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          < Capecitabin >

Capecitabin

    

Wirkmechanismus

Zytostatikum:
Hemmung der Zellteilung und Einleitung der Apoptose durch Hemmung der Pyrimidinsynthese

Anwendung

Mammakarzinom

Capecitabin ist zugelassen zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierenden Mammakarzinoms. Die Behandlung mit Capecitabin erfolgt in Kombination mit Docetaxel erst dann, wenn eine anthracyclinhaltige, zytotoxische Therapie bereits versagt hat. Auch die Monotherapie mit Capecitabin ist in diesem Fall möglich, wenn auch Taxane bereits versagt haben und eine weitere Anthracyclinbehandlung nicht angezeigt ist.

Das Mammakarzinom ist der häufigste maligne Tumor der Frau mit etwa 25 % aller Tumorfälle und ca. 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr. In der Regel ist nur eine Brust der Frau betroffen, wobei sich mehr als 50 % der Tumoren im äußeren oberen Quadranten der Brust antreffen lassen. 20 % entfallen auf Tumoren im Bereich der Brustwarze und die restlichen 3 Quadranten sind zu je 10 % betroffen. Auf struktureller Ebene überwiegt das duktal-invasive Karzinom. Der Tumor geht also von den Milchgängen aus. Die Ursachen für den Brustkrebs sind recht unterschiedlich. So gibt es bestimmte Mutationen des BRCA1- und 2 Gens, aber auch hormonelle Einflüsse können eine Ursache sein. Wegen der ungünstigen Prognose (frühzeitige lymphogene und hämatogene Metastasierung) bei der Entdeckung durch die Frau (in der Regel Zufallsbefunde) ist beim Mammakarzinom die Früherkennung sehr wichtig. Daher sollten Frauen regelmäßig Tastuntersuchungen der Brust durchführen, oder durchführen lassen. Ein regelmäßiges röntgenologisches Untersuchen der Brust wird in Screeninguntersuchungen bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr durchgeführt. Umgehend einen Arzt aufsuchen sollten Frauen, welche Knoten in der Brust ertasten, die Einziehungen in der Haut oder der Brustwarze haben, sowie Frauen, welche Veränderungen an der Haut feststellen.

Die Therapie des Mammakarzinoms beinhaltet die chirurgische Entfernung des Tumorgewebes (mit oder ohne Erhalt der Brust), Bestrahlung, Polychemotherapie sowie Hormontherapie.

Kolonkarzinom

Capecitabin ist zur adjuvanten Therapie nach der Resektion eines Kolonkarzinom Stadium III (mit Lymphknotenbefall) und bei metastasierendem Kolorektalkarzinom zugelassen.

Das Kolonkarzinom und das Rektumkarzinom werden in der Onkologie häufig als kolorektales Karzinom zusammengefasst. Es handelt sich hierbei um Karzinome des Dickdarms, welche am häufigsten im linken, absteigenden Anteil des Dickdarms (genauer Sigma) auftreten. Die Tumoren entstehen meist aus zunächst gutartigen Adenomen (Polypen), welche mit zunehmender Zeit entdifferenzieren und somit malignen Charakter bekommen. Die Ursachen hierfür liegen zum einen an den langen Passagezeiten für die Nahrung und damit auch der darin enthaltenden Noxen im Dickdarm und zum anderen an spezifischen Mutationen. Die Symptomatik des Kolorektalkarzinoms ist wie bei vielen anderen Tumorerkrankungen zunächst recht unspezifisch (Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust etc.). Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung kann es dann jedoch zu charakteristischen Problemen im Verdauungstrakt kommen, wie Obstipation, Bleistiftstuhl und/oder Darmverschluss. Dickdarmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten überhaupt mit ca. 40 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Aufgrund dieser Tatsache und der, dass eine frühzeitige Erkennung pathologischer Veränderungen im Darm gut therapierbar sind, werden ab dem 56. Lebensjahr Vorsorgeuntersuchungen in Form von Darmspiegelungen von den Krankenkassen bezahlt. Bei familiären Häufungen oder konkreten Verdachtsfällen (Blutbeimengungen im Stuhl etc.) sollte eine Koloskopie frühzeitig erfolgen.

