekrose-Faktor-Rezeptor-assoziierte periodische Syndrom (TRAPS), das Hyperimmumglobulin-D-Syndrom (HIDS) sowie die Mavalonatkinase-Defizienz (MKD) und das familiäre Mittelmeerfieber (FMF). Zur Behandlung des familiären Mittelmeerfiebers sollte gegebenenfalls eine Kombinationstherapie mit Colchicin erwogen werden.

Still-Syndrom

Unter dem Still-Syndrom versteht man die systemische Verlaufsform der juvenilen idiopatischen Arthritis. Canakinumab wird für das aktive Still-Syndrom und die adulte Variante für Patienten ab 2 Jahren verwendet, die auf Therapien mit NSAR und systemischen Kortikoiden nicht ausreichend angesprochen haben. Eine Kombinationstherapie mit Methotrexat ist möglich.

Gichtarthritis

Eine Hyperurikämie bezeichnet eine Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut über 6,5 mg/dl (387 µmol/l). Der Grenzwert ergibt sich aus der physikalischen Löslichkeit von Natriumurat bei 37 Grad Celsius und pH 7,4 (= physiologische Bedingungen im Körper). Sie muss nicht mit klinischen Symptomen einhergehen. Die klinische Manifestation einer Hyperurikämie ist die Gicht (Arthritis urica, im Volksmund „Zipperlein“). Sie ist eine Erkrankung des Purin-Stoffwechsels. Purine wie Adenin und Guanin spielen eine wichtige Rolle als DNA-Bausteine. Über deren Abbauprodukt Xanthin entsteht durch die Xanthinoxidase Harnsäure, eine harnpflichtige Substanz.

Beim Überschreiten der Löslichkeitsgrenze von Harnsäure im Blut fallen Harnsäurekristalle in schlecht durchbluteten Geweben aus und führen dann meist zu einem Gichtanfall, der akut schmerzhaften Manifestation der Gicht. Es handelt sich um eine rasch einsetzende Entzündung meist nur eines Gelenks (Monoarthritis in 90 % der Fälle) ohne ein vorangegangenes Trauma, die oft innerhalb weniger Stunden eine maximale entzündliche Aktivität mit den klassischen Entzündungszeichen (starke Schmerzen (dolor), Überwärmung (calor), Schwellung (tumor) und Rötung (rubor), Funktionsbeeinträchtigung (functio laesa)) hervorruft.
Typische Bezeichnungen für häufig vorkommende Gelenkentzündungen bei der akuten Gicht sind Podagra (= „Fußfessel“) oder Chiragra (= „Handfessel“). Weitere häufig betroffene Gelenke sind das Kniegelenk, Sprunggelenk, Ellenbogengelenk, Daumensattelgelenk und die Handwurzel. Bei schweren Gichtanfällen kann auch Fieber auftreten.
Der starke Entzündungsreiz im Gewebe setzt einen circulus vitiosus in Gang: Einwandernde Leukozyten (weiße Blutkörperchen) phagozytieren die Harnsäurekristalle. Die entstehenden Phagolysosomen rupturieren und führen zur Autolyse der Zelle. Der Austritt lysosomaler Enzyme verstärkt die Entzündung. Sie greifen das umliegende Gewebe an und der pH-Wert sinkt. Bei sinkendem pH sinkt allerdings auch die Löslichkeit von Harnsäure, so dass noch mehr Harnsäure auskristallisieren kann.
Gichtanfälle treten häufig nachts oder am Morgen auf. Begünstigende Faktoren sind Übergewicht und der vorangegangene Genuss von Alkohol und/oder Fleisch. Der Abbau von Alkohol erhöht im Organismus den Laktatspiegel und senkt damit den pH-Wert im Blut, so dass eine Auskristallisation von Harnsäure begünstigt wird. Weiterhin hemmt Alkohol die ADH-Ausschüttung (antidiuretisches Hormon, Vasopressin). Es kommt zu einer verstärkten Diurese mit begleitender Erhöhung der Harnsäurekonzentration in einem geringeren Plasmavolumen. Fleisch, aber auch andere Nahrung wie z. B. Hefe (in Bier!), Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Erbsen) oder Fisch sind sehr purinreich und gehören zu den externen Faktoren, die den endogenen Harnsäurespiegel erhöhen. Auch Medikamente, wie Schleifen- und Thiazid-Diuretika, können die Serumharnsäure erhöhen und sollten nur bei strenger Indikationsstellung verordnet werden. Eine Medikationsanalyse ist sinnvoll, da es sich häufig um Patienten mit Komorbiditäten handelt und bei den empfohlenen Medikamenten ein hohes Interaktionspotenzial besteht.

Die klinische Diagnose sollte die Anamnese (akuter Schmerz ohne vorhergehende Traumata), den Befund (Lokalisation, Rötung, Wärme, Schwellung, Gewebeablagerungen) und den Serumharnsäurewert umfassen. Eine weitere Diagnostik ist nur bei untypischen Fällen indiziert. Im Blut findet man eine Leukozytose (Erhöhung der weißen Blutkörperchen). Die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) ist stark erhöht. Der Harnsäurespiegel im Blut ist im Anfall nur bei einem Drittel der Patienten erhöht. Zum einen kann durch den Ausfall von Harnsäurekristallen der Spiegel bereits wieder abgesunken sein, zum anderen kann bei normalem Serum-Harnsäurespiegel lokal in schlecht durchbluteten Gewebe eine viel höhere Harnsäurekonzentration vorliegen. Eine Gelenkpunktion zum Nachweis von Uratkristallen sollte im hausärztlichen Bereich nicht durchgeführt werden. Die EULAR-Empfehlungen (european league against rheumatism) gehen jedoch dahin, bei jeder Person mit Verdacht auf Gicht eine Suche nach Uratkristallen in der Synovialflüssigkeit (Gelenkflüssigkeit) oder im Tophus-Aspirat (Plural: Tophi) durchzuführen. Tophi nennt man die sichtbaren Gewebeablagerungen von Urat im Weichteil und Knorpelgewebe. Äußerlich sichtbar sind sie, wenn sie sich in der Subcutis (Unterhaut, z. B. an der Ohrmuschel), in Sehnenscheiden oder Schleimbeuteln ablagern. Diese Gewebeablagerungen können zwar zunächst asymptomatisch bleiben, jedoch schädigen sie zum einen auf längere Sicht das Gewebe mit entsprechenden Komplikationen (siehe oben), zum anderen ist jederzeit eine Exacerbation (= akute Verschlechterung) zu einem akuten Gichtanfall möglich.
Die Prävalenz der akuten Gicht liegt bei 1-2 % der Bevölkerung und die wichtigste Differentialdiagnose beim akuten Gichtanfall ist die septische Arthritis.
Im Hinblick auf die Symptomatik bei Hyperurikämie und Gicht hat sich eine klinische Einteilung bewährt:
  1. Asymptomatische Gewebeablagerungen von Urat (Salze der Harnsäure)
  2. Akuter Gichtanfall
  3. Interkritische Phasen (zwischen zwei Gichtanfällen ggf. mit zunehmenden Uratablagerungen im Gewebe
  4. Chronische Gicht