Die Therapie des Kolorektalkarzinoms beinhaltet als oberstes Ziel die chirurgische Tumorentfernung in Kombination mit Chemotherapie und/oder Strahlentherapie. Je nach Lage des Tumors wird die komplette betroffene Hälfte des Dickdarms entfernt (Hemikolektomie). Je nach Lage des Tumors kommt es zu unterschiedlichen Metastasierungsorten. Bei Rektum-nahen Tumoren findet eine hämatogene Metastasierung über die Vena cava Richtung Lunge, bei höherliegenden Karzinomen über die Pfortader Richtung Leber statt.

Magenkarzinom

Capecitabin ist in Kombination mit einem platinhaltigen Chemotherapieregime zur First-line-Therapie des fortgeschrittenen Magenkarzinoms zugelassen.

Das Magenkarzinom ist einer der wenigen Tumorarten, deren Neuerkrankungszahl in Deutschland rückläufig ist. So gibt es ca. 5 Neuerkrankte pro 100.000 Einwohner. Ursächlich hierfür ist die Ursache der Erkrankung. So gelten zum einen Nitrit und Nitrat-haltige Nahrungsmittel als Risikofaktoren, da sie unter Einfluss der Magensäure Nitrosamine bilden können. Zum anderen stellt eine Infektion mit dem Helicobacter pylori bzw. generell Entzündungen der Magenschleimhaut eine wichtige Ursache für die Entwicklung eines Magenkarzinoms dar. Durch die gute Therapierbarkeit dieser Erkrankungen und durch die deutliche Reduktion von Pökelsalzen zur Lebensmittelkonservierung fallen zwei große Verursacher des Magenkarzinoms weg. Ein weiterer Risikofaktor stellt das Rauchen dar.
Auch beim Magenkarzinom gilt, dass es in der frühen Enstehungsphase kaum Symptome gibt, und die Tumore beim Auftreten einer Symptomatik bereits in einem fortgeschrittenen Stadium sind und daher bereits metastasiert haben. Beim Auffinden von Fernmetastasen und Lymphknotenbefall ist die Prognose sehr schlecht.

Die Therapie des Magenkarzinoms umfasst eine chirurgische Entfernung des betroffenen Magenabschnitts, sowie eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie.

Dosierung

2 x täglich 625-1250 mg/m² Körperoberfläche

Patientenhinweis

Beim Auftreten mäßiger bis schwerer Nebenwirkungen ist die Einnahme auszusetzen und Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu nehmen.
Es ist auf Ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten - bei Dehydratation ist die Therapie zu unterbrechen.
Die Tabletten sollen innerhalb von 30 Minuten nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
Achtung: Vor Behandlungsbeginn Phänotyp und/oder Genotyp bestimmen (DPD-Mangel).

Nebenwirkungen

  Störungen des Blutbildes

Sehr häufig treten als Nebenwirkung Anämie, Lymphopenie (reduzierte Zahl der Lymphozyten), Neutropenie (reduzierte Zahl der neutrophiler Granulozyten), Leukopenie und Thrombozytopenie auf. Gelegentlich kann es auch zu Panzytopenie und hämolytischer Anamie kommen.

Das Hämogramm (Blutbild) stellt die Menge der in einer Blutprobe vorhandenen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Retikulozyten (polymorphkernige Blutkörperchen) nebeneinander dar. Beim Differentialblutbild werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter, wie z. B. die Form, mit herangezogen. Neben pathologischen Veränderungen können Abweichungen von den Normwerten auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sein. Auftreten können u. a.:
  • Leukopenie: Die Gesamtzahl aller Leukozyten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) im Blut ist auf unter 5.000/mm³ reduziert.
  • Leukozytose: Die Gesamtzahl aller Leukozyten im Blut ist über 10.000/mm³ erhöht.
  • Granulozytopenie: Verminderung der Anzahl der Leukozyten, insbesondere der neutrophilen Granulozyten.
  • Agranulozytose (perniziöse Neutropenie): Verminderung der Anzahl der Leukozyten (Leukopenie), die Granulozyten können komplett fehlen. Auch die Blutplättchen und das Knochenmark können betroffen sein. Eine Agranulozytose kann sich innerhalb von Stunden ausbilden und geht üblicherweise mit grippeähnlichen Symptomen einher, bei deren Auftreten der Patient darüber aufgeklärt sein muss, dass umgehend eine ärztliche Konsultation erfolgen sollte. Es wird symptomatisch therapiert; Breitbandantibiotika und Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren, wie Filgrastim, werden häufig in der Therapie verabreicht.
  • Eosinophilie: Erhöhung der Anzahl der eosinophilen Granulozyten im Blut. Bei allergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem tritt dies zum Beispiel auf.
  • Thrombozytopenie: Verminderung der Anzahl der Thrombozyten unter 150.000/mm³. Durch den Mangel an Thrombozyten ist die Blutgerinnung gestört und es treten vermehrt Hämatome oder Blutungen auf.
  • Aplastische Anämie: Die Gesamtzahl aller Zellen im Blut ist reduziert (Panzytopenie). Ursache ist eine gestörte Stammzellreifung im Knochenmark.
Grundsätzlich stellen Blutbildveränderungen ernste bis lebensbedrohliche unerwünschte Wirkungen dar, die einer weitergehenden ärztlichen Abklärung bzw. Behandlung bedürfen.

  Gastrointestinale Beschwerden

Eine der häufigsten Störgrößen einer chemotherapeutischen Krebstherapie besteht in dem Auslösen von Erbrechen. Dabei haben die verabreichten Substanzen ein unterschiedlich emetogenes Potential. Dieses wird wie folgt beurteilt:
  • hoch emetogen (Wahrscheinlichkeit des Erbrechens ohne Prophylaxe > 90 %)
  • moderat emetogen (Wahrscheinlichkeit des Erbrechens ohne Prophylaxe > 30 % < 90 %)
  • niedrig emetogen (Wahrscheinlichkeit des Erbrechens ohne Prophylaxe > 10 % < 30 %).
Somit führt selbst bei niedrig emetogenen Substanzen die Applikation ohne antiemetische Prophylaxe sehr häufig zum Erbrechen.
Wirkstoffe mit hohem emetogenen Potential sind z. B.:
  • Cisplatin
  • Cyclophosphamid
Wirkstoffe mit moderatem emetogenen Potential sind z. B.:
  • Carboplatin
  • Oxaliplatin
  • Doxorubicin
  • Epirubicin
Wirkstoffe mit niedrigem emetogenen Potential sind z. B.:
  • Docetaxel
  • Paclitaxel
  • 5-Fluorouracil
  • Gemcitabin
  • Trastuzumab

Die Art des Erbrechens lässt sich dabei noch unterteilen in akutes Erbrechen (innerhalb 24 Stunden nach Applikation) und verzögertes Erbrechen (Tag 2-5). Während bei der akuten Emese vorrangig Serotonin eine auslösende Rolle spielt, ist für das verzögerte Erbrechen eher das Neuropeptid Y verantwortlich. Dementsprechend gibt es auch Unterschiede in der antiemetischen Prophylaxe.

Hochemetogene Wirkstoffe:
  • Tag 1: Dexamethason i.v. + Setron + Aprepitant 125 mg
  • Tag 2-4 Dexamethason i.v. + Aprepitant 80 mg (bis Tag 3)
Moderat emetogene Wirkstoffe:
  • Tag 1: Dexamethason i.v. + Setron
  • Tag 2-3: Dexamethason oder Setron oder Metoclopramid
Niedrig emetogene Wirkstoffe:
  • Tag 1: Dexamethason

Unter der Therapie kommt es zusätzlich sehr häufig zu Durchfällen, Stomatitis (Entzündungen der Mundschleimhaut) und Bauchschmerzen. Häufig kommt es ebenso zu gastrointestinalen Blutungen, Mundtrockenheit, Verdauungsstörungen, Verstopfung  und Flatulenz. Gelegentlich treten Darmverschlüsse, Aszites (Bauchwassersucht) und Enteritis auf.

  Störungen des Herz-Kreislauf-Systems

Eine kardiotoxische Wirkung für diese Wirkstoffgruppe wurde beschrieben.