Therapie des akuten Anfalls
Ein akuter Gichtanfall sollte schnellstmöglich medikamentös behandelt werden (innerhalb von 12-24 Stunden). Der akute Zustand kann sonst über Tage andauern und das Risiko von Langzeitfolgen erhöhen. Der Grundsatz einer schnellstmöglichen medikamentösen Therapie führt inzwischen dazu, dass man bei bekannter Gicht den Patienten darin schult, bei ersten Anzeichen eine zuvor verordnete Selbstmedikation durchzuführen.
Bei der Therapie eines akuten Gichtanfalls sind Colchicin, Glucocorticoide oder NSAR Mittel der ersten Wahl. Die Auswahl sollte aufgrund von Begleiterkrankungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen erfolgen.
  • Am ersten Tag sollten 2 mg Colchicin gegeben werden, gefolgt von 2-3mal täglich 0,5 mg am 2. und 3. Tag. Die Höchstdosis von 6 mg pro Gichtanfall sollte nur in Ausnahmefällen überschritten werden.
  • Glucocorticoide sollten über fünf Tage morgens in einer Einmaldosierung gegeben werden, die 30 mg Prednisolonäquivalenten entspricht.
  • Als NSAR kann z. B. für eine Woche 2 x 500 mg Naproxen verwendet werden.
Supportiv sollte das betroffene Areal ruhiggestellt, hochgelagert und gekühlt werden.
Bei nicht ausreichender Wirksamkeit oder Kontraindikationen gegen die Wirkstoffe der ersten Wahl und bei Vorliegen von mehr als 3 Gichtanfällen pro Jahr kann eine Therapie mit Canakinumab erwogen werden.
Nach einem ersten Gichtanfall muss der Patient über mögliche Lebensstiländerungen aufgeklärt werden:
  • Übergewicht sollte langsam reduziert werden. Dabei sollte die Ernährung auf purinarme Kost umgestellt, d. h. purinreiche Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Hülsenfrüchte oder (Bier-)Hefe sollen reduziert werden. Dabei sollten üppige Mahlzeiten, aber auch langes Fasten vermieden werden.
  • Sofern keine Kontraindikation wie z. B. eine Herzinsuffizienz besteht, sollten mindestens 2 Liter Flüssigkeit am Tag zugeführt werden.
  • Alkohol kann einen Gichtanfall auslösen (siehe oben). Daher sollte ein kompletter Verzicht auf Alkohol angestrebt werden.
  • Körperliche Aktivität hilft, den Harnsäurespiegel im Blut zu senken.

Nach einem beeinträchtigenden Anfall, bei mehr als einem Anfall pro Jahr bzw. bei chronischer Gicht soll mit einer harnsäuresenkenden Therapie begonnen werden. Zielwert ist ein Serum-Harnsäurespiegel < 6 mg/dl.
Das Therapieziel ist, ein Fortschreiten der Gicht und eventuelle neue Gichtanfälle zu verhindern, eventuelle Uratablagerungen wieder aufzulösen und die Tophusbildung rückgängig zu machen. Eine erhöhte Serumharnsäure ohne Folgeerkrankung wie Gicht oder Urolithiasis stellt keine Indikation für eine medikamentöse Intervention dar. Jedoch gilt dieses Prinzip nicht bei sekundären Hyperurikämien im Rahmen einer Tumorerkrankung (z. B. Leukämien) und/oder einer Behandlung mit Zytostatika. Hier muss prophylaktisch wegen zu erwartender massiv erhöhter Harnsäurespiegel neben der eventuellen Gabe von Allopurinol mit Rasburicase oder Pegloticase, einem Enzym, das Harnsäure in deutlich besser lösliches Allantoin umwandelt, therapiert werden.
Mittel der ersten Wahl ist Allopurinol, das einschleichend dosiert und unter Kontrolle der Nierenfunktion (Creatinin-Wert) auf einen Harnsäurewert < 6,0 mg/dl eingestellt werden sollte. Bei tophöser Gicht kann ein Zielwert von < 5 mg/dl erwogen werden.
Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion ist der Xanthinoxidase-Hemmer Allopurinol das Mittel der Wahl. Er verhindert die Umwandlung von besser löslichem Xanthin und Hypoxanthin in Harnsäure. Begonnen wird mit 100 mg Allopurinol am Tag. Die Dosis soll alle 2-4 Wochen um 100 mg auf maximal 300 mg/d gesteigert werden, bis der Harnsäurespiegel den Zielwert erreicht hat.
Wird dieser mit einer angemessenen Allopurinol-Dosis nicht erreicht, sollte von Allopurinol auf Febuxostat, einem weiteren neueren, aber auch wesentlich teureren Xanthinoxidase-Hemmer oder ein die Harnsäure-Ausscheidung erhöhendes Urikosurikum wie z. B. Benzbromaron gewechselt, oder Allopurinol mit einem Urikosurikum kombiniert werden.
Febuxostat oder ein Urikosurikum sind ebenso indiziert, wenn Allopurinol nicht toleriert wird. Bei Niereninsuffizienz ist die Dosis von Allopurinol an die Creatinin-Clearance nach unten anzupassen. Urikosurika sind nicht indiziert bei Komplikationen wie Urat-Nephropathie, Urat-Nephrolithiasis oder einer primären Hyperurikämie mit Harnsäure-Überproduktion.
Bei Patienten mit schwer einschränkender tophöser Gicht und schlechter Lebensqualität ist der Einsatz von Pegloticase indiziert, wenn der Zielwert von < 6 mg/dl Harnsäure im Blut nicht mit den o. g. Maßnahmen erreicht werden kann.
Bei kardiovaskulären Komorbiditäten sollte die Behandlung mit Allopurinol oder alternativ mit Febuxostat erfolgen.
Da gerade zu Beginn einer harnsäuresenkenden Therapie erneut Gichtanfälle auftreten können (besonders in der 8. bis 12. Woche), wird für die ersten 3 bis 6 Monate eine zusätzliche Prophylaxe mit Colchicin oder mit NSAR empfohlen. Allerdings hat Colchizin derzeit keine Zulassung in dieser Indikation.


Dosierung

Erwachsene, Jugendliche und Kinder > 4 Jahre:
Alle 8 Wochen 150 mg Canakinumab s.c. (KG > 40 kg)
Alle 8 Wochen 2 mg/kg KG Canakinumab s.c. (15 kg < KG < 40 kg)
Alle 8 Wochen 4 mg/kg KG Canakinumab s.c. (7,5 kg < KG < 15 kg)

Kinder von 2 bis 4 Jahren:
Alle 8 Wochen 4 mg/kg KG Canakinumab s.c. (KG < 7,5 kg)

Patientenhinweis

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung und für bis zu 3 Monate nach der letzten Dosis wirksame Verhütungsmethoden einsetzen.
Vor Beginn der Behandlung sollte die Neutrophilen- und Leukozytenzahl bestimmt werden.
Die Injektion sollte nur in gesunde Hautstellen an Oberschenkel, Bauch, Oberarm und Gesäß erfolgen, wobei die Einstichstelle jedes Mal gewechselt werden sollte.
Bei Auftreten von Anzeichen für eine Tuberkulose (anhaltender Husten, Gewichtsverlust, leicht erhöhte Temperatur) sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Vor einer Impfung von Neugeborenen dessen Mutter innerhalb der letzten 16 Wochen mit Canakinumab behandelt wurde, sollte der Kinderarzt über die Therapie der Mutter informiert werden.

Nebenwirkungen

  Infektionen z. B. Pneumonie, Influenza, Harnwegsinfektionen

Sehr häufig kommt es zu nfektionen der Atemwege. Diese können sich äußern in: Pneumonie,
  • Bronchitis,
  • Influenza,
  • Virusinfektion,
  • Sinusitis,
  • Rhinitis,
  • Pharyngitis,
  • Tonsillitis,
  • Nasopharyngitis und
  • Infektion der oberen Atemwege
Des weitern kommt es sehr häufig zu Ohrinfektion, Cellulitis, Gastroenteritis und Harnwegsinfektion.

  Kopfschmerzen, Schwindel

  Gastrointestinale Störungen

Sehr häufig kommt es vor allem bei der Behandlung der systemischen juvenilen idiopatischen Arthritis mit Canakinumab zu Oberbauchbeschwerden und im Falle der Gichtarthritis zur gastroösophagalen Refluxkrankheit.

  Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen

  Störungen des Blutbildes

Sehr häufig treten als Nebenwirkung Leukopenie und häufig Neutropenie (reduzierte Zahl der neutrophiler Granulozyten) auf. Gelegentlich kann es auch zu Thrombozytopenie kommen.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Erschöpfung/Asthenie

  Reaktionen an der Injektionsstelle

  Schwere arzneimittelinduzierte Hautreaktionen (DRESS)

Die schweren arzneimittelinduzierten Hautreaktionen haben viele unterschiedliche Bezeichnungen, die, wie auch die einzelnen Erkrankungen, schwer gegeneinander abzugrenzen sind und je nach Quelle auch teilweise synonym verwendet werden. In der Leitlinie zur epidermalen Nekrolyse (09/2024) findet man eine tabellarische Auflistung der Differentialdiagnosen mit Beschreibung der klinischen Symptome und histologischen Merkmale zu den einzelnen Erkrankungen.

Zu den schweren arzneimittelinduzierten Hautreaktionen gehören:
Epidermale Nekrolyse (EN)
  • Steven-Johnson-Syndrom (SJS)
  • Toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN)
Erythema exsudativum multiforme majus (EEMM)
Drug reaction with eosinophila systematic syndrom (DRESS)

Lyell-Syndrom
  • medikamentös induziertes Lyell-Syndrom (Toxisch epidermaler Nekrolyse, TEN)
  • [Staphylogenes Lyell-Syndrom (Staphylococcal scalded skin syndrome, SSSS)]

Epidermale Nekrolyse (EN)
Es handelt sich um eine immunologische, arzneimittelinduzierte und akut lebensbedrohliche Erkrankung von Haut- und Schleimhäuten, bei der es zu epidermalen und epithelialen Nekrosen mit schweren Begleiterscheinungen kommt. Charakteristisch kommt es zu einem ausgedehnten Exanthem aus Makulae und/oder schießscheibenartigen Einzeleffloreszenzen mit atypischen Kokarden, Blasen und Erosionen der Epidermis und Schleimhäute, die im Gegensatz zum EEMM eher stammbetont oder generalisiert vorkommen. Meist entwickelt sie sich innerhalb von bis zu 2 Wochen nach Arzneimittel-Einnahme und schreitet dann sehr schnell voran. Um einen Progress handelt es sich nur, wenn sich die betroffenen geröteten Exantheme ausweiten (Fotodokumentation sinnvoll), aber ein Fortschreiten über meist etwa 4-5 Tage mit anschließender Blasenbildung und Hautablösung an den nächsten 5-7 Tagen an den bereits betroffenen Stellen, wird nicht als Progress definiert.
Vom Steven-Johnson-Syndrom (SJS) spricht man bei Hautablösungen < 10 % Körperoberfläche (KOF) und von toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN) bei Hautablösungen > 30 % KOF. Zwischen 10 und 30 % wird von SJS/TEN-Übergangsformen gesprochen.
Das Lyell-Syndrom wird als Maximalform des SJS beschrieben, wobei man das SSSS (Staphylococcal scalded skin syndrom) aufgrund der Staphylokokken-Beteiligung davon abgrenzen kann.

Therapie
Supportive Maßnahmen stehen bei der Behandlung dieser Erkrankung im Vordergrund. Eine mechanische Wundbehandlung und Wundversorgung sollte am besten durch spezialisierte Pflegekräfte auf Verbrennungsstationen erfolgen. Scherkräfte sollten aufgrund des fragilen Hautzustandes vermieden werden und eine mikrobiologische Kolonisierung sollte verhindert werden. Geringflächige Exantheme sollte man zunächst beobachten und Blasen können durch Punktion entlastet werden. Topische Kortikoide sollten nur auf nicht erodierten Arealen eingesetzt werden. Erodierte Stellen können mit Aluminium-bedampften Vliesstoffen verbunden, oder mit nicht-haftenden Silikondistanzgittern oder fetthaltiger Netzgaze abgedeckt werden.
Da zu Beginn der Erkrankung der zu erwartende Schweregrad nicht abgeschätzt werden kann, sollte man bei der Entscheidung für eine systemische Behandlung davon ausgehen, dass sich eine TEN entwickelt. Bei der Auswahl der eingesetzten Wirkstoffe sollte die Vormedikation und der Gesundheitszustand der Patient: innen mit einbezogen werden. Wenn in den letzten 24h kein Progress mehr stattgefunden hat, sollte eine Nutzenbewertung einer neuen systemischen Therapie erfolgen. Eine systemische immunmodulierende/immunsupressive Therapie kann mit Kortikosteroiden, intravenösen Immunglobulinen, Ciclosporin A oder Etanercept als Mono- oder Kombitherapie erfolgen. Thalidomid sollte nicht mehr eingesetzt werden.