Sehr häufig treten Ödeme auf.
Häufig kommt es zur Ausbildung von Thrombophlebitis und Thrombose, gelegentlich zu Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen (u. a. Tachykardie, Vorhofflimmern, ventrikuläre Extrasystolen), Gesichtsödemen, Kreislaufversagen, Hyper- und Hypotonie, Herzklopfen und tiefen Venenthrombosen.

  Hand-Fuß-Syndrom, Dermatitis, Alopezie

Das Hand-Fuß-Syndrom wird auch auch Hand-Fuß-Hautreaktion und palmoplantare Erythrodysästhesie bezeichnet. Es tritt meist durch Chemotherapeutika induziert auf.

Das Sydrom wird durch Schwellung, Rötung und Dys- bzw. Parästhesien an den Akren der Hände und Füße charakterisiert. Bei einigen Patienten äußert es sich jedoch auch in stark schmerzhafter Schuppung, Ulzeration und Blasenbildung an Handflächen und Fußsohlen. Nach einem stark ausgeprägten Hand-Fuß-Syndrom kann es dazu kommen, dass die Fingerlinien dauerhaft verschwinden.

Die Nebenwirkung wird in Schweregrade eingeteilt:
  • Grad 1: ohne Beeinträchtigung alltäglicher Tätigkeiten
  • Grad 2: mit Beeinträchtigung alltäglicher Tätigkeiten
  • Grad 3: nässende Schuppung und Blasenbildung

Bei Schweregraden 2 und 3 soll die Therapie unterbrochen, bei Schweregrad 3 anschließend auch nur mit reduzierter Dosis fortgesetzt werden.


  Zentralnervöse Störungen

Sehr häufig kommt er zu Lethargie, Augenreizungen, Müdigkeit, Parästhesie, peripherer Neuropathie und allgemeinen Schmerzen.
Häufig bis gelegentlich treten auf: Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Sehstörungen, Bewegungsstörungen (Ataxie), Gedächtnisstörungen, Schwäche, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen.

  Ernährungs- und Stoffwechselstörungen

Es kommt sehr häufig zu Apetitlosigkeit, Hyperbilirubinämie, Hypokaliämie, Hypokalziämie, Hyponatriämie und zum Anstieg der Leberwerte.
Häufig treten Gewichtsabnahme und Dehydrierung auf. Desweiteren kommt es gelegentlich zu Diabetes, Hypokaliämie, Unterernährung und Hypertriglyzeridämie.

  Störungen der Atemwege

Sehr häufig kommt es zu Atembeschwerden, häufig zu Asthma bronchiale, Halsschmerzen, Husten, Nasenbluten und Nasenlaufen. Gelegentlich treten Lungenembolie, Pneumothorax, ein grippeähnlicher Symptomenkomplex und Heiserkeit auf.


  Fieber, Hitze-/Kältegefühl

  Infektionen

Es kommt allgemein zu einer gesteigerten Infektanfälligkeit des Patienten:
Häufig werden Herpes-Virusinfektionen sowie Infekte der oberen (Nasopharyngitis) und unteren Atemwege beschrieben. Desweiteren kommt es gelegentlich zu Pilzinfektionen, Pneumonie, Tonsillitis, Pharyngitis, Influenza, Zahnabszessen, oraler Candidiasis sowie Harnwegsinfekten und Sepsis.

  Schlafstörungen, Depression, Verwirrtheit/Panik

Kontraindikationen

Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-Mangel

Dihydropyrimidin-Dehydrogenase ist das Enzym, welches die Wirkform von Capecitabin (5-Fluorouracil) so metabolisiert, dass diese ausgeschieden werden kann. Durch das Fehlen dieses Enzyms akkumuliert der Wirkstoff und eine toxische Wirkung tritt ein.

Behandlung mit Brivudin und Analaoga

Durch die Anwendung von Brivudin oder dessen Analoga (Virostatika) kommt es zu einer Hemmung der Dihydropyrimidin-Dehydrogenase, die für den Abbau von 5-Fluorouracil, der Wirkform von Capecitabin, verantwortlich ist. Somit akkumuliert der Wirkstoff und eine erhöhte, potenziell tödliche Toxizität tritt auf. Nach Beendigung einer Brivudintherapie müssen 4 Wochen vergehen bevor die Capecitabintherapie begonnen werden kann.

Schwere Störungen des Blutbildes

Hierunter fallen schwere Leukopenie, Neutropenie oder Thrombozytopenie.

Schwere Leberfunktionsstörungen

Die Leber stellt das wichtigste Organ für die Biotransformation von Arzneistoffen dar. Häufig wird durch die Verstoffwechselung von Arzneistoffen deren Ausscheidung erst ermöglicht: Arzneistoffe mit Molekulargewicht über 500 können über Leber und Galle ausgeschieden werden, wohingegen man leichtere Arzneistoffe häufiger im Urin findet.

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, kann dies für die Arzneimitteltherapie insofern von Bedeutung sein, als dass Arzneistoffe länger im Organismus verbleiben, da die vor der Ausscheidung notwendige Biotransformation mehr Zeit beansprucht. In vielen Fällen wird daher eine Herabsetzung der Dosis oder des Dosierintervalles sowie eine Überwachung der Wirkstoffspiegel angezeigt sein, ggf. ist die Gabe des betreffenden Arzneistoffes sogar kontraindiziert. Möglich ist jedoch auch der Fall, dass ein unwirksames Prodrug durch die Leber nur verzögert oder gar nicht in die aktive Wirkform überführt werden kann.

Schwere Nierenfunktionstörungen

Die Niere stellt das wichtigste Organ für die Ausscheidung von Arzneistoffen und deren Stoffwechselprodukten dar. Ist die Funktionsfähigkeit der Niere herabgesetzt, verbleiben Arzneistoffe und ggf. auch wirksame oder toxische Stoffwechselprodukte länger im Organismus.

Für die Arzneimitteltherapie bedeutet dies, dass bei Substanzen, die zu einem wesentlichen Teil über die Nieren aus dem Organismus entfernt werden, die Dosis des Arzneistoffes herabzusetzen und/oder die Wirkstoffspiegel genau zu überwachen sind. Gerade dann, wenn toxische Metabolite nicht mehr ausreichend über die Niere entfernt werden können, kann auch eine absolute Kontraindikation gegeben sein. Als geeignetes Maß für die Funktionstüchtigkeit der Niere hat sich die sogenannte Kreatininclearance durchgesetzt.

Ob eine Dosisanpassung wegen einer Einschränkung der Nierenfunktion vorgenommen werden sollte, kann anhand folgender Faustregel abgeschätzt werden: Die Kreatinin-Clearance liegt unter 50 ml/min und der normalerweise über die funktionstüchtige Niere ausgeschiedene Anteil der resorbierten Dosis liegt über 50-70 % (tabellierter Wert, sogenanntes Q-Null-Konzept).

Für Capecitabin sollte bei eingeschränkter Nierenfunktion eine Dosisanpassung erfolgen. Liegt die glomeruläre Filtrationsrate < 30 ml/min, so gilt dies als Kontraindiktion.

Schwangerschaft und Stillzeit

Capecitabin ist in Schwangerschaft und Stillzeit absolut kontraindiziert.

Es liegen keine Daten für die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit vor. Für die Wirkstoffgruppe (fluorierte Pyrimidin-Derivate) ist jedoch eine Schädigung des Fetus mit lethalem oder teratogenem Ausgang zu erwarten und in tiertoxikologischen Studien belegt. Gebährfähigen Patientinnen ist von einer Schwangerschaft unter der Therapie deutlich abzuraten und sie sind über die Möglichkeit der Schädigung des Fetus zu informieren.
Wird eine Therapie während der Stillzeit begonnen, so sollte abgestillt werden.

Wechselwirkungen

  Vitamin-K-Antagonisten

Bei gleichzeitiger Anwendung von Capecitabin kommt es zu einer Hemmung des Abbaus von Cumarinderivaten (z. B. Warfarin). Dies kann zu Blutungen führen und erfordert deshalb eine verstärkte Überwachung der Koagulationsparameter.

Vitamin-K-Antagonisten anzeigen

  Bestimmte Antacida

In dieser Kombination wurde ein leichter Anstieg der Capecitabinkonzentration und eines Metaboliten nachgewiesen.