Erythema exsudativum multiforme majus (EEMM)
Hierbei handelt sich eine Differentialdiagnose zu SJS und TEN. Die Läsionen kommen vorwiegend im Hand- und Fußbereich oder extremitätenbezogen vor und konfluieren nicht, wodurch es nicht zu großflächiger Blasenbildung kommt. Häufigste Auslöser sind Infektionen, in seltenen Fällen können aber auch Arzneistoffe der Auslöser sein.

Drug reaction with eosinophila systematic syndrom (DRESS)
Das DRESS wird auch Hypersensitivitätssyndrom genannt. Die Immunreaktion wird unterstützt durch ethnische Prädisposition, genetisch determinierten Enzymmangel und eine Reaktivierung von Herpesviren. Es tritt in der Regel etwas langsamer auf (1-8 Wochen nach Einnahme) als die EN.

Lyell-Syndrom
Der Begriff Lyell-Syndrom wird im Zusammenhang mit den beiden unterschiedlichen Krankheiten TEN (medikamentös induziertes Lyell-Syndrom) und SSSS (Staphylogenes Lyell-Syndrom) verwendet. Da es zu Verwechslungen kommen kann, sollte man besser die Begriffe TEN und SSSS verwenden.


Kontraindikationen

Aktive, schwere Infektionen

Da die Substanz das Immunsystem schwächt, muss sie bei unkontrollierbaren Infektionen ggf. abgesetzt werden.

Impfung mit Lebendimpfstoffen

Da nicht bekannt ist, ob die sekundäre Übertragung einer Infektion bei der Behandlung mit Canakinumab möglich ist, sollten keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden, es sei denn der Nutzen überwiegt klar das Risiko. Sollte eine Impfung mit Lebendimpfstoffen notwendig sein, wird empfohlen diese mindestens 3 Monate nach der letzten und vor der nächsten Gabe von Canakinumab zu verabreichen.
Vor Beginn der Behandlung mit Canakinumab sollten Erwachsene und Kinder alle empfohlenen Impfungen einschließlich Pneumokokken und der Impfung mit inaktiviertem Influenza-Impfstoff erhalten.

Neutropenie, Leukopenie

Da es unter der Therapie mit Canakinumab, wie bei anderen Therapien die IL-1 inhibieren auch, zu Neutro- und Leukopenien kommen kann, sollte die neutrophilen Granulozyten und Leukozyten vor Beginn der Therapie mit Canakinumab bestimmt werden. Bei Vorliegen einer Neutro- oder Leukopenie sollte die Therapie nicht begonnen werden. Eine weitere Kontrolle wird nach 1-2 Monaten empfohlen und bei Langzeitbehandlungen sind regelmäßige Kontrollen ratsam. Wenn es Patient neutro- oder leukämisch wird, sollte die Kontrolle engmaschig erfolgen und gegebenenfalls ein Therapieabbruch erwogen werden.

Kinder unter 4 Jahren

Schwangerschaft und Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung mit Canakinumab und indestens 3 Monate danach wirksame Verhütungsmethoden anwenden.

Zur Beurteilung der Verwendung von Canakinumab in der Schwangerschaft beim Menschen liegen keine ausreichenden Daten vor. Tierexperimentelle Daten geben keinen Hinweis auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen. Tierexperimentelle Daten zeigten eine Plazentagängigkeit mit unbekannten klinischen Folgen. Daher wird empfohlen Neugeborenen die in Utero Canakinumab ausgesetzt waren bis zu 16 Wochen nach der letzten Canakinumab-Dosis der Mutter keine Lebendimpfstoffe zu verabreichen. Der Kinderarzt sollte hierüber informiert werden.