Zu Aluminiumoxid + Magnesiumhydroxid wechseln

  Brivudin, Sorivudin

Durch die Anwendung von Brivudin oder dessen Analoga (Virostatika) kommt es zu einer Hemmung der Dihydropyrimidin-Dehydrogenase, die für den Abbau von 5-Fluorouracil, der Wirkform von Capecitabin, verantwortlich ist. Somit akkumuliert der Wirkstoff und eine erhöhte, potenziell tödliche Toxizität tritt auf. Nach Beendigung einer Brivudintherapie müssen 4 Wochen vergehen bevor die Capecitabintherapie begonnen werden kann.

  Interferon

Bei der Gabe von Interferon alfa kann es zu einer erhöhten Toxizität des Capecitabins kommen. Die maximal verträgliche Tagesdosis sinkt von 3000 auf 2000 mg/m² Körperoberfläche in der Kombination mit täglich 3 Mio. I. E./m² Körperoberfläche Interferon alfa-2a.

  Folinsäure

Aufgrund einer pharmakodynamischen Interaktion kommt es zu einer erhöhten Toxizität des Capecitabins. Die maximal verträgliche Tagesdosis sinkt von 3000 auf 2000 mg/m² Körperoberfläche in der Kombination mit 2 x tgl. 30 mg Folinsäure.

  Phenytoin

Bei gleichzeitiger Therapie mit Capecitabin und Phenytoin kann es zu erhöhten Phenytoinspiegeln bis hin zu Intoxikationserscheinungen kommen. Eine enmaschige Überwachung des Phenytoinspiegels ist empfohlen.

Zu Phenytoin wechseln

  Allopurinol

Die gleichzeitige Anwendung mit Allopurinol sollte vermieden werden, da die Wirksamkeit des wirksamen Metaboliten 5-Fluorouracil vermindert werden kann.

Zu Allopurinol wechseln

  Irinotecan

Bei gleichzeitiger Gabe mit Irinotecan (Zytostatikum) steigt das Risiko für Neutropenie, Thrombose und Embolie deutlich an.

Strukturformel

Strukturformel

Kommentar

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Wirkmechanismus

Tumoren zeichnen sich im Gegensatz zu gesundem Gewebe dadurch aus, dass sie:
  • unabhängig von Wachstumssignalen sind
  • insensitiv für hemmende Wachstumssignale sind
  • Apoptose (programmierter Zelltod) umgehen oder vermeiden
  • sich das Potential zur unbegrenzten Replikation aneignen
  • die Versorgung mit Blutgefäßen induzieren (Angiogenese)
  • infiltrierend wachsen und metastasieren.

Durch Zytostatika wird die Zellteilung gehemmt. Dabei schlägt die Therapie um so effektiver an, je schneller der Tumor wächst. Dies liegt daran, dass die Chemotherapeutika besonders gut auf proliferierende Zellen wirken, also auf Zellen, die noch nicht ausdifferenziert sind und sich nicht in der Ruhe-Phase befinden.
Je nach Angriffspunkt im Zellzyklus werden phasenspezifische und phasenunspezifische Substanzen unterschieden. Phasenspezifische Substanzen wirken nur in einzelnen Phasen des Zellzyklus. So wirken z. B. Antimetaboliten in der S-Phase, in der die DNA-Replikation stattfindet, und Mitosehemmstoffe in der Mitose-Phase. Phasenunspezifisch wirken z. B. Antrazykline und Alkylantien. Dennoch ist ihre Wirksamkeit auf proliferierende Zellen deutlich höher als auf ruhende.
Durch die Zytostatika werden die Tumorzellen eliminiert, indem die Apoptose induziert wird. Diese ist allerdings abhängig vom Tumorsuppressorprotein p53, dessen kodierende Gene geschädigt sein können, wodurch eine Tumorresistenz gegen Chemotherapeutika ausgelöst werden kann.
Die meisten Zytostatika schädigen neben den Tumorzellen auch gesunde Zellen. Dabei sind Zellen und Gewebe mit hoher Proliferationsrate, wie Knochenmark, Epithel des Gastrointestinaltrakts und Haarfollikel, besonders stark betroffen (Nebenwirkungen wie Knochenmarksdepression, Schleimhautentzündung und Haarausfall liegen darin begründet). Zytostatika haben neben ihrer tumorhemmenden Wirkung auch ein teratogenes, mutagenes und onkogenes Potential, d. h. sie können selbst die Entstehung eines Zweittumors auslösen. Als besonders kanzerogen einzustufen sind die Alkylantien.