Es ist unbekannt, ob der Wirkstoff Canakinumab beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Aber bei Mäusen wurde nachgewiesen, dass ein muriner Anti-Murin-IL-1-beta-Antikörper beim Säugen auf die Jungtiere übertragen wurde. Schädliche Auswirkungen konnten jedoch nicht nachgewiesen werden. Trotzdem sollte eine gründliche Nutzen-Risikoabwägung erfolgen, wenn unter der Behandlung mit Canakinumab gestillt werden sollte.

Wechselwirkungen

  TNF-Antagonisten z. B. Adalimumab

In der Kombination kommt es häufiger zu schwerwiegenden Infektionen. Eine Kombination wird daher nicht empfohlen.

Zu Adalimumab wechseln

  Impfstoffe

Da keine ausreichenden Daten zum Risiko einer sekundären Übertragung einer Infektion durch Lebendimpfstoffe vorliegen, sollten während der Behandlung mit Canakinumab und bis zu 3 Monate nach der letzten und vor der nächsten Canakinumab-Dosis keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden. Patienten bei denen die Behandlung mit Canakinumab geplant ist, sollten bis spätestens 3 Monate vor Beginn alle empfohlenen Impfungen (einschließlich Pneumokokken und inaktiviertem Influenza-Impfstoff) erhalten.

  CYP3A4-Substrate

Die Cytochrom P450-Enzyme (kurz CYP) sind maßgeblich an der Biotransformation von Arzneimitteln beteiligt. CYP-Enzyme sind mischfunktionelle Monooxygenasen, d. h. sie führen ein Sauerstoffatom in das zu transformierende Molekül ein. Durch diese Reaktionen (z. B. Hydroxylierung, N- und S-Oxidation, N- und O-Desalkylierung, Desaminierung) werden die Moleküle hinsichtlich einer leichteren Eliminierbarkeit funktionalisiert. Die CYP-Enzyme weisen eine breite Substratspezifität auf und sind damit für die Biotransformation von vielen, auch strukturell unterschiedlichen Arzneistoffen von Bedeutung. Sowohl der Dünndarm als auch die Leber sind im Bezug auf die CYP-Enzyme die Schlüsselorgane, wobei letztere den höchsten CYP-Enzym-Gehalt aufweist. Häufig sind bestimmte CYP-Enzyme durch Arzneistoffe, aber auch durch Nahrungsbestandteile und Umweltgifte induzier- oder hemmbar. Von größter Bedeutung für die Metabolisierung von Arzneistoffen ist das Isoenzym 3A4.

Zur Gruppe der Arzneistoffe, die Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 hemmen, gehören Ciclosporin, Tacrolimus, Isoniazid, Aprepitant, Cimetidin, Chloramphenicol, Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol, Clotrimazol), Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, NICHT Azithromycin), Virostatika (Delaviridin, Indinavir, Ritronavir, Nelfinavir), Diltiazem, Verapamil, Nifedipin, Felodipin u. a. Auch einige Lebensmittel wie z. B. Grapefruitsaft oder Sternfrucht (Karambole) hemmen CYP3A4. Eine besonders starke Hemmung des Isoenzyms 3A4 können z. B. Azolantimykotika und Virustatika hervorrufen.

Zur Gruppe der Induktoren von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 gehören: Virostatika (Efavirenz, Nevirapin), Barbiturate (Phenobarbital), Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskrautextrakte, Oxcarbazepin, Rifabutin.

U. a. werden folgende Arzneistoffe über das Isoenzym 3A4 metabolisiert und daher als Substrate von CYP 3A4 bezeichnet: Benzodiazepine (Alprazolam, Diazepam), Calciumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin), HMG-CoA-Reduktasehemmer (Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin; NICHT Fluvastatin und Pravastatin), Phosphodiesteradeinhibitoren (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil), Alfuzosin, Cabergolin, Ciclosporin, Indinavir, Montelukast.

CYP3A4-Substrate anzeigen

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Bei Canakinumab handelt es sich um einen monoklonalen Anti-Human-Interleukin-1-beta-Antikörper des IgG1/κ Isotypen.
Es neutralisiert die biologische Aktivität von humanem IL-1-beta, indem es mit hoher Affinität spezifisch an IL-1-beta bindet und damit die Bindung an dessen Rezeptor verhindert. Die IL-1-beta induzierte Genaktivierung und Bildung von Entzündungsmediatoren wird damit verhindert.
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Patientenhinweis

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Dosierung

Die subkutane Injektion kann in den Oberschenkel, Bauch, Oberarm oder das Gesäß erfolgen. Die Einstichstelle sollte bei jeder Gabe variiert werden und nicht in geschädigte Areale oder Narbengewebe erfolgen. Jede Durchstechflasche ist zum einmaligen Gebrauch bestimmt.

CAPS:
Bei vermindertem Ansprechen auf die Erstdosis (z. B. 150 mg oder 2 mg/kg KG) kann innerhalb von 7 Tagen nach Therapiebeginn eine zweite Gabe der gleichen Dosis (z. B. 150 mg oder 2 mg/kg KG) erfolgen. Kommt es dann zu einem zufriedenstellenden Ansprechen wird in den folgenden Zyklen (alle 8 Wochen) diese doppelt so hohe Dosis beibehalten (300 mg oder 4 mg/kg KG). Ist das Ansprechen noch immer nicht zufriedenstellend kann nach weiteren 7 Tagen eine weitere Dosis mit ebenfalls der doppelten Dosis der letzten Gabe erfolgen (300 mg oder 4 mg/kg KG). Wenn daraufhin ein zufriedenstellendes Ansprechen erfolgt, sollte individuell entschieden werden, ob die Therapie mit der 4-fach erhöhten Dosis (z.B. 600 mg oder 8 mg/kg KG) alle 8 Wochen fortgesetzt werden kann.
Da die klinische Erfahrung mit kürzeren Dosierungsintervallen als 4 Wochen oder einer Dosierung über 600 mg/kg KG begrenzt ist, wird eine solche Anwendung nicht empfohlen.

TRAPS, HIDS/MKD und FMF:
Die Dosierung beträgt 150 mg bei Patienten > 40 kg KG und 2 mg/kg KG bei Patienten mit einem Gewicht zwischen 7,5 und 40 kg KG alle 4 Wochen als subkutane Injektion. Bei vermindertem Ansprechen auf die Erstdosis kann 7 Tage nach Therapiebeginn eine zweite Dosis gegeben werden und bei zufriedenstellendem Ansprechen sollte diese doppelte Dosis dann alle 4 Wochen gegeben werden. Sollte das Ansprechen nicht zufriedenstellend sein, sollte darüber nachgedacht werden die Therapie zu beenden.

Still-Syndrom:
Die empfohlene Dosierung bei Patienten mit einem Körpergewicht von 7,5 kg und mehr beträgt 4 mg/kg KG (bis zum Maximum von 300 mg) alle 4 Wochen als subkutane Injektion.

Gichtarthritis:
Eine harnsäuresenkende Therapie sollte eingeleitet oder intensiviert werden. Die Therapie mit Canakinumab erfolgt als Bedarfstherapie so schnell wie möglich nach einem Gichtanfall, indem 150 mg subkutan injiziert werden. Patienten, die auf diese Behandlung nicht ansprechen, sollten nicht erneut mit Canakinumab behandelt werden. Bei Ansprechen sollte eine weitere Gabe erst nach 12 Wochen erfolgen. Bei Kindern und Jugendlichen hat diese Therapie keinen relevanten Nutzen.

Zum Zweck der Rückverfolgbarkeit sind Name und Charge des verwendeten Arzneimittels zu dokumentieren.

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