Capecitabin wird nach seiner oralen Verabreichung und Aufnahme in mehreren Metabolisierungsschritten zum zytotoxischen 5-Fluorouracil umgewandelt. Als letzter Schritt der Wirkstoffaktivierung wird dieses zu 5-Fluorodesoxiuridin-Monophosphat metabolisiert und kann in dieser Form die Thymidilatsynthase hemmen. Dadurch wird die Methylierung von Desoxyuridylsäure zu Thymidylsäure unterdrückt. Durch das Fehlen von Thymidinbausteinen wird so die DNS-Synthese unterdrückt. Desweiteren wird 5-Fluorodesoxiuridin-Monophosphat als falscher Baustein in DNS-Moleküle eingebaut und hemmt so die RNS- und Proteinsynthese.

Am stärksten treffen die Auswirkungen des DNS- und RNS-Mangels die Zellen, die schneller proliferieren und somit Capecitabin bzw. 5-Fluorouracil schneller metabolisieren können - z. B. Tumorzellen.
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Patientenhinweis

Allgemein können Nebenwirkungen dazu Anlass geben die Therapie zu unterbrechen. Die Entscheidungen für eine Einnahmeunterbrechung sind in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu treffen. Die meisten Nebenwrikungen gehen durch das Absetzen zurück, sodass eine Wiederaufnahme der Therapie ggf. mit veränderter Dosierung möglich wird.

Auf eine Dehydratation ist insbesondere bei Patienten mit starken Durchfällen, Übelkeit, Erbrechen, Gewichstverlust und Schwäche zu achten, da diese Patienten besonders leicht dehydrieren.

Patienten mit partiellem oder vollständigem Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-Mangel
haben bei der Behandlung mit Fluoropyrimidinen (5-FU, Capecitabin) ein erhöhtes Risiko für schwere Toxizität (siehe Kontraindikationen).
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Dosierung

Monotherapie bei allen zugelassenen Indikationen:
  • 2 x täglich 1250 mg/m² Körperoberfläche für 14 Tage, anschließend 7 Tage Therapiepause

Kombinationstherapie (mit platinhaltigen Zytostatika) bei allen zugelassenen Indikationen:
  • 2 x täglich 800-1000 mg/m² Körperoberfläche für 14 Tage, anschließend 7 Tage Therapiepause, bzw. 625 mg 2 x täglich bei fortwährender Einnahme während eines Zyklus von 21 Tagen (zusätzliche antiemetische und hydratationsbewahrende Prämedikation entsprechend dem Platin-Zytostatikatherapieschema)

Kombinationstherapie mit Docetaxel bei Mammakarzinom:
  • 2 x täglich 1250 mg/m² Körperoberfläche für 14 Tage, anschließend 7 Tage Therapiepause + einmal alle 3 Wochen 75 mg Docetaxel/m² Körperoberfläche als i. v. Infusion (zusätzliche Prämedikation mit oralem Kortikoid - z. B. Dexamethason - entsprechend dem Docetaxeltherapieschema)

Beim Auftreten von mäßigen und schweren Nebenwirkungen können diese symptomatisch behandelt oder durch Dosisreduktion (durch Verringerung der Dosis oder durch Aussetzen der Einnahme) gelindert werden.
Bei einem Unterschreiten der Neutrophilenzahl von 1500/mm3 oder der Throbozytenzahl von 100.000/mm3 ist die Behandlung auszusetzen.
Bei älteren Patieten ist insbesondere auf das verstärkte Auftreten von Nebenwirkungen zu achten.
Kombinationstherapien sollen erst dann beginnen oder wieder aufgenommen werden, wenn der Einnahme aller Wirkstoffe der Kombination nichts entgegensteht.
Die Dosiseinstellung muss durch eine Arzt mit entsprechender Qualifikation und Erfahrung erfolgen.

Wussten Sie schon?

Die Wirkstoffprofile gibt es auch zum Download.

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